[26] Fragen

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Das Geräusch, welches die tickende Uhr von sich gab, drängte sich fies in mein Unterbewusstsein ein und bereitete mir Kopfschmerzen. Es war zu laut. Sofort verzog ich mein Gesicht als ich mich versuchte daran zu erinnern, wo ich war. Denn alles woran ich mich erinnerte war das wunderschöne Stück, welches wieder anfing in meinem Ohr zu klirren. Danach fiel alles ins Schwarze. Die stickige Luft ließ mein Brustkorb stärker auf und ab senken. Von Kopf bis zu den Zehenspitzen fühlte ich bloß die Taubheit, die sich durch meinen ganzen Körper streckte und es ärgerte mich, dass ich wieder nicht die Kraft hatte mich zu bewegen.

Unbeabsichtigt versuchte ich den weichen Stoff unter mir mit den Fingerspitzen zu ertasten. Es war weicher, sanfter als sonst. Gerade als ich geschafft hatte meinen Zeigefinger zu heben, berührte jemand ruckartig und sanft meine Hand und hob sie. Leicht erschrocken hatte ich mich aber ich konnte mich keinen einzigen Millimeter bewegen.

Darvin. Kein einziger Ton kam aus meinem Mund aber ich versuchte es deutlich auszusprechen. Sein Name schwirrte in meinem Kopf herum. Und wie aus dem nichts fiel es mir wieder ein, der Kuss. Seine sanften Lippen auf meinen, seine zärtlichen Berührungen.

Es war schwer zu glauben, dass ich ihn geküsst hatte aber so war es. Das Gefühl auf meinen Lippen spürte ich immer noch.

Mein Kopf strengte sich an aber wieso kam danach nichts mehr? Behutsame Hände streichelten meine und plötzlich war ich knapp davor etwas zu sagen. Mein Mund öffnete sich aber ich stockte plötzlich.

"Ganz ruhig.", sagte jemand sanft. Nüchtern und beruhigend.

Dann traf mich es wie ein Schlag.

Ich war zusammen gebrochen. Bildlich kam es vor meinen Augen und ich wollte es nicht glauben. Wie ich versuchte zu schreien aber mir es einfach nicht gelang. Mein Herz wurde mir fast entzwei gerissen als mir klar geworden war, dass es nur Darvin gewesen sein könnte. 'Er würde sowas nicht machen.', kam mir in den Sinn. Ich klammerte mich an die Hoffnung fest, dass alles nur ein Traum gewesen sein könnte.

"Kannst du mich hören?"

Schon wieder die Stimme, ich hörte sie viel zu gedämpft um zu erkennen wer dahinter steckte.

Ein leichtes Nicken bekam ich hin.

"Ja."

Es platzte förmlich aus mir raus und schließlich öffnete ich langsam meine Augen. Auch wenn ich schmerzend von dem grellen Licht über mir geblendet wurde, hielt ich meine Augen offen. Ich wollte wissen wer diese Person vor mir war, denn es könnte auf keinen Fall Darvin sein. Die Stimme war viel zu hoch und die Hände viel zu klein dafür. Die Silhouette formte sich langsam vor mir zu einer weiblichen Figur. Allmählich bekam ich Panik, denn der einzige, der vor mir stehen sollte, war Darvin und er war es mit Sicherheit nicht. Auf Anhieb spürte ich das Adrenalin und ich drückte mich mit meinen Händen soweit wie möglich weg von der Person aber die Wand hinderte mich daran. Meine Arme hielt ich schützend vor meinem Gesicht, denn meine Augen hatten sich immer noch nicht an das grelle Licht gewöhnt.

"Nein, nein, ganz ruhig, Schatz. Erkennst du mich nicht?", sagte die liebliche Stimme.

Die Stimme, die mich täglich in meiner Kindheit in den Schlaf sang. Und die ich auf der ganzen Welt wieder erkennen würde.

Meine Arme fielen sofort herab und Schock blieb mir ins Gesicht geschrieben. Sowie ihre angeschwollenen Augen die Traurigkeit in ihrem Gesicht bemerkbar machten.

"Mum." Leise und gebrechlich sprach ich sie aus.

Fassungslos und ohne eine weitere Gedanke zu verschwenden sprang ich ihr um den Hals. Mein Herz drohte es aus meinem Brustkorb zu springen, denn es war einfach unglaublich sie leibhaftig vor mir zu sehen. 'Ist sie das  tatsächlich? Halte ich sie gerade in meinen Armen?'

You Can't EscapeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt