Kapitel 34: Der Aufwiegler

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Galvan wollte an vielen Orten sein. Im Bett mit einer der Prinzessinnen des Kaisers, in der Taverne bei einer Würfelrunde Geld verzocken oder bei einem der Hundekämpfe in einem Hinterhof zusehen. Generell hatte er auch mal wieder Lust selbst im Kampfring die Fäuste schwingen zu lassen. Überall war besser als hier.

Es war ein erstickender Salon, wo um ihn herum weiße und rote Wandteppiche herabhingen. Überall standen filigrane, mit Samt gepolsterte Möbelstücke, die er nicht mal auffassen, geschweige sich draufsetzen wollte. Magische Kristalle brannten in Glaslaternen. Aus einem Nebenraum hörte er feine Musik, die nichts mit dem rauen Gesang in einer normalen Gastwirtschaft zu tun hatte.

»Und du bist sicher, dass es klappt?«, fragte er zum wiederholten Male.

»Haben wir denn noch die Option umzukehren?«, entgegnete sein Gegenüber, der sich genüsslich eine Pfeife anzündete »Die Steine sind bereits ins Rollen gekommen. Und was wäre die Alternative? Wenn nichts getan wird, dann gehört Philippe bald die ganze Stadt.«

»Man wird uns das Schweinen zum Fraße vorwerfen, wenn es schiefgeht«, erwiderte Galvan.

»Ich würde mir eher Sorgen machen, was mit dir vorher passieren wird. Der Weg zum Schweinetrog wird sehr lang und sehr schmerzhaft werden. Ich habe die Informationen der toten Prostituierten übrigens so gut ich konnte überprüft. Tatsächlich wird etwas an dem Tag passieren. Zeit und Ort stimmen überein. Wir sind also auf der richtigen Spur.«

»Wieso weißt du eigentlich nicht alles? Bis ja immer nahe an dem Schuft dran.«

»Philippe besitzt keine Vertrauten. Er teilt niemals alle Information mit einer oder mehreren Personen. Jeder weiß nur so viel, wie er wissen muss. Mein Name hälst du noch verdeckt, ja?«

»Keine Sau weiß von dir«, knurrte Galvan. »Damit wärst du aus dem Schneider, wenn alles schiefgeht.«

»Als ob du unter Folter nicht meinen Namen sagen würdest. Sei auch nicht so pessimistisch. Das Risiko ist den Preis wert. Wenn es gelingt, wird alles um Philippe zusammenbrechen. Wir können ihn uns entledigen und du wirst zum mächtigsten Bandenführer der Stadt, während ich das übernehme, was mein alter Arbeitnehmer zurückgelassen hat.«

»Werden also selbst zu Konkurrenten, was?«

»Werde mir eher ein Anwesen irgendwo außerhalb der Stadt suchen. All dies ist nicht gut für meine Nerven, weißt du?«

Die Tür zum Nebenraum öffnete sich. Die Musik und Gelächter erklangen nun stärker. Eine halbnackte Frau mit blonden Locken und rotem Lippenstift beugte sich hinein und winkte den Pfeifenraucher vorfreudig zu sich.

Dieser stand nun auf. »Wie du siehst, werde ich gerufen. Versuche dich zu entspannen. Es wird schon klappen. Es muss klappen. Dies ist die eine wunde Stelle, wo wir Philippe wehtun können.«

Damit ging er zu den anderen Feiernden. Galvan blieb noch eine Weile sitzen, das ekelhafte Parfüm des Kerls in der Nase. Schließlich stand er mit einem Schnauben auf, öffnete seine Hose, pinkelte in eine der Vasen und verließ den Raum dann durch den geheimen Seiteneingang, den er schon beim Hereinkommen genutzt hatte.


»Wie interessant«, meinte ich und traut aus dem Schatten einer geschlossenen Gardine. »Hat sich doch gelohnt diesen Galvan zu verfolgen.«

»Wer war das, Meisterin Nilim?«, fragte Cecilia, die zu mir trat und meinte damit der anderen Mann, der in den Festsaal gegangen war.

»Der wahre Strippenzieher. Dachte ich mir doch, dass so ein kleiner Ganove wie Galvan nicht so etwas planen kann.«

»Sollen wir ihn töten?«, fragte meine Assistentin weiter und dunkle Glasklingen erschienen an ihrem Arm.

»Noch nicht. Beziehungsweise... wenn alles so passieren wird, wie ich es mir vorstelle, dann brauchen wir am Ende keinerlei Hand an ihn anzulegen.«



Das Wispern aus dem AbgrundWhere stories live. Discover now