Kapitel 24: In der Plantage

3 0 0
                                    

Wachen mit Fackeln patrouillierten bei Nacht die Plantagen und die Sklavenunterkünfte des Grafen. Mit ernsten Blicken durchwanderten sie die Dunkelheit und schauten, dass der Besitz ihren Herren nicht wegrannte.

Einer lief gerade durch eine Reihe von Olivenbäumen, als er in der Finsternis ein Geräusch hörte. Er drehte sich um sah sich nun Cecilia gegenüber. Seine Augen weiteten sich, als er bemerkte, wie sich das Feuer in seiner Hand auf ihrem dunklen Anzug aus Finsternis reflektierte. Kein ihm bekannter Stoff war dazu in der Lage. Bevor etwas sagen konnte, trat sie rasch vor und ein dunkler Dolch erschien in ihrer Hat. Mit durchschnittener Kehle fiel er zu Boden. Die Fackel rollte auf eine trockene Wurzel.


»Gut gemacht«, sagte ich und trat aus dem Schatten, während ich leise mit den Händen klatschte. »Schnell und ohne Zögern.«

Ihr Atem ging schwer und ihre Stirn war schweißbedeckt. Sie sah auf ihre Waffe herab, die beinahe etwas Glasartiges an sich hatte und mit Rauch gefüllt sein zu schien. Kein Tropfen Blut bedeckte es. »Mir ist übel«, meinte sie, »fürchterlich übel. Wird es besser werden?«

»Das Töten?«, fragte ich, während das Feuer der Fackel sich langsam den Baumstamm hocharbeitete. »Sicherlich. Du musst es nur oft genug tun. Vielleicht werden die Rachegefühle auch demnächst kommen und dir die Schwere vom Herzen nehmen.«

»Werde ich dann zufriedener? Glücklicher?«

»Durch Rache? Nein. Nicht langfristig. Du wirst nur einige Leichen zurücklassen und das lokale Leid hier beenden.«

»Was wird danach geschehen?«

»Danach? Nun, ich hoffe natürlich, dass du mich weiter unterstützt«, gab ich zurück, bevor ich mit meiner Hand in die Dunkelheit zeigte. »Aber du kannst auch gehen. Ich habe nicht vor dich erneut in Ketten zu legen. Wenn du willst, steht es dir auch frei mich jetzt schon zu verlassen. Ich kann dies alleine beenden. Du kannst in die Berge fliehen, weitere Sklaven befreien oder dich im nächsten See ertränken.«

»Nicht bevor der Graf tot ist! Aber Meisterin Nilim, was haben Sie danach mit mir vor? Wobei brauchen Sie meine Hilfe?«

»Ich will der Welt helfen.«

»Der Welt?«

Der Baum begann nun gänzlich zu brennen. Die Flammen lechzten nun sogar nach den Blättern über uns.

»Egal wo ich bin oder was ich tue, die Welt und alle Menschen, die in ihr Leben, sind ständig in meinen Gedanken. Ich will, dass die Zukunft lebenswerter für alle ist.«

»Das hört sich nobel an, doch wieso ich?«, entgegnete Cecilia kopfschüttelnd. »Ich hasse. Ich hasse so stark. Der Hass zerfrisst mein Herz. Ich kann nicht vergeben. Ich bin kein guter Mensch, Meisterin Nilin. Kein Ritter.«

»Wer sagt, dass du vergeben musst«, erwiderte ich und verschränkte die Hände hinter meinem Rücken. Glühende Ästchen fielen um mich herum nieder. »Wer sagt, dass ich gute Menschen brauche? Ich habe dich als meine erste Anhängerin gewählt und bisher hast du mir noch keinen Anlass gegeben diese Wahl zu bereuen. Ich brauche keine reine Seele und keine schnöden Gelübde. Das Einzige, was ich brauche, ist dein Vertrauen. Deine Kraft.«

»Ich habe das Schlimmste gesehen, Fräulein Cecilia.«

»Hast du nicht. Bei weitem nicht. Das Schlimmste steht noch bevor. Das Glück der Welt muss mit Blut geschmiedet und im Schatten geformt werden. Du sagtest, dass du hasst. Sag, wen hasst du genau? Die gesamte Menschheit?«

»Wieso sollte ich, Fräulein Nilim?«, fragte sie erstaunt.

»Ja, wieso solltest du?« Ich trat über einen brennenden Ast, der zwischen uns niedergefallen war und legte meine Hand auf ihre Schulter. »Du sagtest dein Herz sei zerfressen? Wie kann das sein? In dir ist ja noch ein Glaube an das Gute im Menschen. Keine grenzenlose Gutheit natürlich... solch Naivität hat man dir ausgetrieben, aber doch ist Grausamkeit nicht das Einzige, was du mit der Menschheit verbindest.«

»Wie kommen Sie darauf, Meisterin Nilim?« Sie verschränkten ihre Hände sich erneut vor ihre Brust, doch ihre blauen Augen schienen nun größer und offener als vorhin im Wald.

»Weil du die Liebe deiner Eltern erfahren hast. Dieselbe Liebe, die dich wieder hierher zurückgetrieben hast.« Ich hörte die Rufe von anderen Wächtern, die näherkamen. »Beenden wir es nun und lösen die letzten Fesseln, die dich an diesen bitteren Ort binden.«



Das Wispern aus dem AbgrundWhere stories live. Discover now