KAPITEL 19

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Ich ließ das Handy fallen. Meine gedanken waren wie ausgeschaltet. Ich dachte an nichts mehr. Das einzige was sich in meinem ganzen Körper abspielte war war diese unaufhörliche stechende bebende schmerz der von meinem Herz überall in meinen Körper hinpulsierte. Ich stand wie ferngesteuert auf. Ich hörte Lidia wie sie auf mich einredete ich solle ihr sagen was los sei und was sie gesagt hätten. Doch ich war wie in meiner eigenen Welt. Wie als wäre um mich rum ein Kreis der alle Geräusche von mir abhielt, sodass Lidias Worte wie aus weiter ferne und verschwommen klangen. Sie ließ von mir ab und lief wieder zurück mir war egal was sie grad tat. Er war weg. Er der Mensch der mir halt, vertrauen, Aufmerksamkeit und noch vieles mehr gegeben hatte. Er war immer für mich da gewesen. Er hat mir aus meiner schlimmsten Zeit geholfen. Ohne ihn werde ich nie wieder ein richtiges Leben führen können... Ich spürte wie etwas warmes meine wange hinunter lief und durch meine Mundwinkel in meinen Mund gelang. Es war salzig. Noch mehr von dieser Substanz lief immer schneller über mein Gesicht und tropfte auf den Boden. Das war alles meine schuld! Hätte ich scheiß Vollidiot nicht solche wiederlichen absurden gefühle entwickelt! Dann hätte ich ihn nicht wie ein dummer Idiot geküsst und er wäre nicht weggerannt! Und als wäre dass nicht das einzige half ich ihm nicht sofort sonder nahm ihm auch noch seine Jacke! Und dann war ich noch nicht einmal zu ihm gekommen... Hatte ihm nicht beigestanden. Hatte ihm nicht immer und immer wieder gesagt das er das schaffen würde das wir das zusammen schaffen würden. Ich bescheuerter Bastard! Das einzige was ich gerade wollte war mich in mein Auto zu setzen und zu ihm zu fahren. Dies tat ich auch. Ich lief zu meiner Haustür nahm mir meine Autoschlüssel die auf einem kleinen Schränkchen standen und blieb wie eine steinerne Statur stehen. Hier hatte irgendwie alles angefangen... hier hatte ich ihm die Tür geöffnet und ihn wie ein bekloppter angestarrt. Weil ich da schon Gefühle für ihn hatte. Hätte ich sie einfach unterdrückt und einfach eine von Bastis weibern gefickt! Es war alles meine schuld aber ich werde dich nicht auch noch jetzt allein lassen!
Ich schüttelte den Kopf. Ich öffnete die Tür. Ich war wohl während der Autofahrt zu sehr mit Trauer beschäftigt. Denn kurze Zeit später hatte Lidia mich zum Krankenhaus gefahren? Ich musste wirklich in meiner eigenen kleinen Welt gefangen sein. Aber in dem Moment war mir alles egal und rannte in das Krankenhaus vorbei an der Schwester die mir an der Rezeption hinterher rief ich sollte nicht so einfach hier rein rennen vorbei an ein paar Leuten die in den langen weißen Flur standen und mir verwirrt hinterher blickten. Dann sah ich Lukas' zimmer. Hoffentlich hatten sie ihn noch nicht weggebracht. Ich riss die Tür auf und mein Herz setzte für einen Moment aus. Da lag er blasser noch als vorher. Auch wenn er nicht sehr verändert aussah sah man das er nicht mehr hier war. Bei mir... Ich ging langsam zu ihm. "Wieso? Wieso du? Wieso nicht ich oder egal wen in diesem gott verdammten Krankenhaus? Du hast das nicht verdient! Du bist der letzte der das verdient hat..." ich legte meinen Kopf auf seiner brust ab und fing an zu weinen. Doch dann kam mir ein Gedanke... Was wenn er jetzt garnicht weg ist? Was wenn ich einfach zu ihm komme? Ich hatte schon oft über so etwas nachgedacht doch habe es dann verworfen, doch jetzt klang es so einleuchtend, so wundervoll der Gedanke ihn wiederzusehen. Bei ihm zu sein. Bei ihm zu bleiben. Ich gab ihm noch einen Kuss und flüsterte "Bis gleich großer" Ich stand auf und verließ das Zimmer. Ich rannte zum Fahrstuhl und ließ mich von ihm auf das Dachgeschoss fahren. Es war windig. Doch das war mir scheiß egal. Ich ging an den Rand und schaute nach unten. Es sah so einladend aus da hinunter zu springen. Doch ich zögerte. Was ist mit meinen Freunden? Meiner Familie? "Denn wird es gut gehen komm zu mir Timi..." ein schauder durchfuhr mich. Das war Lukas stimme gewesen. Er hatte recht! "Ich liebe dich Lukas Strobel" waren die letzten Worte die ich von mir gab bevor ich sprang.

Ich schreckte auf. Ich zitterte. Was war das? Ich drehte meinen Kopf nach links und rechts. Ich war allein in meinem Bett. Aber ich war in meinem Bett. Und nich auf dem Asphalt vor dem Krankenhaus. Das heißt es war ein Traum! Ein Alptraum! Und das hieß Lukas war nicht Tod! Oder? Ich suchte mein Handy. Es war nicht in meinem Schlafzimmer. Ich stand auf und verließ mein Zimmer. Ich stieg langsam die Treppen hinunter um Lidia nicht aufzuwecken. Auf meinem Couchtisch sah ich es.
Ich schnappte es mir und entsperrte es. Keine anrufe nur ein paar Nachrichten aus der Trailerpark-gruppe. Ich atmete erleichtert aus. Ich schaute aus meinem Balkon. Es war noch dunkel. Verwirrt blickte ich auf mein Handy. 03:37 uhr morgens. Schlafen konnte ich jetzt aber auch nicht mehr. Also nahm ich mir meine Bong und ein Tütchen gras und ging raus. Wasser musste ich nicht nachfüllen und ein Feuerzeug fand ich draußen. Ich stützte meine arme auf dem Geländer ab und zündete dann die Bong an. Nach dem ersten Zug war ich ruhiger und mir fiel auf dass das der erste Zug seit zwei Tagen war! Was machte Lidia nur mit mir?
Aber was hatte dieser Traum zu bedeuten? Was wenn Lukas wirklich stirbt? Und ich ihn seit zwei Monaten nicht besucht hatte? Ich würde mir das niemals verzeihen! Ich musste zu ihm fahren! Das einzige was ich gerade wollte war mich in mein Auto zu setzen und zu ihm zu fahren. Ich ließ die bong einfach stehen und rannte hoch in mein Zimmer ich zog mir eine Hose an und rannte wieder runter zog mir schuhe und Jacke an. Anscheinend hatte ich damit Lidia geweckt denn sie stand fertig angezogen vor mir. "Wo willst du hin? Du kannst jetzt nicht raus ich riech doch das du gekifft hast!" "Lukas stirbt wenn ich ihn nicht besuche!" Ich musste wie ein verrückter klingen! Sie starrte mich nur ungläubich an. "Was redest du denn da für einen Mist?!" Ich wollte jetzt nicht mit ihr streiten ich musste zu Lukas! Ich öffnete die Tür und rannte ohne irgendwas mit zu bekommen zu meinem Auto. Ich riss die Tür auf und wollte einsteigen, doch jemand zog mich so kräftig zurück, das ich hart auf den Rücken fiel, und schlug die Tür zu. Ich schaute wütend zu der Person die das getan hatte. Lidia. "Spinnst du Tim?! Du kannst doch in so einer Verfassung nicht Autofahren! Ich hätte zu große Angst um dich! Was wenn du kurzer Hand beschließt gegen einen Baum zu fahren damit du bei ihm bist?!" Schrie sie mich an. "Was kümmert es dich was ich mache?! Oder ob ich mich umbringe? Du hättest nie die gleichen schmerzen wie ich!" Schrie ich zurück. "Wie kann man nur so blind sein Tim?! Ich hätte definitiv die gleichen schmerzen wie du! Ich liebe dich du Idiot! Es bricht mir das Herz dich jeden Tag zu sehen wie du geknickt und traurig vor dich hinstarrst wenn du an ihn denkst! Wieso denkst du eigentlich an ihn?! Er ist weg es wird doch eh bald sterben! Aber ICH bin hier und ich habe nicht nur hoffentlich oder vielleicht Gefühle für dich, nein ich liebe dich über alles und ich war doch immer für dich da also sag mir wieso er?! Wieso jemand den du eh nicht kriegen würdest? Wieso nicht einfach mich?..." sie schaute mich mit Tränen in den Augen an. Aber das war alles zu viel für mich. Lidia liebte mich? Wieso hatte ich das nie gemerkt? Und ja. Wieso musste ich alles so kompliziert machen? Aber wieso nahm sie sich das recht so über ihn zu reden?! Wieso schrie sie mir nochmal ins Gesicht das ich ihn nicht bekommen konnte? "Du hast kein recht so etwas zu sagen..." brachte ich nur raus stand auf, schubste sie vom Auto und stieg ein. Bevor Lidia einsteigen konnte schloss ich von innen ab und fuhr los. Was war das denn gerade? Lidia liebte mich? Wieso war mir das nie aufgefallen? Ich rückte die Gedanken bei Seite. Das war jetzt egal ich musste zu Lukas! Nur er zählte jetzt.

Vier Stunden vergingen in denen ich nur an Lukas dachte und daran das ich ein riesiges arschloch war weil ich ihn nicht besucht hatte. Mittlerweile war es nur noch eine halbe Stunde zu ihm. Mein Handy klingelte und unterbrach somit meine Gedanken. Ich drehte den Display zu mir und mein Herz setzte kurz aus. Das Krankenhaus. Nein. NEIN! Nein ich war doch auf dem weg zu ihm. Nein nein nein nein! Ich drückte es weg. Ich wollte das nicht noch einmal anhören müssen! Ich fuhr schneller ich wollte trotzdem zu ihm! Ich kam am Krankenhaus an und sprang sofort aus dem Auto. Nein! Alles war so wie in meinem Traum. Die Dame an der Rezeption. Die leute in den gängen, Lukas Tür... Ich blieb vor der Tür stehen. Ich wusste was mich erwarten würde. Aber wollte ich das nochmal sehen? Nach kurzem überlegen war ich mir sicher. Ich war es ihm schuldig. Ich drückte die klinke runter und mein Herz setzte erneut aus als ich ihn sah.

Ich Sag Lebewohl Doch Bleib Ich Stehn Auch Wenn Ich Weiß Du Wirst GehnWhere stories live. Discover now