Kapitel 43

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Klick

Das leise Geräusch ließ Soran seine Augen öffnen. Stöhnend erhob er seinen Kopf von der Kante des Bettes und richtete seinen krumm sitzenden Körper auf. Es braucht etwas eh er sich wieder in dem großen Gemach zurecht fand und Reagan mit einem Glass in der Hand auf der Couch, verzweifelt über ein Stück Papier gebeugt, erblickte. Auf dem Tisch neben ihm stand das kleine silberne Tablett mit Essen für sie. Die unberührten Schüsseln voll Suppe dampften noch und die dichten Wolken am Himmel begannen dunkler zu werden. Die kleine Kerze vor ihm flackerte und war das einzige, das dem Raum etwas Licht verlieh.

Reagan blickte schweigend in die sich legende Dunkelheit hinaus. Neben ihm sein Schwert in der abgenutzten Scheide liegend. Soran sah wie die vergoldete Spitze zu blättern begann und Dellen sich in dem Metall bildeten. Es war fast fünf Tage her seit dem Reagan verletzt worden war und trotzdem spürte Soran wie die Last immer noch auf ihm lag. Er wusste das es nicht seine Schuld war, zumindest sagte Reagan ihm das jeden Tag, er konnte es hinter den müden goldenen Augen sehen und trotzdem wollte sein Kopf einfach nicht schweigen. Die Wunde heilte nur langsam, das Gift hatte zu viel zerstört, um ihm eine schnelle Heilung zu gewähren und Krankheiten zerrten an seinem Körper.

Zitternd stand Soran von dem Stuhl auf und schaukelte stolpernd zu dem König rüber. Er wusste nicht mehr, wann er das letzte Mal richtig geschlafen hatte. Jede Nacht saß er an Reagans Bett, wartend das der König einschlief und sein eigener Körper ihn selbst in einen Trance ähnlichen Schlaf zwängte. Die ersten Tage hatte er versucht wach zu bleiben. Immer wieder hatte er seinen Kopf auf Reagans gleichmäßig hebender Brust abgelegt, um den schwachen Herzschlag zu hören, bis am zweiten Tag die Müdigkeit ihn eingeholt hatte und er auf Reagan eingeschlafen war.

„Was macht Ihr da? Meinte Amias nicht Ihr sollt im Bett bleiben und schlafen?" Amias hatte sich von allen am schnellsten erholt. Schon nach zwei Tagen hatte er wieder begonnen in seinem Labor auf und ab zu rennen, zwar nur unter Cyrus Aufsicht, aber wenigstens war schnell Leben in seine Augen zurückgekehrt.

„Ich lag die letzten fünf Tage im Bett, ich denke es reicht." Reagan hatte länger gebraucht. Am dritten Tag hatte er so blass und leer ausgesehen das Soran durchgängig seine Hand auf der Brust weilen gelassen hatte, um sicher zu gehen das das schwache Herz immer noch schlug. Erst seit gestern begann der Glanz in seine Augen zurückzukehren. Er war immer noch schwach auf den Beinen, aber weiter vom Abgrund entfernt als am Ende des Balls.

„Ihr hättet mich wecken können. Ich hätte Euch geholfen." Soran sah, wie Reagan ein schmerzhaftes Lachen unterdrücken musste. Er ergriff sein Schwert und stand von der Couch auf, die Schwertscheide immer wieder wie ein Gehstock auf dem Boden klackend. „Du bist selbst schwächer auf den Beinen als ich. Außerdem hast du endlich friedlich geschlafen." Reagans Stimme war immer noch etwas zerbrechlich, aber sanft. Als versuchte er genau zu überlegen was er sagen könnte, um das der Junge endlich aufhörte sich selbst für alles verantwortlich zu machen.

„Wie lang habe ich geschlafen?" Fragte Soran als er Reagan langsam zur Couch zurück folgte und nach seinem Essen griff. „Nicht lang genug." „Wie lang?" Soran legte Nachdruck in seine Stimme. Er hatte nicht nach Reagans Meinung gefragt, nur nach der Zeit. Er wollte keine Lektion wie lang er schlafen sollte, er wollte einfach nur eine Zeitangabe. „Keine zwei Stunden." Der Schwarzhaarige rührte trüb in seiner Suppe umher. Seit Tagen versuchte Reagan sein Essen zu verweigern und seit Tagen musste Soran ihn zwingen etwas zu sich zu nehmen, nur leider zitterten seine Hände vor Schlaflosigkeit mittlerweile so sehr, dass die Suppe nicht einmal mehr auf seinem eigenen Löffel bleiben wollte. „Ihr müsst essen." Soran sah ernst in die silbernen Augen. „Ich esse, wenn du heute Nacht schläfst." Soran sah zurück in die gelbe Flüssigkeit vor ihm. Immer wieder drückte er eine der Kartoffelstücken, die an der Oberfläche trieben nach unten und sah zu wie sie wiederauftauchten. „Was wenn ihr einen Anfall oder ähnliches bekommt? Was wenn Ihr sterbt und ich es zu spät mitbekomme?" Soran hielt seine Stimme leise, er wusste das Reagan es nicht mochte, wenn er so sprach. „Ich bin die letzten Tage nicht gestorben, also werde ich es heute Nacht auch nicht tun." „Das wisst Ihr nicht." Murmelte der Junge währende sein Blick weiter in der Schüssel ruhte.

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now