Kapitel 6: Ein echter Gentleman

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Kapitel 6: Ein echter Gentleman

Michaels POV

Von furchtbaren Kopfschmerzen und Übelkeit wurde ich schon oft geweckt aber heute war es wirklich kaum auszuhalten. Ich traute mich mehrere Minuten lang sogar nicht mal die Augen zu öffnen, da ich Angst hatte, dass die Sonnenstrahlen, die durch mein Fenster schienen es noch schlimmer machen könnten. Dann fiel mir allerdings ein, dass ich meine Rolläden ja schon seit Wochen nicht mehr hochgezogen hatte und sie nur von meiner Mum bewegt werden, wenn sie hier drinnen wiedermal lüften will.

Mit einem schmerzerfüllten Stöhnen, rollte ich mich auf die Seite um einen Blick auf die Uhr zu werfen. Es war tatsächlich erst 6 Uhr morgens. Keine Ahnung warum ich immer so früh aufwache wenn ich am Abend davor gefeiert und getrunken habe aber es ist mir auch egal. Ich wollte einfach nur diesen furchtbaren Kater loswerden also schleppte ich mich mühsam ins Badezimmer, wusch mich schnell und zog mir dann etwas über, wodurch man mich vielleicht nicht völlig für einen Obdachlosen halten könnte.

Langsam ging ich die Treppe von meinem Zimmer nach oben in die Etage meiner Eltern, die beide am Küchentisch saßen und frühstückten. "Guten Morgen." Murmelte ich leise bevor ich mir ein Glas aus dem Schrank nahm und es mit Wasser füllte.

"Oh, Morgen Michael! Hast du gut geschlafen?" Bei dem lauten Ton meiner Mum zuckte ich zusammen. Ich wusste genau, dass sie wusste, dass ich erst ziemlich spät nach Hause gekommen bin und sie deshalb vielleicht die Lautstärke lieber senken sollte aber das war ihr sichtlich egal. Wie immer.

"Ja, ja." Seufzte ich leise. Ich trank mein Glas leer und schnappte mir dann meine Jacke vom Haken. Bevor ich jedoch zur Haustür rauskonnte, wurde ich wieder durch die Stimme meiner Mutter unterbrochen.

"Michael, wo willst du hin?" Rief sie mir hinterher. "Jeden Samstagmorgen verlässt du total verkatert das Haus und kommst dann erst am Nachmittag wieder her." Mit einem beunruhigten Gesichtsausdruck stand sie plötzlich vor mir und sah mich an.

Ja, vielleicht könnte ich auch hier zu Hause mit meinen Eltern frühstücken. Die Sache ist nur die, dass ich es schlicht und ergreifend nicht will, da sie mir andauernd nur Fragen stellen über ein Thema über das ich nicht bereit bin zu sprechen. Jedenfalls nicht mit ihnen. 

"Ich gehe in den Coffee Shop am Standtrand. Da bin ich immer und danach gehe ich meistens in den Park." Antwortete ich genervt und abgehackt. Meine Mum gab mir nur einen fragenden Blick aber ich riss die Tür auf und schenkte ihr noch einen letzten Blick. "Ich bin dann weg." Murmelte ich desinteressiert bevor ich rausging und die Tür hinter mir zuschlug.

Es war ein besonders kühler Morgen also zog ich mir meine Kapuze wie immer bis ins Gesicht und steckte meine Hände in die Taschen meiner Jacke. Mir fiel auf, dass ich meine Sonnenbrille im Stress wegen meiner Mitter zu Hause vergessen und nun mit der Sonne zu kämpfen hatte. Meine Laune hätte wohl nicht schlechter sein können. Zuerst wache ich mit noch schlimmeren Kopfschmerzen auf als sonst, dann werde ich auch noch von meiner Mutter ausgefragt und vergesse dann auch noch das einzige, was gegen die Kopfschmerzen helfen könnte. Das einzige was meine Laune ein bisschen hob war der Blick auf den immer größer werdenden kleinen Coffee Shop, der in den letzten zwei Monaten zumindest am Samstagmorgen zu meinem neuen Heim mutiert ist. 

Das Komische ist, dass ich ihn zuvor nicht mal bemerkt hatte. Plötzlich war er einfach da an einer Stelle, an der ich seit Jahren vorbei laufe. Aber ich hatte ja auch nie einen wirklichen Grund mich nach einem Coffee Shop umzusehen. Ich trinke eigentlich nie Kaffe bis ich gemerkt habe, dass er gut bei einem Kater hilft und außerdem gibt es hin und wieder sogar noch was leckeres zum Frühstück.

Ich stieß die Ladentür auf und atmete den genüsslichen Duft von frischen Kaffeebohnen ein, den ich schon immer irgendwie mochte. Selbst wenn ich nie ein großer Fan von richtigem Kaffee war, den Geruch hatte ich schon immer gern. Als ich mich diesmal dem Tresen näherte, sah ich jedoch nicht in Lias, mir vertrautes, (halbes) Gesicht sondern in das eines grimmigen um die 20 jährigen jungen Mannes. 

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now