Kapitel 6

183 21 0
                                    

Achtlos schliff Gina ihn, an seinem wunden Handgelenk, weiter durch die langen Flure. Tür für Tür zog an ihnen vorbei und Soran begann den Überblick zu verlieren. Jede von ihnen sah gleich aus. Jede verdammte Tür glich der vorherigen. Die Zeit schien ineinander überzugehen und beide hielten ihre Münder geschlossen. Ginas Griff festigte sich, mit jedem weiteren Schritt weiter, um Sorans Handgelenk, vermutlich in Sorge das der Mensch die Flucht ergreifen könnte. Kurz vor einer etwas größeren und pompöseren Tür stoppte die Bedienstete endlich. Ihr Blick verfinsterte sich, die Freundlichkeit, die sie ihm bis eben noch durch ihren Blick gegeben hat, verschwand endgültig und ihr Atem wurde unruhiger. „Hör zu, du darfst da drin nichts berühren, setz dich nur hin, wenn du aufgefordert wirst, bleib in meiner Nähe und tu nur das was man dir befehlt, verstanden?" Vorsichtig nickte Soran und sah ihr dabei zu wie sie die Tür öffnete. Leise schwang die schwarze Tür auf und offenbarte den Raum, der sich hinter ihr erstreckte. Es war ein riesiges Schlafzimmer. Vermutlich so groß wie Sorans Wohnzimmer und Küche zusammen. Langsam betrat er nach Gina das Zimmer und wartete darauf das sie die Tür wieder schloss.

Auch die Inneneinrichtung ließ nicht zu wünschen übrig. Ein riesiges, sowohl in breite als auch in länge 2 Meter großes, Himmelbett mit hochwertigen und aufwändig gewebten, durchsichtigen Vorhängen, aber auch mit blickdichten Vorhängen, welche über dem dünnen Stoff an den Ecken mit einem kleinen Stoffband zusammengebunden waren, stand mit der breiten Seite an der linken Wand. Kleine von Hand eingearbeitete Sternzeichen befanden sich in den dunklen Vorhängen. Zwei teuer aussehende Nachttische standen zu beiden Seiten und zwei große Fenster führten auf den Balkon. Die schwarzen Wände waren mit Verzierungen und detailreichen Gemälden geschmückt. Etwas weiter zur rechten Seite stand ein großer Eichentisch, mit sich bereits in die Höhe stapelnden Papieren und einem offenen Tintenfass mit einer Feder drin. Eine große Couch, sowie mehrere Bücherregale schmückten die rechte Seite des Raumes. Zwischen einem der Regale und einem verschlossenen Schrank ragte eine offenstehende Tür hervor.

Leicht beugte er seinen Oberkörper nach vorn und blickte in das glänzende Bad. Der dunkle Holzboden wechselte in ihm zu einem kühlen Steinboden und durch die riesigen Rundfenster, welche an der Rundung des Raumes befestigt waren, fielen die letzten orangene Strahlen des Sonnenlichts. Soran musste durch den Makellosen Spiegel zu den Fenstern schauen und erblickte dabei die Säulen, die den im Boden eingelassenen Rundpool umkreisten. Langsam begann er sich in Ginas Totenwinkel auf die Tür zuzubewegen. Während die Frau damit beschäftigt war den Schreibtisch aufzuräumen setzte Soran den ersten Fuß in das riesige Bad. Sofort war er aus der Realität gerissen. Nicht einmal in seinen Träumen hatte er sich so etwas vorstellen können. Die großen Rundfenster waren direkt vor dem Rundpool und reichten bis zum Boden. Das Ende der Säulen war mit aus Stein gemeißelten Drachenköpfen verziert und in der kleinen Wölbung der Decke, direkt über dem Pool waren aufwändig Wandmalereien. Das steinerne Waschbecken nahe der Tür strahlte schon fast. In der Ecke war durch verschlungene Steinplatten ein kleiner Privater Bereich geschaffen worden. Auch wenn Soran nicht wusste, wie es sich öffnen sollte so bewunderte er die Statue, die wie Wachen um die glatten Steinplatten herumstanden. Gerade als er sich ihnen nähern wollte, wurde er wie ein Kätzchen am Kragen gepackt und aus dem Kunstwerk gezogen.

„Habe ich nicht gesagt das du bei mir bleiben sollst." Gina klang weder wütend noch genervt. Sie stellte sich mit Soran einfach ruhig in die Mitte des Raumes und wartete. Mit jeder Sekunde, die verstrich schlug Sorans Herz schneller. Er wusste nicht was ihn erwartete, wurde im dunklen gelassen. Nachdem er zum zehnten Mal jedes Detail des großen Ölgemäldes eines traumhaften Gartens analysiert hatte, flog die Tür auf. Sofort schreckte Soran zurück und stolperte fast über seine eignen Füße. Schnell fing er sich wieder und richtete seinen Körper. Beim Anblick des jungen Königs gefror sein Blut in den Adern. Der schwarze Mantel war Blut getränkt und einige Tropfen hatten den Weg in sein Gesicht gefunden. Sein Blick war kalt, so als hätte er bereits vor langer Zeit all seine Freude verloren. Als er jedoch Soran erblickte schien seines Gesichtes sich in einem Weg aufzuleuchten, der dem Menschen nicht gefiel. Langsam zog er seine Handschuhe aus und legte sie vorsichtig auf dem Schreibtisch ab. Die langen Finger lösten die Schnüre und er hing den Mantel über den Schreibtisch Stuhl. Im Augenwinkel sah Soran, wie Ginas Oberkörper sich nach unten bewegte und sie sich verbeugte. Hilflos blieb Soran stehen und kassierte einen Ellenbogen in seine Hüfte. Langsam versuchte er Ginas Bewegung so gut wie möglich zu kopieren, aber es sah genau danach aus was es war, eine billige Kopie. Anscheinend so schlimm das Reagan seinen Blick abwandte. Gina richtete sich wieder auf und wollte gerade nach dem ärmellosen Mantel greifen als Reagan die Hand hob und sie stoppte.

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now