Kapitel 12

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Hey Leute! :) Es gibt zwei neue Charaktere ^^ Emily (Lily Collins ) und Alex (Jamie Campbell Bower).
Lg
DivergentBird12

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Die nähernden Siegesrufe der anderen bringen uns wieder in die Realität. Hastig lassen wir von einander ab und sehen an einander vorbei. Aus den Augenwinkeln erkenne ich Cia, die lachend auf mich zugelaufen kommt. Sie fällt mir stürmisch um den Hals. "Wir haben gewonnen!!" quiescht die freudig in mein Ohr und ich nicke nur benommen. Ich hebe den Kopf um Eric anzuschauen, doch dieser ist schon gar nicht mehr da. Ich blinzel ein paar mal verwirrt, während Cia mich glücklich zum Zug zieht. Nur am Rand bekomme ich mit, wie ein paar des anderen Teams uns gratulieren und uns auf die Schulter klopfen. Selbst ein paar gebürtige Ferox sind dabei. "Für Fraktionswechsler seid ihr echt nicht zu unterschätzen" Erschrocken wirbel ich herum, als eine weibliche Stimme hinter mir und Cia anfängt zu sprechen. Uns gegenüber steht eine junge gebürtige Ferox mit Naturroten Haaren und dicht hinter dieser ein blonder,großgewachsener Ferox, ebenfalls gebürtig. "Danke" bedankt sich Cia locker und lächelt die beiden an. Ich wünschte, ich könnte genauso unbeschwert lächeln, aber die Aktion von vorhins liegt mir noch schwer im Magen. "Ich bin Emily und das hier ist Alex" stellt die Ferox sich und den Jungen, welcher knapp nickt, vor und lächelt uns beide an. Gemeinsam laufen wir Vier zum Zug zurück und verfallen ins Gespräch und so langsam erwache auch ich wieder aus meiner Starre. Der vom Zug erzeugte Wind pustet meinen Kopf durch und auch das Rennen hilft mir, mich zu erholen. Im Waggon sehe ich mich nach Peter um, da spüre ich ein Tippen auf meiner Schulter. Ich drehe mich um und sehe Alex an. Er nickt zu einer Gruppe gebürtiger Ferox, wo bereits Emily und Cia stehen. "Komm mit zu uns" sagt er und irgendwie klingt es wie ein Befehl. Ich ziehe einen Augenbraue hoch. Haben eigentlich alle männlichen Ferox diesen Ton drauf? Trotzdem sage ich nichts und gehe mit ihm mit. Die Gruppe Ferpx besteht aus ein paar Jungs und Mädchen, alle samt momentane Initianten. Sie begrüßen mich grinsend und einer von ihnen lässt seinen Blick über meinen Körper wandern, was mir mehr als unangenehm ist. "Claire Matthews? Das Naturtalent aus Ken?" meint er und sieht mir jetzt in die Augen. Ich zucke die Schultern. Ich bin nicht bereit, mit ihnen über meine ehemalige Fraktion zu reden, ich kenne diese Menschen kaum. "Wollen wir morgen Abend gemeinsam feiern? Immerhin ist morgen das Ende der ersten Phase" fragt Emily grinsend und sofort stimmen alle zu. Sie sieht mich und Cia an. "Ihr seid natürlich auch herzlich eingeladen" sagt sie lächelnd. Cia nickt eifrig, wird dann aber tot ernst. Sie sieht mich an. "Wir haben nichts zum Anziehen Claire" Der Ernst in ihrer Stimme macht mich stutzig, dann lache ich mit den anderen laut los.
Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht...morgen ist das Ende der ersten Initations Phase. Werde ich morgen überhaupt noch zu den Ferox gehören?

Da heute kein Training ist, lassen sie uns länger schlafen als sonst. Trotzdem schmeißen sie uns gegen 9 Uhr aus dem Bett, was, meiner Meinung nach, immernoch viel zu früh ist. Grunzend stehe ich auf und streiche durch meinen wirren Haare. Mein Bett neben mir senkt sich und ich schaue einem wachen Peter ins Gesicht. "Wo warst du gestern im Zug?" fragt er mich und studiert meine Gesichtszüge. "Bei ein paar der gebürtigen Ferox" erkläre ich, während ich aufstehe und mein Top ausziehe. Irgendwer im Schlafsaal pfeift. Ich ignoriere die Stimme und streife mein langärmliges Shirt über. Peter nickt nur und stützt sein Kinn auf seinen linken Arm. "Heute ist der Besuchertag" Ich nicke. "Glaubst du unsere Eltern kommen?" Als ich aufschnaube hebt er seinen Blick und sieht mich an. "Nun, meine Mutter wird ganz bestimmt nicht ihre wichtigen Termine für mich aufgeben" Ich kann hören wie das Bett hinter mir knarzt und sich Peter erhebt. "Ihr habt wirklich kein gutes Verhältnis, oder?" - "Blitzmerker" Im nächsten Moment tut mir meine Antowort schon leid und ich drehe mich zu Peter um. "Es tut mir leid, aber..." Ich unterbreche mich selbst mit einem Seufzen. "Ich versteh schon" gibt Peter nach und legt mir seine Hand auf die Schulter. Dann drückt er sie leicht. Ich bin immer wieder erstaunt, wie sanft und verständnisvoll er sein kann. Alle sehe in ihm den kalten Super Ferox, der eine Amite ohne Zögern verprügelt, aber da ist so viel mehr als man denkt. Peter hat durchaus seine weichen Seiten, wie gestern im Zug zum Beispiel. Er glaubt vielleicht, ich habe seinen verletzten Blick nicht gesehen, aber ich habe seine Augen ganz genau auf mir gespürt. "Claire!" Ich zucke zusammen und blicke zu Cia. Diese kommt lachend angelaufen und bleibt vor uns stehen. "Endlich ist Besuchertag" quieckt sie. "Du solltest dich nicht zu sehr freuen, immerhin ist es nur für einen Tag" meint Peter und sieht uns an. "Wir sehen uns später" Mit diesen Worten geht er davon, genau wie alle anderen. Eher schleppend wandere ich durch die düsteren Gänge, ich weiß genau meine Mum wird nicht da sein. Trotzdem ist da diese winzige Hoffnung in mir, welche jedoch sofort erstickt, als ich die Grube betrete. Die Grube leuchtet in allen Fraktionsfarben, von jeder Fraktion sind mindestens ein Elternpaar da. Überall werden Kinder, Geschwister und Eltern begrüßt, hier und da fließen auch Tränen. In mir breitet sich ein eigenartiges Gefühl aus, ein Ziehen in der Brust, weshalb ich mich schnell abwende von all den glücklichen Menschen. Ihr Anblick tut mir nur weh. Beinah flüchte ich schon aus der Grube und blanke Wut und Trauer lassen meine Füße mich einfach irgendwo hintragen. Schließlich lande ich an der Schlucht. Meine Hände krampfen sich um das kalte Geländer und ich beuge mich leicht darüber, um das tosende Wasser zu beobachten. Ich schließe die Augen. Eigentlich war es klar, dass meine Mutter nicht hier sein würde, dennoch war da diese naive Hoffnung, ich könne ihr wenigstens ein klein bisschen etwas bedeuten. Falsch gedacht. Während die anderen also sich nun lachend mit ihren Eltern unterhalten, stehe ich hier, alleine und einsam, und kämpfe gegen die Trauer an, die mir die Tränen in die Augen treiben will.
Ich erschrecke fast zu Tode, als sich auf einmal eine Hand auf meine Schulter legt. Keuchend wirbel ich herum und mache mich schon auf alles bereit - Aber hinter mir steht nur Eric, was mich kurz aus dem Konzept wirft. "Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken" sagt Eric tonlos und nimmt seine Hand wieder weg, danach stellt er sich neben mich ans Geländer. Verstohlen streiche ich mir über die Augen und sehe zur Seite. Unsere Schultern berühren sich leicht und bei jeder zufälligen Berührung überfällt mich ein Schaudern. Eine Weile lang schweigen wir einfach und hören dem Rauschen des Wasserfalls zu, dann erhebt Eric das Wort. "Hör mal wegen heute Nacht..." - "Ist schon gut, lass uns einfach nicht mehr reden" unterbreche ich ihn und anstatt mich anzubrüllen, nickt er nur. Irgendwie gibt es mir einen Stich, zu sehen, dass er die Sache einfach mit einem Nicken abhakt. Trotzdem erwidere ich nichts und blicke hinunter in die dunkle Schlucht. "Wieso bist du nicht bei den anderen?" Ich schnaube. "Um mir anzusehen wie alle glücklich mit ihren Familien sind? Nein danke" gebe ich wieder, und selbst mir fällt der verletzte Ton in meiner Stimme auf, welchen ihn dazu veranlasst, aufzusehen. "Deine Mutter ist nicht gekommen?" fragt er und klingt ehrlich überrascht. Ich schüttel den Kopf und beiße mir auf die Unterlippe um nicht zu weinen. Vor Eric zu weinen ist wie ein Todesurteil. Obwohl ich das komische Gefühl habe, dass er mich als einziger verstehen könnte. "Meine Eltern waren damals auch nicht da" sagt er irgendwann und wendet wieder den Blick Richtung Schlucht. Jetzt ist es an mir ihn überrascht anzusehen. "Wieso...?" frage ich vorsichtig. Nun gibt er genau wie ich ein Schnauben von sich. "Mein Vater hat warscheinlich gar nicht mitbekommen, dass ich gegangen bin und für meine Mutter war ich nach meinem Wechsel ein Verräter." erklärt er schulterzuckend, als würde es ihn nicht interessieren. Ich hole leise Luft und frage dann: "Wieso hat es dein Vater nicht mitbekommen?" Im ersten Moment denke ich, ich habe es übertrieben, denn kaum sind die Worte aus meinem Mund, spannt er sich fast unmerklich an. Er zögert sichtlich mit der Antwort und umso überraschter bin ich, als er tatsächlich anfängt zu sprechen. "Mein Vater war Alkoholiker" Seine Stimme klingt dermaßen kalt, dass ich unwillkürlich zusammen zucke. Trotzdem erfüllt es mich mit einer gewissen Ehre, dass Er sich ausgerechnet mir anvertraut hat. Ich wage einen letzte Frage und unsicher sage ich: "War...?" Er nickt. "Ein Jahr nach meiner Initation sind meine Eltern bei einem Autounfall ums Leben gekommen"
Eric hat versucht, das gesamte Gespräch über gelangweilt und desinteressiert zu wirken, aber spätestens jetzt, wenn auch nur für einen klitze kleinen Moment, sehe ich den Schmerz in seinen Augen. Ich dachte immer, ich wäre die einzige mit einem schweren Schicksal, aber nun, da ich Erics Geschichte kenne, verspüre ich unglaublich stark das Bedürfniss, ihn in den Arm zu nehmen und zu trösten. Eric, den Jungen der immer stark sein muss, den Jungen der immer Gefühlslos sein muss, den Jungen der von allen gemieden wird. Und plötzlich wirkt Er nicht mehr wie der große, böse Anführer auf mich, sondern eher wie ein verwundeter Tiger. Ich blicke in das Wasser hinunter und denke über die Worte des Gespräches nach. Niemals hätte ich gedacht, dass sich Eric mir soweit öffnet. Oder ich mich ihm. Er gibt mir das Gefühl, mich fallen lassen zu können und einfach Ich zu sein, trotzdem darf ich nicht vergessen, wer er ist. Er ist Eric, Anführer der Ferox und mein momentaner Mentor. Ich darf ihm nicht vertrauen, selbst wenn ich es wollte. Aber kann man sich wirklich aussuchen, wem man vertraut?

Unique - das erste Buch der »Unique« Reihe Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt