Kapitel 1: Neue Bekannte?

133 11 5
                                    

Kapitel 1: Neue Bekannte?

Lias POV

"Das macht dann genau vier Dollar und dreißig Cent." Informierte ich den Kunden vor mir höflich während ich meinen Blick abwechselnd auf der Kasse und seinen Händen hielt, um ihn nicht zu verfehlen sobald er mir das Geld reichte. Anstatt es mir in die Hand zu geben, wie man es normalerweise tut, schmiss er es einfach passend auf den Tresen und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Laden.

"Ihnen auch noch einen schönen Tag." Murmelte ich ihm leise hinterher als er schon längst aus der Tür war. Die Leute die ich hier Tag für Tag bedienen muss sind für gewöhnlich nicht besonders nett oder höflich also bin ich es eigentlich schon gewohnt wie Luft behandelt zu werden. Meistens handelt es sich zusätzlich auch noch um Geschäftsleute, die keine bis wenig Zeit haben und für jede Sekunde die es länger dauert einen verdammten Cappuccino zu machen, neue Beschimpfungen erfinden.

Man sollte meinen, dass ich es nicht nötig hätte mich so behandeln zu lassen aber leider muss ich dazu sagen, dass ich es sehr wohl nötig habe. Nicht jede Familie hier im Umkreis hat die nötigen Mittel und das Ansehen um andere Menschen wie Dreck zu behandeln. Nein, Menschen wie ich, müssen stattdessen für gewöhnlich für Menschen wie sie den Dreck spielen.

Aber so schlecht ist der Job dann doch nicht. Ich verdiene einigermaßigen gut für einen verhältnismäßig einfachen Job und da ich sowieso nur in einem kleinen Coffee Shop am Stadtrand arbeite, kommt auch neben Geschäftsleuten nicht oft jemand her. Etwas anderes was noch ein weiterer Pluspunkt ist, wäre, dass oft ein und dieselben Leute vorbeikommen, die nach etlichen Malen in denen sie mich gesehen haben, keine Fragen mehr stellen oder seltsamen Blicke auf mich werfen. Natürlich ist das nicht ausschließlich so. Hin und wieder treffe ich hier auch auf neue Gesichter aber ich hebe meinen Kopf sowieso nur in den äußersten Notfällen und trage meine Haare so gut es geht offen.

Jetzt fragt sich der ein oder andere vielleicht warum ich all das tue und mich nicht einfach wie jeder andere normale Mensch benehme. Tja, die Sache ist die, dass ich nunmal nicht wie andere normale Menschen bin. Oder immerhin sehe ich nicht aus wie sie. Mein Gesicht ist nicht makellos oder schön wie die aller anderen Menschen die ich Tag für Tag sehe.

Ich treffe Menschen auf den Straßen, in Geschäften oder sehe sie im Fernsehen wie sie sich darüber beklagen, dass sie Pickel oder eine, für ihren Geschmack, zu große Nase haben. Wenn ich so etwas höre und mir die Personen dann ansehe, aus deren Lippen diese Worte fallen, sind es oft wunderschöne junge Mädchen, die absolut gar nichts an sich zu ändern bräuchten. Aber das betrifft nicht nur junge Mädchen. Es scheint mir fast so, als würde heutzutage jeder etwas an sich auszusetzen haben. Jeder wünscht sich jemand anderes zu sein und jeder findet irgendwas was ihm nicht gefällt an seinem Körper.

Jetzt versteht mich nicht falsch. Ich sage nicht, dass man immer zu hundert Prozent mit sich selbst zufrieden sein muss. Jeder hat irgendetwas an sich, was ihm nicht so sehr gefällt und das ist völlig normal aber hey, wen interessierts? Es ist nur das Aussehen. Man kann es verändern wenn es einem zu sehr stört oder runterzieht.

Oder auch nicht.

Denn bisher habe ich nie an jemandem etwas gesehen, was mir nicht gefallen hat. Das Mädchen mit der angeblich zu großen Nase, war in meinen Augen makellos und die Frau beim Friseur letzte Woche, die ihren Stylisten in Grund und Boden getreten hatte, weil er angeblich an den Seiten zu viel weggeschnitten hatte, war wunderschön.

Ich wünschte meine Probleme wären so einfach zu beheben. Haare wachsen nach, mit sich unzufriedene Menschen werden irgendwann jemaden finden, der genau diese kleinen Makel an ihnen lieben wird aber niemand wird jemals das an mir lieben, was ich so sehr verachte.

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now