45.

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León

Unruhig wälze ich mich in meinem Bett hin und her. Meine Gedanken schweifen ab. Zurück zu meinem Club, in dem Violetta und ich uns heute prächtig amüsiert haben. Ihr Körper, der sich dem hämmerndem Beat der Musik anpasste, ihre Augen, die mich verführerisch und unschuldig zugleich anblickten, ihre Stimme... Am liebsten hätte ich sie an Ort und Stelle genommen. Ich weiß, was sie durchgemacht hat und ich weiß auch, dass sie noch nicht bereit ist für...mehr. Doch, wie lange muss ich noch warten? Langsam wird es einfach unerträglich... Ich hatte gelogen, als ich ihr weiß machte, ich sei nicht Sex Besessen. Ich bin es nämlich. Voll und ganz. Violetta verändert zwar alles an mir, doch dieses Verlangen bleibt bestehen. Ich stehe auf und begebe mich in mein Wohnzimmer um mich schon im nächsten Moment an den Flügel zu setzen und zu spielen. Durch die Musik komme ich auf andere Gedanken. Hoffentlich.

Violetta

Ich nehme mir einen Joghurt aus dem Kühlschrank und setze mich im Schneidersitz auf unsere Couch im Wohnzimmer. Die Uhr zeigt 2 Uhr nachts an. Wollte ich nicht ursprünglich schlafen? Nein, nicht nachdem ich jedes Mal wenn ich meine Lider schließe Leóns hungrigen Blick vor Augen habe. Begierde, Lust und Liebe...eine berauschende Mischung. Plötzlich vernehme ich, wie die Haustür langsam und vor allem leise aufgeschlossen wird. Na warte, Ludmila... "Guten Abend, Miss Ferro", schleudere ich ihr säuerlich entgegen, worauf sie zusammenzuckt und ertappt zu mir sieht. "Du klingst schon fast wie Vargas", brummt sie verstimmt und seufzt. Mit einer Handbewegung winke ich sie zu mir. Nur widerwillig schleppt sie sich zu mir und hält gelangweilt den Blickkontakt. Was erwartet sie? Dass ich mich freue? "Du hast uns eiskalt verarscht...Wir haben auf euch gewartet!" Am liebsten würde ich mir auf die Zunge beißen. Warum habe ich euch gesagt!? Jetzt weiß sie, dass Federico auch nicht aufgekreuzt ist. "Ihr hattet einen angenehmen Abend und ich einen gelungenen One Night Stand! Wo liegt das Problem?", aus ihrem Mund klingt es wie das Normalste auf der Welt mit einem wildfremden Mann in der Kiste zu landen... Meine Laune erreicht allmählich den Tiefpunkt. Wieso kann jeder ein normales Leben führen, wobei ich panische Angst vor Geschlechtsverkehr habe? León wird mich mit hundert prozentiger Sicherheit verlassen, wenn ich mich weiterhin so bescheuert anstelle. Ich habe gar keine Ahnung was ich machen soll... Als Ludmila meinen Stimmungswechsel registriert, legt sie einen Arm um mich. "Was ist mit dir? Hast du dich mit León gestritten? Akzeptiert Natalia dich nicht?" Ich setze Lus Ratespielchen ein Ende, in dem ich das Wort ergreife. "Nein, nichts dergleichen... Naty ist ein genauso wundervoller Mensch wie ihr Bruder... Es geht mir lediglich um meine...ähm...nennen wir es Berührungsängste." Meine Freundin verzieht ihre perfekt geschminkten Lippen zu einem schiefen Lächeln. "Warum so plötzlich? Wollte er mehr und du hast ihn abgewiesen?" Ich schüttle stumm meinen Kopf ich nehme einen Löffel des Erdbeerjoghurts. Selbst dieser schmeckt heute nicht besonders gut...das Leben ist alles andere als schön.
"Erzähl schon, V".
Ich gebe weiterhin keinen Laut von mir.
"Ansonsten rufe ich León an. Du weißt, dass ich dazu fähig bin". Ja, das weiß ich. Deprimiert drehe ich meinen Kopf zu der Blondine und atme laut aus.
"Einerseits will ich mit León schlafen, doch andererseits habe ich Angst davor es nicht genießen zu können, da ich die ganze Zeit an Christopher denken werde!" Sie sieht mich prüfend an: "Hat er etwas in dieser Hinsicht erwähnt?"
"Natürlich nicht direkt aber ich spüre es doch. Wie er mich ansieht...wie er mich küsst, berührt...", ich gerate ins Schwärmen. Oh no. "Wieso lässt du es dann nicht einfach zu?", möchte sie mit gerunzelter Stirn in Erfahrung bringen. Das ist ja die Frage. Weshalb lasse ich es nicht zu? Lu spricht weiter: "Erst nachdem du es probiert hast, kannst du sagen, was du wie empfunden hast. Sei nicht immer so abartig pessimistisch! Möglicherweise wird es perfekt. Es ist etwas anderes vergewaltigt zu werden oder freiwillig mit dem Mann zu schlafen, den du liebst." Ich weiß. Trotzdem... "Denke nicht weiter darüber nach. Irgendwann wird sich die Möglichkeit ergeben. Und du wirst es nicht verhindern können, ganz egal wie sehr du dich anstrengst. Außerdem sieht Vargas nicht so aus, als hätte er keinen Schimmer von solchen Dingen..." Ein berechtigtes Argument. León hat Ahnung und ich weiß nicht, ob ich es imposant oder schäbig finden soll. Er hat sogar vergessen, wie viele Frauen er bereits hatte. Das soll was heißen. Ich bin so unerfahren. Zu unerfahren für ihn. "Danke Ludmila. Ich versuche mich an deinen Ratschlägen zu orientieren. "Ich erhebe mich und werfe den leeren Plastikbecher in den Müll. "Ich gehe mich hinlegen", verkünde ich gähnend. Doch bevor ich das Zimmer endgültig verlassen kann, hält meine Mitbewohnerin mich auf. "Danke für den Verkupplungsversuch...das weiß ich zu schätzen." Ich seufze resigniert. "Schlussendlich hat es nichts gebracht, da ihr euch nicht wie erwachsene Menschen verhalten habt, sondern abgehauen seid." Ein breites Grinsen breitet sich auf Ferros bildhübschen Gesicht aus. "Spuck's schon aus!", fordere ich Augen verdrehend und stütze mich am Türrahmen ab. "Federico und ich hatten tatsächlich ein Date. Nur eben in einem anderen Lokal." Mit weit aufgerissenen Augen taxiere ich Ludmila von oben bis unten. Sie haben sich doch getroffen?

Love me harderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt