65.

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León

Ich bin unendlich erleichtert. In dieser einen Nacht ist mehr zwischen Violetta und mir geschehen, als jemals zuvor. Sie kennt nun die ganze Wahrheit und will mich trotzdem immer noch. Sie hat wieder mit mir geschlafen - und das vollkommen freiwillig. Eigentlich hat sie mich fast schon dazu gedrängt. Irgendwie amüsiert mich die Vorstellung, dass mal zur Abwechslung eine Frau mich zum Sex auffordert. Die Sonne ist bereits vor einer guten Stunde aufgegangen - doch jede Spur von Violetta's Mitbewohnerin fehlt. Wahrscheinlich hat Federico sie mit zu sich genommen, die beiden haben ja bemerkt, dass ich Violetta gefolgt bin. Womöglich wollten sie uns die Möglichkeit geben, uns auszusprechen. Und das haben wir auch getan. Ich hatte es mir viel schlimmer vorgestellt, ihr alles zu beichten. Doch rückwirkend betrachtet war es gar nicht so übel - Violetta ist unglaublich verständnisvoll und kann gut zuhören. Jede andere Person hätte mich zigtausende Male unterbrochen. Sie tat es nur um Fragen zu stellen, oder um ihrer Fassungslosigkeit kundzutun. Momentan schlummert sie erstaunlich friedlich an meiner Seite und murmelt ab und an unverständliche Worte vor sich hin. Ich würde mich ehrlich freuen, wenn sie von mir träumen würde. Schlussendlich kann ich der Versuchung nicht widerstehen und lege meine Arme um sie. Ihr Körper ist so zart, schön und mir restlos ergeben. Das habe ich deutlich gespürt, während sie mich küsste, während sie meinen Namen stöhnte... Plötzlich bewegt sie sich und schlägt hastig ihre braunen Augen auf. Ihre Desorientierung amüsiert mich zugegebenermaßen ein wenig. "Ich bin's Liebling", beruhige ich sie und drücke ihr einem keuschen Kuss auf die Lippen. Anschließend richte ich mich auf, schlage die Bettdecke zurück und suche mir meine Klamotten zusammen. Mir ist vollkommen bewusst, dass sie mich gierig betrachtet. Das tut sie immer, wenn ich kein Hemd trage. "Ich mag deinen Rücken", gibt sie plötzlich mit rauchiger Stimme zu. Irgendwie klingt sie so verschlafen ziemlich sexy. Ich schlüpfe in meine Boxershorts und meine Anzughose von gestern und drehe mich irritiert zu Violetta um. "Wieso denn das?" Ich würde es ja verstehen, wenn sie sagen würde, dass sie meine Augen mag, oder meine Haare...aber den Rücken? "Er ist so unfassbar muskulös...es gefällt mir einfach das Spiel deiner Rückenmuskulatur bei jeder deiner eleganten Bewegungen zu beobachten." Für einen kurzen Moment bin ich sprachlos. Wirke ich tatsächlich so auf sie? Ich beschließe ein klein wenig mit ihr zu spielen. "Und was sagst du zu meinen anderen Körperteilen? Meinem Oberkörper zum Beispiel?", ein gefährlicher Unterton schwingt in meiner absichtlich tiefen Stimme mit. Wie ein Raubtier auf der Jagd bewege ich mich auf meine Freundin zu und lecke mir andächtig über die Lippen. Ich kann mit dem bloßen Auge sehen, wie sich ihre Brust schneller hebt und senkt, ihre Lippen dagegen vor Anspannung zittern. Meine Wirkung auf sie ist tatsächlich unverkennbar. Ich setze mich in einer geschmeidigen Bewegung neben sie und nehme ihr Gesicht in die Hände. "Sie haben meine Frage noch nicht beantwortet, Miss Castillo." Ein leichtes Lächeln schleicht sich auf ihr schönes Gesicht.
"Was möchtest du denn hören?"
"Versuchen wir es mit der Wahrheit." Sie weiß ganz genau worauf ich anspiele.
"Da könntest du einen wichtigen Punkt angesprochen haben."
"Darüber bin ich mir im Klaren."
"Hmm...", sie beißt sich auf die Unterlippe und täuscht angestrengtes Überlegen vor.
"Das dauert mir viel zu lange...", presse ich erstickt hervor und küsse sie ein zweites Mal. Doch ich gebe ihr keine Möglichkeit den Kuss zu vertiefen und löse mich grinsend von ihr. Enttäuscht von meinem Rückzug, macht sie einen Schmollmund. Ich achte nicht darauf und werfe ihr ein T-Shirt zu, das ich auf die Schnelle gefunden habe. "Zieh es an, sonst kann ich für nichts garantieren."
"Vielleicht brauche ich ja gar keine Garantie?" Sie lächelt mich siegreich an. Diesen Triumph gewähre ich ihr nicht. Zumindest dieses mal.
"Ich muss dich leider enttäuschen...Ludmila könnte schließlich jeden Moment zurückkehren."
"Meinst du etwa ich hätte Lu noch nie beim Sex erwischt?", Violetta's Enttäuschung ist deutlich herauszuhören. Keine Sorge, Kleine. Ich werde mich noch sehr gut um dich kümmern...
"Das heißt noch lange nicht, dass ich dabei von ihr erwischt werden will. Das holen wir nach, Violetta. Darauf kannst du Gift nehmen."
Ihr Gesichtsausdruck hellt sich sofort auf.
"Du meinst: Aufgehoben ist nicht aufgeschoben?", ihr Grinsen spricht Bände.
"Genau das meine ich."
"Na, dann." Ausgesprochen zufrieden zieht sie sich endlich das Shirt an. Ich hätte es keine Sekunde länger ausgehalten.
"Willst du mich nach draußen begleiten?"
Sie zieht eine Augenbraue hoch. "Deine Orientierung lässt also zu wünschen übrig? Oh, Mr. Vargas, das hätte ich niemals von Ihnen erwartet." Sie provoziert mich. Das gefällt mir.
"Tja, ich bin eben voller Überraschungen."
"Vielleicht schenke ich dir eine Navi zum Geburtstag... Wann hast du eigentlich Geburtstag?" Ihre gespielte Arroganz schlägt urplötzlich in Neugier um. "Das habe ich...vergessen", antworte ich belustigt und rücke mir meine Krawatte zurecht. Sie blickt mich Augen verdrehend an. "Pack aus."
"Was soll ich auspacken?" Ich konnte mir das einfach nicht verkneifen. Es ging nicht. Ich versuche ernst zu bleiben, als sie auflacht.
"Nein, jetzt im Ernst. Wann wurdest du geboren?", sie sieht mir bittend in die Augen.
"Es war ein Sonntag."
"Das Datum, du Vollidiot!", sie schlägt sich mit der Hand gegen die Stirn und lacht abermals los. Es freut mich, dass ich sie zum Lachen bringen kann. Das Geräusch gefällt mir ungemein, es hört sich so frei und klar an.
"Am 19. Dezember", gebe ich kapitulierend zu, was sie mit einem zufriedenen Lächeln quittiert.
"Ich habe am..."
"21. März."
Überrascht blickt sie mich an.
"Habe ich das schon mal erwähnt?"
"Nein", ungerührt erwidere ich ihren ungläubigen Blick.
"Woher weißt du es dann?"
"Betriebsgeheimnis."
Sie lächelt.
"Bringst du mich nun endlich zur Tür?", frage ich grinsend und deute in Richtung Flur.
"Ja, ja, klar...", stottert sie peinlich berührt und begleitet mich bis zur Haustür, die sie langsam öffnet. Wir erblicken Ludmila, die genau in dem Moment die Treppe hinaufjoggt, in dem ich die Wohnung verlassen möchte. Ohne auf die Blondine zu achten, drückt Violetta mir einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. "Willst du wirklich nicht bleiben?" Ich weiß, was sie meint und schüttele belustigt den Kopf. "Nein, ich muss kurz in's Büro. Ich lasse dich später von James zu mir bringen, okay?" Sie nickt angetan von meinem Vorschlag und lässt mich voller Sehnsucht in den Augen gehen. "Ciao, ciao, Baby! Und bye, Ferro", wende ich mich an Ludmila, die unsere Szene gerührt beobachtet hatte. "Bye, Vargas!", gibt sie grinsend zurück und verschwindet mit Violetta im Inneren des Apartments.

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Ich liebe es diese sarkastischen Gespräche der beiden zu schreiben! Interessiert zwar keinen, aber ich wollte es gesagt haben. xD Das mit dem Rücken ist mir irgendwie in den Sinn gekommen. Vielleicht versteht mich ja somebody... Diese trainierten Typen, deren Rücken einen einfach in den Bann zieht...Ja, gut, ich schweife ab. :D Ily ❤

Love me harderWhere stories live. Discover now