» Lange ist es her «

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Auch ich wartete auf eine Antwort von ihr. Aber es war ja klar auf was sie spezialisiert war: Schwertkampf.

Doch irgendwie antwortete Alishyta Crown nicht. Erst eine Sekunde darauf wusste ich auch wieso: Alishyta hatte ihre gesamte Aufmerksamkeit auf jemanden im Trainingscenter gerichtet – auf mich.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als ich ihrem Blick begegnete. Schnell drehte ich mich um und sah mit grossen Augen zu Milo, der meinen Blick fragend erwiderte.

Als das Gespräch von den Karrerios nicht weiter geführt wurde, wusste ich genau, dass nun alle mich anstarrten. Ich konnte ihre Blicke regelrecht im Rücken spüren.

»Gucken sie hier her?«, fragte ich Milo um auch wirklich sicher zu gehen.

Er nickte langsam.

Verdammt.

»Milo«, sagte ich so leise wie möglich. Der dunkelhaarige beugte sich leicht zu mir herunter, damit er mich besser hören konnte.

Verflucht war meine Körpergrösse!

»Tust du mir bitte einen Gefallen?«, wisperte ich bittend.
»Was für einen?«, entgegnete er.

»Mach irgendetwas. Du kannst ja eine Puppe köpfen oder ein Messer werfen. Ich wette du kannst das ganz, ganz toll.«

Er lachte leise auf und schüttelte seinen Kopf: »Tut mir echt Leid, dich enttäuschen zu müssen. Aber das werde ich nicht tun.«

Entgeistert sah ich ihn an. Immer noch spürte ich die Blicke der Karrerios im Rücken, es war alles andere als angenehm.

»Warum?«, fuhr ich Milo an. Ich wusste, dass es gemein von mir war, nun so zu reagieren. Aber ich hatte keine andere Wahl: Wir standen wie Frischfleisch vor den Top Ausgebildesten Mörder aus ganz Panem!

»Es war dein Plan hierher zu kommen, Felicia«, er schenkte mir ein entschuldigendes Lächeln.

»Na und?«, erwiderte ich. Langsam geriet ich in Panik. Alishyta legte sich bestimmt schon einen Plan zurecht, wie sie mich beim Füllhorn umlegen konnte.

Milo hob seine Hand und deutete auf die Messer, welche auf der Ablage lagen: »Du bist hier der Tribut, welcher am besten mit Wurfmessern umgehen kann. Gib den Karrerios doch einfach eine kleine Kostprobe? Ich habe deine Spiele gesehen. Ich weiss, dass du das kannst.«

Mein Hals war auf einmal ganz trocken.

Abgesehen davon, dass es mir irgendwie peinlich war, dass er meine Spiele gesehen hatte, musste ich ihm Recht geben.

Mit Wurfmessern war ich mal recht gut. Aber ob ich das auch nach einem Jahr Pause immer noch konnte?

Ich sah Milo kurz an und nickte dann kurz.

»Du schaffst das«, versicherte er mir aufmunternd.

Oder auch nicht.

Mit mehr oder weniger entschlossenen Schritten ging ich auf die Ablage zu und schnappte mir das erst beste Messer, welches mir in die Hände kam. Das war wohl der erste Fehler, den ich gemacht hatte.

Dann sah ich nach rechts – zu den Karrerios – und schenkte Alishyta ein provozierendes Lächeln, welches sie jedoch mit einem kritischen Blick abtat. Und das musste dann wohl der zweite Fehler gewesen sein.

Jedoch gab es jetzt kein Zurück mehr.

Ich stellte mich einige Meter vor einer schwarzen Stoffpuppe hin, ging in Position und hielt das Messer so gut wie möglich mit meiner verschwitzen Hand fest.

Revenge ~ Der Tod kommt immer Näher [#2] ON HOLDWhere stories live. Discover now