[32] Erbstück

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Seinen Arm hatte ich immer noch fest im Griff. Meine Haut glühte, als ob heißes Öl mein Körper herunter rann.

'Verdammt.', fluchte ich. Weshalb musste alles an diesem Tag geschehen?

Die zerzausten, dunkelblonden Haare ragten hinter Lothar's Kopf heraus und eisig, blaue Augen begutachteten mich. "Liam.", flüsterte ich nun und beim Aussprechen seines Namens zuckte ich fast zusammen. Die Haare auf meiner sichtbaren Haut waren aufgerichtet.

Gerade in diesem Moment war ich nicht in der Stimmung mit ihm zu reden. Obwohl er das mehr als verdiente. Liam schuldete ich noch eine Menge. Er hatte sich Sorgen um mich gemacht als ich verschwunden war und hatte sich gut um meine Mum gesorgt. Nun wollte ich nichts anderes als ihm aus dem Weg zu sehen. Möglich, dass ich Angst hatte. Denn er würde fragen.

'Ich hatte ihn geliebt.'

Trotz all dem war mir klar, dass ich mit ihm irgendwann sprechen musste.

Das letzte Mal als ich ihn sah, wollte Darvin ihm sein Genick brechen. Kein einziges Mal erblickte ich ihn danach wieder und jetzt stand er leibhaftig vor mir.

Meine Hände sanken und ich versuchte Wörter aus meiner Kehle herauszubringen aber nicht mehr als ein Keuchen kam heraus.

"Chloe?", fragte er mit seiner düsteren Stimme. Liam sah nicht aus wie früher. Augenringe und eine Narbe, welches sich von seinem Ohr bis zu seiner Wange hinzog, zeichnete sein Gesicht. Hatte er eine Schlägerei gehabt oder stammt die Narbe von Darvin?

Lothar's Arm lies ich inzwischen los und auch er beobachtete die Geschehnisse, die vor seinen Augen abspielten. Eine große Hand packte mich am Schulter und Liam zog mich näher zu sich bis ich innig umarmt wurde. Mein Herz blühte auf und für eine kurze Zeit bildeten sich Tränen in meinen Augen, die ich aber zurückhielt.

Nach wenigen Sekunden lies er mich los und blickte abwechselnd in meine Augen.

Vom Augenwinkel sah ich, dass Lothar sich etwas notierte.

"Du hast dich verändert.", sagte ich ihm während ich die Träne beobachtete, die sein Auge verließ. Liam hasste es zu weinen, das wusste ich. Das hatte er nie gemacht, er zeigte lieber seine harte Schale, die er nun nicht schaffte, es zu verbergen.

"Chloe, ich werde auf dich bei mir warten bis du deine kleine Angelegenheit erledigt hast.", flüsterte mir Lothar mit einem Seufzer zu.

Dankend nickte ich ihm zu. 'Hatte er sich doch umentschieden?'

Nachdem Lothar aus dem Lokal verschwand, schloss ich Liam in die Arme, was er zu gern erwiderte. Dabei bemerkte ich, dass Lia längst nicht mehr da war.

Ich runzelte mein Stirn. 'Wo ist sie verschwunden? Sie musste an uns vorbei um hier rauszukommen oder habe ich sie verfehlt?'

*

*

"Du rauchst?", fragte ich Liam, der rechts neben mir auf dem Asphalt saß, während er sich eine Kippe anzündete. Ein Nicken vernahm ich.

Er hasste es früher zu rauchen. Sein Vater war an Krebs gestorben, deshalb hasste er es zu rauchen. Nun fängt er selber damit an? Der Gestank drang in meine Nase ein, als er genüsslich den Rauch auspustete und sich schließlich noch einen Zug erlaubte.

You Can't EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt