50.

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Violetta

Ich genieße das Gefühl Leóns Arme, die mich fest umschließen und schmiege mich an seine muskulöse Brust. Ich bin zwar nicht besonders ausgeschlafen aber das war es auf alle Fälle wert. Wie er mich angesehen, berührt, geküsst hat...so etwas Unbeschreibliches habe ich nie zuvor erlebt. Und ich habe keinen einzigen Panikanfall bekommen, nichts... Natürlich kann mein kleines Glück mit León nicht lange andauern, da ich bereits ein leises Klopfen an der Tür vernehme. Scheiße, Ludmila! "Komm rein, Blondie!", ruft León plötzlich lachend, während ich mich überrascht in meine Bettdecke hülle. Die Tür wird von einer aufgebrachten Ludmila geöffnet, deren Gesichtsausdruck sich in Sekundenschnelle in einen verdatterten verändert. Sie mustert mich mit weit aufgerissenen Augen und versucht aus meiner Reaktion Schlüsse zu ziehen. Ja, Lu. Auch ich habe meinen Spaß. Ungläubig schüttelt sie ihren Kopf, worauf sie León wütend ansieht. "Zwei Dinge, Mr. Große Klappe: Erstens, wage es nicht mich jemals wieder 'Blondie' zu nennen, da dich dann auch deine Beziehung zu meiner besten Freundin nicht mehr retten wird...und zweitens, Diego ist da. Er möchte mit uns frühstücken...", sie wendet sich nun an mich und deutet auf Vargas. "Du kannst ihn ja mitnehmen, wenn du willst." Unruhig wandert mein Blick zu León, der die Stirn fragend in Falten legt. "Sag ihm, dass wir gleich dazu stoßen werden", verkünde ich vorsichtig und betone das 'wir' besonders. Ich möchte verhindern, dass mein Freund sich bedroht fühlt. Sie nickt und verlässt das Zimmer - nicht ohne León noch einen letzten säuerlichen Blick zuzuwerfen. "Musste das mit 'Blondie' wirklich sein? Du weißt doch, wie sie ist...", beginne ich vorwurfsvoll, doch Vargas unterbricht mich barsch. "Zunächst verlange ICH eine Erklärung. Wer ist Diego und was macht er hier? Ist er des öfteren hier zu Besuch?", Misstrauen schwingt in seiner Stimme mit. Okay, wie soll ich das jetzt erläutern? "Diego hast du bei Lus Geburtstag kennengelernt...glaube ich zumindest. Er ist nur ein guter Freund, sowohl für Ludmila, als auch für mich. Er bringt manchmal ein paar Croissants zum Frühstück mit und isst mit uns...das war's auch schon." Der misstrauische Ausdruck in Leóns Augen verschwindet nicht. Ich seufze geschafft auf. "Lern ihn doch erst kennen, bevor du unser Verhältnis beurteilst, ja?" Ich lege den Kopf schief und setze ein zuckersüßes Lächeln auf. Damit habe ich es bislang immer geschafft ihn weich werden zu lassen. Auch dieses mal dauert es nicht lange, bis seine skeptische Miene an Ernsthaftigkeit abnimmt. Yes! "Hör schon auf mich ständig um den Finger zu wickeln." Frustriert fährt er sich durch die Haare. "Tue ich das denn?", unschuldig, als könnte ich überhaupt nicht nachvollziehen was er meinen könnte, blicke ich ihn unter den Wimpern an. Er murmelt etwas Unverständliches, woraufhin seine Lippen auch schon auf den meinen liegen. Oh mein Gott... Mit seinem Mund bittet er mich wortlos um Einlass, welchen ich ihm sofort gewähre. Im nächsten Moment spüre ich seine Zunge, die sich allmählich mit meiner vereint. So unbeschreiblich... "Warum kannst du so gut küssen?", frage ich nachdem wir voneinander gelöst haben. Er zieht eine Augenbraue hoch und fragt: "Findest du wirklich?" Er scheint offenbar tatsächlich überrascht. "Sag nicht, dass du das nicht weißt!", gebe ich ungläubig zurück und bitte ihn darum, mir meinen BH zu reichen, der neben ihm auf dem Boden liegt. "Nein, das weiß ich nicht, Violetta." Er wirft mir den Spitzen-BH zu und lacht laut los. "Gott, war das eine Nacht!" Ich reiße die Augen auf und wedele warnend mit den Händen. "Diego und Ludmila sind praktisch nebenan!" Er zuckt mit den Schultern und schlüpft in seine Hose und das Hemd, das nebenbei bemerkt ziemlich verknittert ist. Es überrascht mich, dass er es gar nicht wahr nimmt. Auch ich ziehe mir schnell einen Pullover über und anschließend eine Short. Währenddessen fühle ich mich unfassbar beobachtet. Ich weiß ganz genau weshalb. León löst für keinen Moment seine Augen von mir. Irgendwie schmeichelhaft... "Zieh dir eine lange Hose an", befiehlt er plötzlich gefährlich leise. Wie bitte?! "Warum denn das?", frage ich verständnislos und lege den Kopf dabei schief. "Diego." Aha. Und deswegen soll ich nach seiner Pfeife tanzen? "Sorry aber ich ziehe an, was ich anziehen möchte. Bitte, mach keinen Stress wegen Diego... Du wirst sehen, dass da rein gar nichts ist." Ich versuche ihn zu beruhigen, obwohl ich mir selbst nicht sicher bin. Von wem der Blumenstrauß damals war, weiß ich immer noch nicht. Irgendwann kam ich auf die Idee, er könnte von Domínguez sein. Es ist jedenfalls nicht ganz ausgeschlossen. Er hat ja Interesse gezeigt...

"Morgen, Diego", begrüße ich Hernandez teilnahmslos und trete zurück um León vorbei zu lassen. Diego sieht nicht allzu begeistert aus. Höchstwahrscheinlich liegt das an Leóns Anwesenheit. "Schön Sie endlich kennenzulernen", verkündet León mehr als nur ironisch, was er sehr gut zu verbergen weiß. "Ich habe schon viel von Ihnen gehört." Oh ja, ganz bestimmt. Innerlich verdrehe ich die Augen. Das Frühstück kann ja heiter werden. Diego mustert meinen Freund mit unverhohlenem Missfallen, was mir besonders an seinen Gesten auffällt. Er bewegt sich sehr mechanisch und hat ein künstliches Lächeln im Gesicht, das seine Augen nicht erreicht. "Ich bin Diego. Mit dieser formellen Sprache konnte ich noch nie etwas anfangen", erwidert Diego leise. Es soll wohl so etwas wie ein Scherz sein. Dummerweise kommt er nicht wirklich so rüber. Im Gegenteil. Ich sehe, wie Leóns Kiefer sich anspannt. Oh, Mann... Er wird zurück feuern. Und zwar kräftig. "Die formelle Sprache benutzen ja auch nur Menschen mit einem gewissen Maß an Niveau..." Erschrocken reiße ich die Augen auf. Das war schon sehr dreist. Am liebsten würde ich León ein wenig zurückhalten, doch ich befürchte, er würde sich fühlen, als wäre ich ihm in den Rücken gefallen. Und das möchte ich nicht. Nicht nach dieser wundervollen Nacht. Ludmila, die bisher nur wortlos im Türrahmen gestanden hatte, taut nun endlich aus ihrer Starre auf. "Jungs, könnt ihr euch später weiter zoffen? Wenn wir beide nicht anwesend sind?", die Wut in ihrer Stimme ist unüberhörbar. León hebt schützend seine Hände. "Ich streite mich mit niemandem, Ludmila. Ohnehin habe ich keine Lust auf eine Diskussion, ich habe Hunger." Nachdem er noch einen letzten spöttischen Blick in Diegos Richtung geworfen hat, zieht er mich näher zu sich heran und flüstert: "Ich denke, dass ich mich gar nicht so übel angestellt habe."

Love me harderOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz