Kapitel 4: Ihre Geschichte

Start from the beginning
                                    

Sofort schaltete sich bei mir alles aus und ich verfiel in eine Art Schock doch so schnell wie alle Lichter ausgingen, gingen sie auch alle aufeinmal wieder an. Als der Hund direkt vor mir an der Bank stand, Maul weit aufgerissen, riesige Zähne die mich anblitzten, bekam ich eine Art Adrenalinschub, zog in Nullkommanichts die Beine an und fing an zu schreien. "Nimm ihn weg! Nimm ihn weg! Bitte!" Schrie ich in einem Moment voller Panik. Tränen bildeten sich in meinen Augen und während ich wie ein kleines Kind weinte und alle Gliedmaßen meines Körpers an mich heran zog, sodass ich so weit wie möglich von diesem Monster entfernt war, bekam ich nur flüchtig mit, wie Michael ihn am Halsband packte und eine Leine befestigte.

"Hey, hey, ganz ruhig ist doch alles okay." Sprach mir plötzlich jemand zu. Natürlich konnte es nur Michael sein, da die Stimme genau aus seiner Richtung kam aber ich traute mich nicht aufzusehen. Neben diesen abartigen Narben in meinem Gesicht hatte ich nun noch eine Panikattacke für die ich mich schämte. Unmöglich würde ich diesem Jungen je wieder in die Augen sehen können.

"Lia? Es ist alles okay, ich hab ihn angekettet, er kann nicht mal mehr zu dir." Sprach er in einem ruhigen Ton in mein Ohr während seine Hand immer noch über meinen Rücken fuhr.

"Was hast du?" Hörte ich Max plötzlich fragen und dann rief er weinerlich meinen Namen. "Lia!" Er rüttelte mich kräftig. Es war klar, dass das Max sein musste, da er von Natur aus etwas grober ist aber er kann nichts dafür. "Lia, wach auf!" Rief er wieder. "Hör auf zu schlafen!" Schrie er dann. Seine Stimme wurde mit jedem Mal weinerlicher und ich wusste, dass ich ihm Angst machte. Ich hatte also keine andere Wahl mehr als aufzusehen.

Mit zittrigen Händen versuchte ich nach Max' Hand zu greifen. Er blickte mit gerunzelter Stirn und wässrigen Augen auf mich herab und ich bekam urplötzlich ein schlechtes Gewissen. "Max, tut mir Leid. . . Ich hab mich nur. . . Erschrocken und-" Weiter konnte ich den Satz nicht zuende sprechen, weil ich noch zu aufgewühlt war und immer noch heimlich weinte. Naja, vielleicht nun nicht mehr ganz so heimlich aber ich versuchte für Max stark zu sein. Immerhin hatte ich kurz zuvor eine kleine Panikattacke auch, wenn es wirklich nur eine kleine war und diese nicht besonders lange anhielt.

"Ich bin sicher es geht ihr jetzt wieder besser, nicht wahr, Lia?" Anscheinend versuchte Michael mir dabei zu helfen Max ein bisschen zu beruhigen. Man muss wissen, dass er sich sehr schnell in Situationen wie dieser festfährt, weil er die Lage nicht versteht oder richtig einordnen kann. Dann ist es immer wichtig, dass man ihn sofort beruhigt. Ich war Michael sehr dankbar dafür, dass er das tat auch wenn er vermutlich gar nicht wusste wie sehr er mir damit half. 

Ich versuchte tapfer zu lächeln und dieses sabbernde Monster dabei nicht ansehen müssen während ich leicht nickte. "Ja, alles gut, Maxi. Ich hab mich nur kurz erschrocken." Ich lachte leicht, was allerdings alles andere als echt rüberkam. Max verstand jedoch nicht, dass es mir in Wirklichkeit gar nicht so gut ging, wie ich versuchte ihm zu verkaufen. Ich sammelte mich kurz und setzte mich dann wieder etwas auf. "Also dann, Max, pack deine Sachen und lass uns endlich nach Hause gehen." Sagte ich zu ihm.

Ich versuchte aufzustehen und der ganzen Peinlichkeit zu entkommen, wurde jedoch am Ärmel zurückgezogen. Als ich den Kopf drehte, sah ich in Michaels Gesicht. "Bleib doch noch ein wenig." Bat er leise. Ich wusste nicht, was er genau von mir wollte, immerhin kannte ich ihn so gut wie gar nicht und hatte mich noch dazu gerade völlig vor ihm blamiert. Ist doch klar, dass ich nach so einer Aktion nichts als weg von ihm will.

"Ich will noch schaukeln!" Jammerte Max wieder dazwischen.

Ich seufzte und sah von Michael zu ihm. "Max, das geht nicht. Dad wartet bestimmt schon auf seine Medizin und-"

"Evan passt auf ihn auf." Unterbrach er mich stolz.

"Ja, genau und vermutlich ist Evan schon halb am Durchdrehen, weil wir ihn so lange mit ihm alleine lassen." Murmelte ich und warf einen Blick auf meine Armbanduhr. Man glaubt es vielleicht nicht aber ich habe kein Handy. Ich bin ein neunzehnjähriges Mädchen ohne Handy und ich hab es noch nie bereut. Freunde, die mich anrufen könnten, hab ich eh nicht und meine Familie weiß immer wo ich bin und wie sie mich erreichen können. Ich verpasse also nicht das Geringste.

Serendipity // Michael CliffordWhere stories live. Discover now