Kapitel 26

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Hey, eeeeeendlich habe ich es geschafft zu aktualisieren ;D In letzter Zeit fehlte einfach die Motivation zum schreiben :/ Aber jetzt kommt endlich das Kapitel ^°^ Viel Spaß :*

Eure DivergentBird12

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Ein paar mal öffne ich meinen Mund, nur um ihn dann wieder zu schließen. Es stimmt, Eric und Ich müssen definitiv reden, allerdings gelangt kein einziges Wort über meine Lippen. Wie soll ich bloß anfangen? Also Eric, ich liebe dich und ich weiß, dass meine Mum einen durchgedrehten Plan und ich schätze mal, du hast damit zu tun? Nein, ganz sicher ist. Eric scheint es auch nicht anders zu gehen, er sitzt schweigend neben mir, immer noch oben ohne. Und so sitzen wir beide einfach da und keiner traut sich so recht, den ersten Schritt zu machen. Aber irgendwann flüchten die Worte über meine Lippen. "Was bedeute ich dir, Eric?"
Eric blickt mich an und lange Zeit sagt er nichts. "Du bedeutest mir mehr, als du solltest" Diese Worte spricht er so leise aus, dass ich mich anstrengen muss sie zu verstehen. Verwirrt blicke ich ihn an. Wie meint er das? "Du bist meine Initiantin und ich dein Ausbilder und dein Anführer. Du darfst mir nichts bedeuten, Claire"
Er hat Recht und das weiß ich auch. Trotzdem tut es auf eine gewisse Weise weh, es so direkt zu hören. Aber was habe ich erwartet? Das er mir seine Liebe gestehen würde? Das wir beide zusammen kommen würden und glücklich bis an unser Lebensende leben werden? "Ich verstehe", sage ich und stehe auf. Es ist alles gesagt, es gibt keinen Grund mehr in dieser Wohnung zu bleiben. In der Nähe des Mannes, den ich gegen jede Vernunft liebe. Meine Füße tragen mich automatisch zur Tür. Ich weiß nicht, was ich erwartete habe, vielleicht, dass er mich aufhalten wird oder mich küsst, aber was ich definitiv nicht erwartet habe, ist, dass er mich gehen lässt. Nichts sagt er, als ich durch den Türrahmen laufe und meine Beine mich Richtung Initianten Schlafsaal führen. Nicht ein einziges Wort, keine einzige Berührung, kein gar nichts. Er lässt mich einfach gehen.
Und in dem Moment, wo zwischen ihm und mir mehr als 100 Meter liegen, zerbricht mein kleines, naives Herz in viele, winzige Stücke. Und mit ihm ich selbst.

Das letzte mal als ich geweint habe (abgesehen von dem Kampf gegen Molly, das zählt nicht) war, als ich 8 war. Damals ist Minny, meine Katze, gestorben. Tage und Nächte lang habe ich geweint, in Amys Armen gelegen und in ihre Schulter geschnieft. Selbst in dieser Zeit hielt es meine Mutter nicht für nötig, mich zu trösten oder zu verhätscheln. Im Gegenteil, sie war sogar kälter und engstirninger als jemals sonst. Als nach ein paar Wochen die Tränen immer noch nicht versiegen wollten, bat "Mum" mich um ein Gespräch. Sie meinte, ich hätte nun wirklich lange genug geschwächelt und sollte aufhören, mich wie ein Kind zu benehmen. Ich wäre schon groß, hat sie gesagt. Solche Dinge geschehen, hat sie gesagt. Nach diesem Tag habe ich nie wieder geweint. Bis heute.
Ich weiß wirklich nicht, in welchem Moment meines Leben ich so schwach geworden bin, aber der Schmerz in meinem Brustkorb will einfach nicht verschwinden. Er pocht und zieht, drückt und beißt mich innerlich tot. Falls ihr schon jemals einen Menschen unwiderruflich geliebt habt, wisst ihr wie es sich anfühlt. Für all die Glücklichen unter euch, die dieses Gefühl noch nie erfahren mussten, es ist unmöglich zu beschreiben. Vielleicht sitze ich hier seit Stunden, vielleicht aber auch nur seit Minuten. Ich befinde mich unter einem kleinen Vorsprung in der Schlucht, verdeckt und abgelegen von dem Trubel und den Menschen auf der Brücke. Hier, wo mich niemand erkennt oder sieht, kann ich meinen Gefühlen endlich einmal das Tageslicht zeigen. Wie das Wasser unter mir, fließen meine Tränen ihren Weg an meiner Wange hinunter und hinterlassen rote Augen und nasse Wangen. Ich wage erst auf zu blicken, als eine Stimme neben mir anfängt zu sprechen: "Das du mir nichts bedeuten sollst, heißt nicht, dass du es nicht tust" Ausgerechnet der Mensch, den ich jetzt am wenigstens ertragen könnte, muss sich nun neben mich setzen und mich mit seinen Worten ein weiteres Mal in Verwirrung stürzen. Seine warme, raue Stimme hinterlässt eine Gänsehaut auf meinen Armen und augenblicklich beginnt mein Herz wieder hin und her zu flattern, obwohl es vor nicht einmal einer Stunde gebrochen wurde. Wie schnell kann eigentlich Hoffnung wieder aufleben?
Ich antworte Eric nicht, stattdessen starre ich auf den Abgrund vor mir und kralle meine Hände in meine Arme. Obwohl ich weiß, dass es vollkommen dumm ist, glimmt in mir wieder etwas auf bei seinem Satz. Ich höre, wie es über uns ruhiger wird, nach und nach verstummen die Geräusche und bald schon sind wir die einzigen Menschen hier. Vermutlich ist gerade Essenszeit. Plötzlich, beinah ruckartig, legt sich eine Hand in meinen Nacken und reißt mich zu seinem Gesicht herum. Kurz darauf drücken sich Erics weiche Lippen auf meine. Hör auf Claire, stoß ihn weg, es hat doch eh keinen Sinn! Ach halt die Klappe, denke ich nur und verkreuze meine Arme hinter seinem Nacken. Alles, woran ich momentan denken kann und will, sind Erics wunderbare Lippen, die mich einerseits mit einer Ruppigkeit, andererseits voll von Gefühl küssen. Seine Arme ziehen mich zu ihm heran, mein schmaler Rücken verliert sich in den Größen seiner rauen Hände. Leider aber, gibt es so etwas wie Luft, weshalb wir uns irgendwann von einander trennen müssen. Schweratmend halte ich mich an ihm fest, habe Angst ihn zu verlieren, sobald ich ihn los lasse. Ihm scheint es nicht anders zu ergehen, er klammert mich an sich, als wäre ich ein rettender Anker in einer Welt, die ertrinkt. Warscheinlich sind wir das auch für einander. Wir sind unser gegenseitgen Halt in einer Umgebung, die sich verändert und zu zerbrechen droht. Selbst wenn alles um uns herum zerstört wird - wir werden immer für den Anderen da sein und uns stützen.

Weil wir uns lieben.

Unique - das erste Buch der »Unique« Reihe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt