Kapitel 10: Ich kann auf mich aufpassen

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Kapitel 10: Ich kann auf mich aufpassen

Lias POV

"Entschuldigen sie, Miss, aber der Tisch da drüben ist noch schmutzig. Wenn es ihnen was ausmachen würde?" Ich sah von meinem Klatschblatt auf und sah stattdessen einen relativ großen, jungen Mann vor mir. Er trug eine Brille und außerdem eine Mütze auf seinem Kopf.

"Ähm, es gibt doch noch dutzende andere freie Tische hier." Verwirrt sah ich mich um und bestätigte somit meine Aussage. Keine Ahnung was er mir damit nun ausgerechnet sagen wollte.

Er stämmte beide Hände in seine Seiten und sah mich herausfordernd an. "Ich möchte aber genau an diesen Platz und der Kunde ist König, hab ich Recht? Ich bin sicher, das gilt auch hier." Ein schadenfrohes Grinsen machte sich auf seinen Lippen breit. 

"Das hier ist nur ein kleiner Coffee Shop, Sir. Die meisten Leute bestellen nur und hauen dann wieder ab. Ich bin sicher es wird sie nicht umbringen, an einen anderen Platz zu gehen." Keine Ahnung wo diese Frechheit in mir plötzlich herkam. Normalerweise bin ich nichts als höflich und zuvorkommend zu den Kunden aber dieser Herr heute brachte wirklich das Fass zum Überlaufen.

Ich hatte heute morgen einen hier, der dreimal darauf bestand, seinen Kaffee zu ersetzen, weil angeblich irgendwas nicht damit stimmte. Allerdings war die Tasse jedes Mal wieder zur Hälfte leer. Außerdem hatte ich jemanden der meinte, mich abziehen zu müssen, weil ich ihm angeblich zu wenig Restgeld wiedergegeben hatte, dabei war ich mir zu 100 Prozent sicher, dass dies nicht der Fall war. Des Weiteren hatte ich eine Hand voll Kunden, die mich mit ihren abwertenden Blicken und Bemerkungen zur Weißglut brachten und dann kam auch noch dieser Herr in den Laden und meinte diese unnötige Nummer mit mir abziehen zu müssen.

Gleich nachdem die Worte meine Lippen verließen, bereute ich sie jedoch auch schon wieder. "Oh, ich bin sicher, das wird ihren Vorgesetzten freuen zu hören." Flötete er. "Ich hätte gerne den Namen und die Nummer." Verlangte er dann.

Ich biss mir fest auf die Wange um mich zurückzuhalten und schenkte ihm dann mein überaus freundliches Standart-Lächeln. "Nein, Sir. Es tut mir außerordentlich Leid, ich hoffe sie können noch mal ein Auge zudrücken. Natürlich werde ich ihnen den Tisch sofort abräumen." Jedes einzelne dieser Worte schmeckte wie bitteres Gift auf meiner Zunge aber mir blieb keine andere Wahl als mich bei diesem Kerl zu entschuldigen.

Er lächelte zufrieden und nickte dann langsam. "Das gefällt mir schon viel besser."

Ich schnappte mir ein Tuch zum Saubermachen und ging ihm dann voraus um in Ruhe die Augen zu verdrehen während er nur Ausblick auf meinen Rücken hatte. Ich räumte den Tisch ab und putzte ihn sauber. Dabei ließ ich mir extra viel Zeit, nur um ihn zu nerven.

Anscheinend bewirkte ich damit allerdings genau das Gegenteil, was mir allerdings erst klar wurde, als ich eine Hand an meinem Hintern spürte.

So traurig das jetzt klingt, das ist hier wirklich nichts Unübliches. Ich bin ein junges Mädchen, dass schon vom Auftreten her nicht gerade aufmüpfig wirkt und dazu noch die meiste Zeit über alleine in einem mehr oder weniger uneinsichtigen Coffee Shop arbeitet. Eine Menge Schweine denken das ausnutzen zu können.

Es ist allerdings auch bisher nie mehr passiert als unerwünschtes Anfassen und ich würde es niemals Evan oder meinem Dad erzählen. Dann würden sie mich ohne weiteres zwingen, den Job zu kündigen, was wahrscheinlich auch die bessere und klügere Entscheidung wäre aber das kann ich nicht. Wir brauchen das Geld. Sobald sie mein ganzes Gesicht sehen, hauen die meisten sowieso schon freiwillig ab.

Ich packte seine Hand fest und zog ihn wütend weg von mir bevor ich mich zu ihm drehte und ihn ansah. "Fass mich ja nicht an, Mistkerl." Fauchte ich ihn wütend an.

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now