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León

"Und das wäre?", ich kann vor Anspannung kaum atmen. "In einem alten, längst unbewohnten Wohngebäude. Claire hat soeben Selbstmord begangen, und der Schlüssel zu einem Mercedes S-Klasse wurde in ihrer Hosentasche gefunden. So sind wir zum Standort des Autos gekommen. Ich habe bereits die Polizei informiert." Wie bitte? Claire hat sich umgebracht? Vor Schock verstumme ich komplett und weiß nicht, was ich sagen soll.
"Sind Sie noch dran?"
"J...j..ja."
"Wenn Sie wollen schicke ich Ihnen die Adresse und Sie können sich selbst vergewissern, dass es Ihrer Freundin gut geht."
"Ja, bitte."
"In Ordnung."
"Tausend Dank, Mr. Archer."
"Nichts zu danken."

Ich schlucke scharf und stecke mein Smartphone zurück in die Tasche

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Ich schlucke scharf und stecke mein Smartphone zurück in die Tasche. Ludmila sieht mich in unverhohlener Furcht an.
"Was ist passiert?"
"Cl...Claire hat sich...", ich bringe das Wort kaum über die Lippen.
"Was? Was hat sie getan?", drängt Ludmila ungeduldig.
"Sie hat sich umgebracht."
"Wie bitte? Sie hat was?", ungläubig rauft sie sich die Haare. Auch mir erscheint diese Aktion äußerst dubios. Warum sollte man sich einfach so plötzlich umbringen? Seinem Leben ein Ende bereiten, während man ein Verbrechen durchzieht. Ist ihr womöglich dieser schwerwiegende Fehler bewusst geworden und sie hat es mit der Angst vor den Konsequenzen zu tun bekommen? Fragen über Fragen, aber keine Antworten. 
Eine E-Mail von Mr. Archer geht in mein Postfach ein, darin sie Adresse des Ortes, an den Violetta verschleppt wurde. Energisch richte ich mich auf uns bedeute Ludmila dasselbe zu tun. Sie gehorcht ohne Fragen zu stellen und folgt mir eiligen Schrittes aus der Wohnung. Ich werde ihr alles erklären, wenn wir bereits auf dem Weg zur Washington-Street sind.

Violetta

"Claire sollte längst wieder zurück sein", seufzt Andrew aufgebracht und blickt auf seine Armbanduhr. "Ich möchte dich schnellstmöglich freilassen...aber bevor sie auftaucht, ist das vollkommen unmöglich."
Wie von einer Tarantel gestochen springt er auf, als sich plötzlich schnelle Schritte der Wohnung nähern, und die Tür schwungvoll geöffnet wird. Doch es steht nicht - wie gedacht - Claire Johnson vor uns, sondern drei bewaffnete Polizisten. Vor Freude wird mir beinahe schwindelig. "Violetta Castillo?", fragt einer der Männer laut hörbar. Ich zucke vor Schreck zusammen, nicke aber heftig. Mein Blick wandert zu meinem Entführer Andrew, der leichenblass und total verängstigt zu sein scheint. Wie es in seinem Inneren aussieht, möchte ich lieber gar nicht wissen. Ich habe Mitleid mit diesem zerstörten, gebrochenen Menschen, den ich hier kennen lernte. Er ist kein schlechter Mensch, aber sehr manipulierbar. Vor Trauer wird mein Herz schwer, hoffentlich wird die Strafe nicht zu hart ausfallen...Er hat das alles schließlich nur getan, da er von Johnson dazu ermutigt wurde. Nicht, weil er León oder mir wehtun wollte, sondern um sein Leben von Neuem zu beginnen. Ich empfinde keinerlei Wut oder Abscheu, im Gegenteil: Er tut mir schlichtweg einfach nur leid. Einer der uniformierten Polizisten wendet sich an mich, während die beiden anderen sich Andrew annehmen. "Geht es Ihnen gut? Brauchen Sie psychologische Betreuung?" Ich schüttele überzeugt den Kopf: "Keineswegs. Mir geht es erstaunlich gut, danke. Wie haben Sie mich gefunden?"
"Miss Claire Johnson wurde tot aufgefunden. Sie hat sich das Leben genommen, indem sie sich von einem Hotel stürzte. Man fand in ihrer Hosentasche den Schlüssel zu ihrem Wagen, der uns hierher führte."
Fassungslosigkeit breitet sich in mir aus. Sie hat sich...umgebracht? Aber wieso?!
"Ähm, danke für die Mitteilung...Könnten Sie mich bitte hier raus bringen? Ich habe das Gefühl gleich zu ersticken." Es stimmt. Mein Herz rast, meine Beine scheinen aus Butter zu bestehen, und mein Atem geht flach. Ich habe das Gefühl im nächsten Moment in Ohnmacht fallen zu können. "Aber gewiss", antwortet der ältere Mann hilfsbereit und geleitet mich aus dem beängstigenden Apartment. Wo Andrew ist weiß ich nicht. Er musste schon von den anderen beiden Polizisten hinaus gebracht worden sein.

Das erste, was ich erblicke, nachdem ich mit dem Polizisten auf den Gehsteig vor dem Block trete, ist León's Audi

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Das erste, was ich erblicke, nachdem ich mit dem Polizisten auf den Gehsteig vor dem Block trete, ist León's Audi. Erst im darauffolgenden Moment realisiere ich, dass er bereits gemeinsam mit Ludmila ausgestiegen ist und auf mich zueilt. In meinem Hals bildet sich ein Kloß, Tränen schießen mir in die Augen, die Beine verweigern ihren Dienst. Aber das ist vollkommen zweitrangig, da ich nun endlich wieder die Gelegenheit bekomme, die wichtigsten Menschen in meinem Leben zu Gesicht zu bekommen. Wenn Claire in der Lage war, sich selbst zu ermorden, würde sie dasselbe sicherlich auch einer anderen Person antun können. Und diese Person wäre in dem Fall Ich. "Violetta!", das herzzerreißende Schluchzen meiner besten Freundin, dringt an mein Ohr, während sie mich in ihre Arme schließt. Ich erwidere ihre Umarmung gerührt, worauf mein Blick an León hängen bleibt, der mich mit Tränen in den Augen ansieht, als sei ich ein Wunder. Etwas unglaubliches, das er niemals verlieren möchte. Der Anblick entwaffnet mich komplett. Am liebsten würde ich hemmungslos losheulen und nicht mehr damit aufhören. Aber ich möchte den beiden nicht noch mehr Sorgen bereiten - eigentlich geht es mir schließlich relativ gut.

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Vilou ist frei! Yaaaaay! Aber was ist mit Andrew? Ich finde ihn irgendwie sympathisch - trotz der Fehler, die er in seinem Leben gemacht hat. :)
Claire hat sich von einem Hotel gestürzt! :o

Na ja, mehr gibt es im nächsten Chap! ❤

Love me harderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt