Kapitel 16

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Langsam spürte er wie seine Augen zu brennen begannen und seine Sicht verschwamm. Still liefen die ersten Tränen, zusammen mit den strömenden Regentropfen, über seine Wagen.
„Aw, das Spiel ist ja schon vorbei, wie schade. Dabei bist du doch so schön weggerannt, wenn auch etwas berechenbar. Menschen, die in Panik geraten rennen immer geradeaus, besonders wenn ihre Augen mit solch einer Panik gefüllt sind wie es bei dir der Fall war. Aber keine Sorge ich werde sie für immer in Ehre bewahren. Wie wunderschön deine Augen nur im Glanz der Tränen aussehen. Maro würdest du unserem neuen Freund hier vielleicht die eher erweisen?" Unter der schwarzen Kapuze konnte Soran ein kleines Nicken erkennen und wie der Mann einmal tief einatmete, bevor er einen Schritt nach vorne tat und sich ein Feuer Ring hinter ihm rasant um die Lichtung schloss. Alle Wesen machten einen entsetzten Sprung nach Innen. „Du warst aber auch schon mal zielsicherer mit deiner Magie." Beschwerte sich die rothaarige Frau mit zittriger Stimme. Ihre Hände waren fest, um die verbrannten Arme geschlossen.
Sie hat Angst vor dem Feuer.
Es war nicht geplant gewesen das das Feuer sie alle umschloss. Nur Soran war das Ziel gewesen, doch jetzt war etwas schief gegangen und die Sicherheit in ihren Augen zersprungen. Behagen und Zweifel machte sich in ihnen breit, besonders als das Feuer begann mit jedem Atemzug des Magiers weiter in die Höhe zu wachsen. „Maro lösch es." Der Befehl war klar und deutlich, doch niemand reagierte. Maro Schritt weiter still auf Soran zu, während die Stimmen lauter wurden. Sie gerieten in Panik. Ihre Blicke wichen immer wieder um sie herum und niemand beachtete mehr Soran. Er hätte diese Situation nutzen können, hätte hinter dem Feuer irgendwie verschwinden können. Er hätte irgendwie hier wegkommen können, doch keiner seiner Muskeln gehorchte ihm noch. Sein Körper bewegte sich nicht mehr und er konnte nur stumm dabei zu sehen, wie der Magier immer näherkam, um ihn seinen Tod zu schenken. Vielleicht wäre ihm dann ja nicht mehr so kalt. Vielleicht würde der Frost in seinen Adern endlich schmelzen und ihn verlassen.

Der Boden unter seinen Füßen begann zu beben, er zitterte unter den Bewegungen des Riesens. Mit jedem der schnellen Schritte schien Sorans Herz tiefer in seine Brust zu fallen. Der Riese zog das Großschwert und ließ es in hoher Geschwindigkeit auf den Magier zu rasen, aber bevor es auch nur den weit wehenden schwarzen Stoff des Gewandes berühren konnte sprang ein Funke aus dem Feuer ab und landete auf dem zerrissenen Tier Fell des Angreifers. Binnen weniger Atemzüge entfachte eine große, grüne und hell aufleuchtende Stichflamme. Sie fraß sich durch sein Schwert, durch seine Kleidung und verschlang den kompletten Körper noch bevor Soran ein Atemzug in der heißen Luft machen konnte. Ein schweres Atemen erklang hinter ihm und die Vampirin starrte entsetzt in seine Richtung. Die Adern an ihren Schläfen pochten in einem wütendem rot und in ihren Augen schienen die ersten Adern zu platzen. „Dara hör auf." Der Mann versuchte sie zu beruhigen. „Siehst du es nicht Eury das ist nicht Maro. Das ist wer anders." Ihre Stimme war von Wut und Trauer verzerrt und ihre Sicht vernebelt von dieser. „Er hat sich nur verteidigt." Die Worte ihres scheinbaren Anführers drangen nicht mehr zu ihr durch. Blind vor Wut stürzte sie sich auf Maro.

Ein Schnipsen. Ein Schnipsen war alles was es gebraucht hatte um, eine dieser blau leuchtenden Magischen Formeln, um Daras Hals erleuchten zu lassen und ihren Kopf mit einem sauberen Schnitt abzutrennen. Für einige Sekunden schien jegliches Atmen auf der Lichtung erloschen zu sein und nur noch das Knacken des Feuers erfüllte die Luft. Soran konnte seinen eignen Herzschlag hören, während Maro weiter auf ihn zugeschritten kam und Daras Kopf mit seinem Fuß zur Seite schob. Seine Bewegungen schienen so entschlossen als könnte ihm nichts davor stoppen sein Ziel zu erreichen, doch dann stoppte er und ließ seinen Kopf zur Seite fallen.

Warum hat er gestoppt?

Die Frage war noch nicht einmal in Sorans Kopf verhallt, als sich die Antwort als brennender Schmerz auf seiner Wange ausbreitete. Gemeinsam mit seinen Tränen begann nun auch Blut, aus einer kleinen Wunde, hinunter auf den matschigen Boden zu Tropfen. Das kalte Brennen zog sich durch sein Blut und lähmte seinen Körper endgültig. Das Messer steckte tief in dem Hals eines der Wesen hinter ihm und zog ein falsches Opfer mit sich. Der Zorn im Gesicht des Werfers war klar sichtbar. Soran konnte Eurys Zähne knirschen förmlich hören, während das Eis langsam seinen Hals runter kroch und eine weiße Wolke immer wieder seinen Mund verließ. Mit zitternden und stockenden Begegnungen umschloss er seine Oberarme und versuchte das Brennen der Blitznarbe so gut wie möglich zu ignorieren, während die Tränen weiterhin ungestört von seinen geröteten Augen rollten.

„Wer bist du wirklich?" Eurys Stimme zitterte vor Wut und die nächste Silberklinge glänzte im schwach durch die Wollen dringenden Mondschein. Maro stoppte er als ein kräftiger Windzug über die Lichtung zog und er nur noch wenige Meter von Soran entfernt war. Der Magier drehte sich um und wandte Soran den Rücken zu, so als wüsste er das der Mensch keine Bedrohung für ihn darstellen würde. Ein nächster Windstoß fegte über die Lichtung und ließ den seidigen Stoff in der Luft wehen. Für einige Momente verschwand das Mondlicht von der Lichtung, bevor es diese wieder erleuchtete. Erneut sprangen Funken aus dem Feuerring und rissen die nächsten Opfer mit sich in die ewige Dunkelheit. Die Wesen erleuchteten in den verschiedensten Farben. Einige Flammen färbten sich grün, andere behielten ihre rote Farbe, die wenigsten von ihnen erleuchteten in einem Ozeanblau mit einem hell leuchtenden Innerem.

„Ich weiß wer du bist?" Seine Stimme und Augen leuchteten schon fast vor Wahnsinn. Sein Verstand schien langsam in seinem Inneren zu verrotten, je mehr Schreie seiner Kameraden die dunkle Nacht zu erfüllen schienen. „Du bist Cayden, habe ich recht? Du bist der Schatten Cyrus, sein Bruder und der vierte General." Seine Stimme klang so überzeugt von seiner These. Ein fast schon irres Lachen erklang und hallte durch den Wald. „Aber natürlich, wirklich schlau, ihr habt den Jungen als Köder benutzt und Reagan hat dir geholfen dich unter uns zu mischen. Na los, sag schon wo ist der Magier, der die bei diesem Höllenfeuer hilft. Du bist wie dein Bruder ein Vampir, ich weiß das ihr nicht genug Energie zu Verfügung habt, um sein ein Todesurteil zu entfachen." Ein dunkles Seufzen erklang von der Person vor ihm, während Eury auf ihn zu gesprintet kam. Eine trübe Flüssigkeit tropfte von seinen Klingen und spiegelte die Flammen in seinem Nebel wider. Soran wollte schreien, den Mann vor ihm warnen, aber aus seinem Mund wollte kein Ton mehr weichen. Aber das musste er nicht, denn Eury kam nicht einmal weit genug, um Cayden mit seinem Dolch gefährlich zu werden. Seine Beine gaben unter ihm nach und seine Knie kamen auf dem durchnässten Boden auf. Die blauen Kreise schlangen sich um seine Handgelenke und nahmen dem Angreifer jegliche Bewegungsmöglichkeiten.

Gemeinsam mit dem letzten verstummenden Schrei, erlosch auch das Feuer auf der Lichtung und tauchte sie zurück in ihre Dunkelheit. Der Boden unter Sorans Füßen erzitterte einmal als etwas schweres hinter ihm aufkam und seinen warmen Atem in den kalten Nacken blies. Langsam und zitternd drehte er sich um und blickte in die großen roten Augen des Wyvrens vor ihm. In seiner kleinen Form war Remy immer süß gewesen, aber wenn er die Größe eines kleinen Hauses erreichte, schlug sogar Sorans Herz schneller. Panik stieg in Eurys Augen auf und der warme Atem stieß nur noch unregelmäßig aus seinem Mund. „Ihr seid nicht Cayden." Der Mann vor Soran schüttelte den Kopf und zog mit den von Handschuhen bedeckten Fingern die Kapuze vom Kopf. Die kurzen schwarzen Haare klebten binnen weniger Sekunden von der Nässe durchtränkt an seinem Kopf und die silbernen Augen blickten verachtend kalt auf den Bewegungsunfähigen vor ihm hinab. Sorans Körper schien mit jeder Sekunde schwächer zu werden und brach fast zitternd unter seinem eignen Gewicht zusammen. Es war als würde sein Herz langsam zu Eis werden. Es schmerzte grausam in seiner Brust.
„Sieht aus als würde er stärker als normal auf mein Gift reagieren." Eury hatte bereits mit seinem Leben abgeschlossen, er wartete nur noch auf den endgültigen Schlag und erfreute sich nun an allem Leiden, welches er zu Gesicht bekam. Zwei Leute traten aus den wieder tiefschwarzen Schatten. Cyrus blickte müde auf die Lichtung, seine Kleidung war unordentlich, so als wäre er Not bedürftig aus dem Bett gestiegen und hierhergekommen. Der andere Mann sah nicht besser aus, er war zwar komplett in schwarz gekleidet, sein Gesicht war jedoch nicht verdeckt und die bleiche Haut schwach im Mondschein erleuchtet. Man konnte es nicht bestreiten. Das war Cyrus Bruder. Das war Cayden.
„Er hat recht, dein Mensch scheint ziemlich stark zu reagieren, vielleicht wäre es besser ihn umgehend zu Amias zu bringen, wir kümmern uns um den dort." Cyrus Bruder schrie es schon fast über die Lichtung, um gegen den immer stärker werdenden Regen anzukommen. Caydens Stimme war etwas heller als Cyrus, aber trotzdem tief genug, um Soran einen Schritt nach hinten machen lassen zu wollen. Still nickte Reagan und drehte sich wieder zu Soran. Die Augenringe waren verschwunden und von ihnen allen sah Reagan am gesündesten aus und dass, obwohl er heute Vormittag noch dem Tod geglichen hat.
Etwas grob packte der König den zitternden Körper des Jungen und sprang mit ihm in den Armen auf den Rücken des Reptils, welches nach einem leisen Pfeifen die Flügel ausbreitete und mit einem kräftigen Schlag vom Boden abhob, hinauf in die dunkle Nacht. Soran konnte nur dabei zu sehen wie die Punkte unter ihm langsam verschwammen und von der Dunkelheit verschlagen wurden. 

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now