[8] Katelyn

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"Doch natürlich." sagte ich. Ich riss das Kuvert auf und holte den Zettel raus. Dabei fiel etwas raus. Es war ein Bild das ich sofort aufhob und versteckte. Ich setzte mich langsam aufs Bett und begann zu lesen und bei jedem einzelnen Satz bildeten sich Fragen in meinem Kopf.
'Hallo, Chloe'
Woher weiß er meinen Namen?
'Du darfst diesen Brief auf keinen Fall Darvin zeigen.'
Woher kennt er Darvin? Was wen Darvin es gelesen hätte?
'Du und deine Mutter Nicole seid neu in diesem Haus eingezogen.'
Woher weiß er das alles?
'Du wirst es mir vielleicht nicht glauben aber ich kenn deine Mutter seit über 20 Jahren. Sie war einst meine Freundin und Frau.'
Da musste ich eine Pause machen und tief ein und aus atmen.
'Du hast sicherlich viele Fragen aber ich weiß wer Darvin ist. Das kann ich dir nicht alles erzählen aber weiß eines. Er ist gefährlich und er wird dir weh tun. Aber ich werde dich raus holen. Seit dem du klein bist suche ich dich. Ich habe dich mein Leben lang gesucht. Jetzt habe ich dich. Vielleicht glaubst du mir nicht aber hat deine Mutter erzählt, sie hätte deinen Vater bei einer Geburtstagsparty kennengelernt. Bestimmt. Du bist meine Tochter, Chloe. Ich werde dich holen.'
Heiße Tränen glitten über meine Wangen was ich nicht bemerkte bis zum letzten Wort. Ich wischte sie weg. Sofort faltete ich den Zettel zusammen und versteckte es in meiner Faust. Mein Vater hat mich gefunden. Ich konnte es nicht glauben. Ich zitterte am ganzen Körper.

"Hey, geht es dir gut?" sagte Darvin und berührte meine Schulter. Ich nickte. "Was stand den drinnen?"
"Mein Onkel, würde uns vermissen." log ich.
Nie wusste ich etwas von meinem Vater und niemals hätte ich gedacht er wäre mein Held.

Mir wurde plötzlich schwarz vor Augen woraufhin ich umfiel. Doch Darvin fing mich auf.

"Chloe, du isst wieder nichts."

"Mir geht es gut."
'Dir kann es doch egal sein' dachte ich.

"Natürlich."
Er hob mich auf seinen Armen und bewegte sich runter zur Küche. Um mich zu wehren hatte ich keine Kraft mehr. Ich ließ es einfach geschehen. Ich dachte nur an meinem Vater.
Darvin lies mich an den Tisch setzen. Ich sah ein Teller mit Essen drauf. Er setzte sich vor mich hin. "Willst du mir zuschauen beim Essen?" fragte ich.
"Wenn es sein muss, nicht das du dir wieder wehtust." grinste er und schaute zu meinem Arm runter. Stück für Stück aß ich es.

Als ich mit dem Essen fertig war ging ich wieder in diesem Zimmer. Dieses Zimmer sollte einen Namen von mir bekommen, denn ich war mindestens zwei Mal am Tag da um nach meiner Mum zu schauen. Und jedes Mal sah ich sie. Entweder vor dem Fenster oder an meinem Bett. Ich ging zum Fenster und hielt Ausschau nach ihr. Dieses Mal war sie weg.
Verträumt schaute ich durch das Fenster und dachte nach. Wie konnte sich mein Leben so verändern? Der Gedanke an meinem Vater verminderte den Schmerz. Vaterliebe hatte ich nie im Leben aber ich konnte es mir vorstellen. Es würde sich alles zum Positiven wenden. Das wusste ich.

"Du solltest nicht hier sein." sagte Darvin und kam hektisch rein. Ich drehte mich zu ihm.

"Was, wieso nicht?"

"Chloe, geh bitte raus."

Was hatte er zu verheimlichen?

"Was ist los?"

Als ich rausschaute und näher zum Fenster ging sah ich es. Ein Umzugswagen war draußen, während meine Mum Kartons reinpackte.

Ich schüttelte hastig meinen Kopf. "Nein, nein, nein. Was passiert da? Ich muss sie aufhalten. Sie darf nicht umziehen!" schrie ich und wollte runter laufen aber Darvin hielt mich fest.

"Bitte, bitte lass mich. Lass mich sie aufhalten. Sie darf nicht gehen, ich brauche sie." sagte ich weinend. "Bitte, halte du sie auf."

Er schüttelte einfach den Kopf. "Ich kann nicht."

Ich weinte heftig und ging wieder zum Fenster. Ich kniete mich nieder und klopfte ans Fenster. Sie konnte nicht in diesem Zeitpunkt mich verlassen. Mit dem Gewissen, dass sie in der Nähe war, ging es mir besser und jetzt wollte sie gehen!

Sie sollte mich nur einmal sehen, sie sollte wissen das ihre einzige Tochter in der Nähe war und dass sie lebt. "Sie soll mich sehen. Mach was!" schrie ich aber er stand einfach da und starrte mich an.

"Sie haltet es nicht ohne dich aus, ich wollte dir nichts davon sagen." sagte er emotionslos.

"Hör zu, ich bleibe hier. Ich bleibe bei dir, nur mach das sie bei mir bleibt. Ich will nur das von dir, bitte." sagte ich schluchzend. Ich stand auf und ging zu ihm. "Darvin, mach was." ich nahm seine Hand und schaute in seine Augen.

Ich war verzweifelt und er war der Einzige der es aufhalten könnte. Er reagierte nur nicht. Er sah einfach zu. Und ich sah zu, wie sie einfach das Haus und mich verlassen hatte.

Den ganzen Tag hatte ich mich nicht vom Platz bewegt. Ich saß vor dem Fenster, mein Kopf geknickt und schaute immer mein altes Haus an. Meine Mum war weg und ich war alleine. Mit ihm. Ich hasste ihn so sehr. Ich erinnere mich noch wie ich da am Fenster stand und da wo ich jetzt war Darvin stand. Wüsste ich damals was mir alles geschehen würde, würde ich keine Sekunde verschwenden und einfach abhauen. Mit meiner Mum. Das war alles zu viel.

Als ich mein Zimmer immer anschaute bemerkte ich plötzlich Bewegungen. Meine Mum war weg. Ich habe sie gesehen, wie sie wegfuhr.

Ich dachte es kam von Müdigkeit oder ich träumte. Aber da bewegte sich wirklich etwas.

Meine Augen rissen sofort auf.
Irgendetwas kam dem Fenster immer näher. Und ich hielt mein Mund zu um nicht zu schreien. Ich erkannte die Person sofort.

Sie hatte wunderschöne Locken.
Blaue Augen.
Ein eng anliegendes aber altmodisches Kleid.
Sie sah genauso aus wie ich.
Katelyn.

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