Kapitel 12: Ich will nicht nach Hause...

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Kapitel 12: Ich will nicht nach Hause...

Lias POV

Am nächsten Morgen stand ich wie jeden Samstag hinter der Theke und blätterte in meinem Magazin herum während ich darauf wartete etwas tun zu können. Der seltsame Mann, der jeden Samstag hier ist, war auch dieses Mal wieder da, am immergleichen Platz mit der immergleichen Bestellung.

Michael war noch nicht da aber ich wusste, dass er jeden Augenblick kommen konnte also ging ich im Kopf schon mal die Möglichkeiten durch wie ich ihn zu Max' Party einladen konnte ohne, dass es zu unangenehm für mich wird.

Zu meinem "Glück" hatte Max ihm gestern Abend nach dem Essen noch eine Einladung gemalt, die ich bisher immer noch nicht gesehen hatte. Er hatte sie schnell von Evan in einen Umschlag packen lassen und mir erst dann gegeben, mit der eindeutigen Anweisung sie nicht aufzumachen.

Ich hätte ihm also einfach diesen Umschlag in die Hand drücken und auf seine Reaktion warten können aber irgendwie kam mir das zu schwach vor. So sollte das denke ich nicht sein. Außerdem würde er aus dem Gekrakel wahrscheinlich sowieso nicht schlau werden, da Max nicht wirklich schreiben kann sondern nur irgendwas auf ein Blatt Papier gekritzelt hat.

Während ich so vor mir hingammelte und mir Kim Kardashians neusten Klatsch und Tratsch durchlas, ging die Klingel der Ladentür plötzlich los und hereingestolpert kam ein, wie immer in schlechter Verfassung und kaum auf den eigenen Beinen stehen könnender, Michael.

Er ließ sich auf den Tresenhocker fallen und hielt sich zunächst den gesenkten Kopf bevor er einen Finger hochhielt und auf mich zeigte. "Bitte, frag gar nicht erst und nimm bitte nichts Falsches an. Ich hab mich nicht allein in meinem Zimmer betrunken, ich hab einfach nur zu lange zu viel gefeiert letzte Nacht." Sagte er dann ohne ein anderes Wort davor oder danach. 

Ich gab ihm keine Antwort sondern machte mich gleich daran ihm ein Frühstück und nen extra starken Kaffee zuzubereiten. Während der ganzen Zeit die der Kaffee und das Frühstück brauchte, bekam ich sein Gesicht nicht einmal zu sehen. Er hielt die ganze Zeit über seinen Kopf bloß gesenkt, sodass ich allerhöchstens Mal den Rand seiner Sonnenbrille zu Gesicht bekam. 

So muss sich das also immer für alle anderen Leute anfühlen, wenn ich ihnen mein Gesicht nicht zeige. . . Zugegeben ist es wirklich etwas unangenehm.

"Hey, ist alles in Ordnung?" Fragte ich ihn besorgt als ich seinen Kaffe und sein Tablett vor ihm hinstellte. Ich habe ihn ja schon oft in einer nicht ganz so nüchteren Verfassung gesehen aber in diesem Ausmaß ist er hier noch nie aufgekreutzt, ich hatte schon Angst, dass er jeden Moment vom Hocker fallen könnte.

Michael brauchte einen kurzen Moment aber hob dann schließlich doch noch den Kopf. Ich erschrak als ich seinen Anblick sah. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und blutete leicht und er wirkte noch blasser als sonst. Er setzte allerdings noch einen drauf als er seine Sonnenbrille abnahm und ich erkannte warum er sie so lange aufbehielt.

"Michael, was hast du gemacht?" Flüsterte ich entsetzt wobei ich mich so weit es ging in seine Höhe bückte, damit der Mann in der hinteren Ecke nichts davon mitbekam. Das Risiko war zwar sehr gering aber man kann ja nie wissen.

Ich betrachte sein angeschwollenes, blaues Auge und wartete nicht auf eine Antwort von ihm bevor ich in den hinteren Bereich verschwand und ihm eine Cola Dose aus der Truhe für die Mitarbeiter holte. Normalerweise sind diese, wie man sich denken kann, nur für die Mitarbeiter aber ich war der Ansicht, dass ein Heißgetränk ihm nicht viel bringen würde.

Ich nahm mir schnell noch ein frisches Handtuch in das ich die Dose einwickelte und führte es dann langsam und vorsichtig zu seinem Gesicht.

Michael zuckte kurz zusammen als ich sein Auge berührte aber sah mich dann dankend an und lächelte leicht.

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now