Kapitel 25

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Als Soran seine Augen wieder öffnete, war die Sonne zwar bereits am Himmel aufgestiegen, ihre Strahlen wurden jedoch von der dicken dunklen Wolkenschicht abgefangen. Seine Sicht war schwammig, die Linien seiner Umgebung schienen immer noch ineinander überzugehen.
Wo war ich gestern eingeschlafen?
Seine Erinnerung von gestern waren wirr. Es war als würde an ihrer Stelle nur ein langer, verschlingender Schatten schweben. Vorsichtig drückte er sich enger an die warme Quelle neben ihm.
Was ist das? So schön warm.
Für einen kurzen Augenblick legte sich ein zufriedenes Lächeln auf seine Lippen. Es schien alles zu vertreiben was ihn plagte. Die Monster, die Dunkelheit, die Kälte. Es spendete ihm dieses kleine Gefühl von Geborgenheit das seine Mutter ihm schon ewig verwehrt hatte. Seine Augen begannen zögerlich zu klären. Als sie jedoch seine Wärmequelle komplett erblickten, erstarrte jeder seiner Muskeln. Er hatte sich eng an Reagans freie Brust gekuschelt. Fassungslos blickte er in das ruhig schlafende Gesicht. Es war fast schon unfair wie beinahe perfekt das blasse Gesicht doch war.
Es ist ein Wunder, das ich neben ihm liege und nicht seine Verlobte oder wenigstens eine Mätresse.
Langsam begann er sich von dem König zu entfernen, wurde aber schnell von den verschränkten Armen hinter seinem nackten Rücken aufgehalten.
Er hält mich fest.
Es gab keinen Ausweg. Er könnte sich nicht aus Reagans Griff befreien, ohne ihn zu wecken und in erzürnte graue Augen blicken zu müssen. Er wollte den Mann neben ihn nicht verärgern, nicht wenn er so verletzlich in seinen Händen lag.
Moment mal.
Mit zitterndem Atem blickte Soran an seinem freien Körper runter. Alles was ihn noch Bedeckte war die kurze Boxershorts, der Rest seiner Kleidung war, soweit er sehen konnte, wild auf dem Boden verteilt. Auch Reagan schien nicht mehr als die dunkle Unterwäsche zu kleiden. Sowohl von dem durchsichtigen Mantel als auch von der lockeren Hose, fehlte jede Spur. Die Luft blieb in seinem Halse stecken, während die verschiedensten Szenarien sich vor seinen Augen abspielten. Eins schlimmer als das andere.

„Weißt du es ist ziemlich unhöflich einfach auf den halb nackten Körper eines anderen zu starren." Schnell schreckte Sorans Körper auf und riss sich fast schon panisch aus den Armen des Königs. Mit der Decke fest um seinen Körper geschlungen, rutschte er so weit weg von dem Schwarzhaarigen wie möglich, bis das Bett endete. „Was ist passiert? Was habt ihr getan?" Soran schrie es schon fast durch den Raum. Er wusste nicht, wie spät es ist, er wusste nicht, ob die Wachen bereits ihre Runden durch die ewig langen Gänge zogen, aber es war ihm egal ob jemand ihn hörte. Es war nicht so als hätte er einen Ruf zu verlieren.
„Steh auf und lauf ein paar Schritte." Verwirrt und immer noch in die Decke geklammert kam Soran dem Befehl nach. Um ehrlich zu sein wusste er nicht einmal, warum er noch auf den Älteren hörte, vielleicht war es schon zu sehr zu einer Gewohnheit geworden, vielleicht hatte er aber doch noch mehr Angst vor Reagan als er es sich eingestehen wollte.
(Du hattest schon immer mehr Angst vor Reagan gehabt als du es dir eingestehen wolltest. Es gab, seit du an diesem Ort angekommen bist noch kein Moment, wo du diesen Mann nicht tief im Inneren gefürchtet hast, ... außer vielleicht ein kleiner Moment. Ein kleiner Moment, wo du tief im Innersten froh warst das er da war.) Schon wieder diese Stimme in seinem Kopf, die ihn versuchte Vernunft einzureden. Aber es war etwas anders zu den letzten Malen. Sie klang mit jedem Mal, das sie ertönte, weniger nach ihm. Diese Stimme in seinem Kopf war nicht seine. Sie klang mehr nach einer Projektion aus Erinnerungen eines Fremden. Erinnerungen die nicht seine waren. Es war das erste Mal seit gestern Morgen, dass er sich sicher war, dass diese Erfahrungen nicht zu ihm gehörten. Immer wieder vermischten sich seine Erlebnisse mit nervenaufreibenden Träumen, aber diese Erinnerungen waren ungewisser als alle die noch in seinem Kopf umherschwirrten. So als würde nur ein dünner Faden sie an ihn binden.

„Hast du Schmerzen?" Schnell riss Reagan ihn aus seinen Gedanken heraus. Soran überlegte kurz schüttelte dann aber mit dem Kopf. „Siehst du, ich habe dich nicht gegen deinen Willen angefasst, hätte ich das getan würdest du nicht mehr so unbeschwert laufen können und deine Erinnerung würden deutlich klarer sein." Soran gefiel das Lächeln auf Reagans Lippen nicht, aber er spürte wie sein Herz kurz einen Schlag übersprang.
Vermutlich bin ich froh, dass nichts Schlimmes passiert ist. Auch wenn da immer noch die Frage mit den Klamotten wäre.
Sorans weichender Blick schien ihn verraten zu haben, denn ohne, dass er überhaupt ein Wort sagen musste begann Reagan von selbst.
„Wenn es um deine Kleidung geht, du hast in der Nacht Schweißausbrüche gehabt und hast sie dir selbst vom Leib gerissen, danach hast du meinen Körper beansprucht und bist wieder eingeschlafen." „Und Ihr denkt das ich euch das glaube?" Schulter zuckend stand Reagan von seinem Bett auf und ging zu dem großen Kleiderschrank. "Ob du mir glaubst oder nicht, es ist deine Entscheidung. Es hat keine Auswirkungen auf mich, allerdings könnten deine Nächte mit etwas Vertrauen in mich ruhiger werden."
Soran antwortete nicht. Er wusste immer noch nicht, wie weit er ihm wirklich trauen konnte. Für einige Minuten starrte er den König einfach nur an, während er begann seine Kleidung rauszusuchen. "Du solltest dich vielleicht frisch machen, danach kannst du dir auch neue Klamotten anlegen." Fest schloss Reagan den Gürtel um seine Hüfte und blickte zu Soran auf. Der Brünett nickte nur und wand sich der Tür zu. „Wo willst du denn hin? Du wirst dich hier duschen." Die bestimmende Stimme hallte fast schon durch den ruhigen Raum. „Ich bin kein Kleinkind, ich denke ich kann mich in meinem eigenen Zimmer säubern." Ein Ironisches Lächeln legte sich auf Sorans Lippen nieder. „Du wirst hierbleiben, keine Widerrede." Die dunkle Stimme wurde Besitzergreifender, als wäre Soran nicht mehr als ein Spielzeug. Etwas was komplett in seiner Kontrolle liegt. „Nein!" Soran wurde lauter.

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now