Kapitel 11

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Genervt wischte Soran noch weitere Male über den bereits spiegelnden Tisch. Sein Fieber hatte ihm zwei weitere Tage jegliche Kraft geraubt, doch danach wurde es besser und Gina hatte ihn begonnen langsam einzuarbeiten. Nur leider bestand ein Großteil seiner Arbeit aus reinem Putzen und genau das tat er. Er schrubbte den blöden Tisch, bis er sein eignes Spiegelbild wieder darin erkennen konnte. Der Tisch war riesig, mit neun Stühlen, von welchen acht an den langen Seiten verteilt waren und ein größerer an der Stirnseite des Tisches thronte. Für die ersten Tage seines erneuten Einarbeitens hatte er überlegt sich einfach irgendwo hinzusetzen und sich stur zu weigern auch nur den Lappen anzufassen, doch Soran hatte diesen Gedanken genauso schnell verworfen, wie er kam. Er wollte nicht herausfinden was Reagan mit Bediensteten tat, die sich weigern ihren Job zu erledigen, er hatte immerhin eine Wache verbannt, die sich eingemischt hatte. Sorans Körper hatte immer noch keine Kraft, aber er hatte sich selbst eingestehen müssen das ein weiterer Tag, eingesperrt in diesem Zimmer, ihn wahnsinnig werden lassen hätte. Also ging er den Kompromiss ein nur ein paar Stunden und nicht durchgängig zu arbeiten, meist sagt ihm Gina, wenn sie merkte das er nicht mehr konnte, dass er aufhören könne.

In Gedanken verloren wollte er gerade noch ein letztes Mal den großen Stuhl abwischen, als die Tür zu dem großen Raum Aufschwung und er brutal zusammenschreckte. Entschuldigend trat Amias mit Cyrus im Schlepptau ein. „Was machst du denn hier?" kam es augenblicklich von Cyrus. „Gina meinte ich solle alles abwischen und polieren." Auch seine Stimme war noch brüchig und leise. Es fühlte sich erbärmlich an, nicht lauter als eine Maus reden zu können. „Wie lang brauchst du noch?" fragte Amias sanft und nahm auf dem ersten Stuhl zur linken Seite des größeren Stuhles Platz. Cyrus tat es ihm unterweilen auf der gegenüberliegenden Seite gleich. „Ich bin gleich fertig." Unwohl von den Blicken, die auf ihm lagen, beschleunigte er seine Bewegungen erneut, während er das starke Kratzen in seinem Hals unterdrückte. Er konnte spüren wie Amias Blick ihn förmlich durchstach, während Cyrus sich kein bisschen für ihn interessiert und lieber angefangen hatte mit einem kleinen Messer in der Hand zu spielen.
Erneut schwang die Tür auf und Rue trat ein, ihre Schritte waren, zu Sorans überraschen, nicht einmal mehr so schwerfällig, nur das laute Knacken ihres Gehstockes hallte im Raum wider. Neutral blickend ließ sie sich neben Cyrus nieder. Sofort verdrehte sie die Augen und kreuzte die Arme vor ihrem Brustkorb. „Hör auf damit, hat man dir als Kind nicht beigebracht das man nicht mit scharfen Gegenständen spielt."

„Nö..." fing der Vampir wie ein freches Kleinkind an, „...man hat mir nur beigebracht wie ich mit ihnen spiele und sie..." er fing das in die Luft geworfene Messer auf und warf es in hoher Geschwindigkeit knapp an Soran vorbei, in die Karte hinter ihm. „...effizient einsetzt." mit einem Lächeln betrachtete er den großen Kontinent im Norden, welchen er erwischt hatte. „Hör auf mit den Kinderspielen Cyrus, nur weil du der erste General und Freund unseres Königs bist, heißt das nicht das du sein Sacheigentum beschädigen musst." Die dunkle Stimme ließ die Luft im Raum schwerer werden und Rue und Amias sprangen schon fast aus ihren Stühlen hoch.

Respektvoll verneigten sie sich einmal kurz und ließen sich dann wieder auf dem Holz nieder. Ein großer Mann mit langem, dunkelgrauem Haar, welches in einen hohen Zopf gebunden war, trat in den Raum ein. Sein Körper war breit gebaut. Soran spürte, wie er ungewollt weiter den Kopf senkte. Es war nicht das gleiche Gefühl wie bei Reagan, welches sich in ihm breit machte, aber es war ein ähnliches. Misstrauisch musterte er Soran einmal, schien aber schnell zu beschließen das der deutlich schmalere Junge keine Bedrohung für ihn darstellte. Steif setzte er sich auf den Stuhl neben Amias und ließ den Raum mit Stille erfüllen. Es dauerte nicht lange eh immer mehr Wesen eintraten und die Tafel füllten. Eilige packte Soran seine Sachen und wollte aus der Tür flüchten als er hart gegen die Wand gedrückt wurde. Schmerzhaft keuchte er auf und ließ den Lappen in seiner Hand fallen. Verwirrt blickte er in die braunen Augen eines Jungen seines Alters. Das blonde Haar war nach hinten gestylt und er war so groß wie Soran. „Wer bist du?" Er ließ seine Frage durch die Zähne zischen und kam Soran nochmal ein Stück näher. „Ein neuer Bediensteter." Der Junge vor ihm lachte verächtlich und zog ein kleines Messer. Verschreckt drückte Soran sich enger an die Wand. „Du kannst deine Lügen jemanden anderes erzählen, jeder weiß das es nur weibliche Bedienstete gibt und dazu müssen die Ärmel dieser immer kurz sein." er drückte das Messer eng an Sorans Hals und durchschnitt die immer noch blase Haut. „Ich lüge nicht." Zischte Soran zurück, er versuchte die Unsicherheiten in seiner Stimme zu verstecken, er versuchte sein Zittern nicht zu zeigen.

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now