Kapitel 4

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Das Klacken seiner Schuhe hallte in den langen Fluren wider und eine erdrückende Stille hatte sich wie ein Schleier über sie gelegt. Soran konnte hören, wie Amias und Cyrus immer wieder leise Worte miteinander austauschten, verstand selbst jedoch kein einziges. Während sie durch den ersten Teil des Palastes schritten, kamen ihnen immer mal wieder einige Bedienstete vorbei. Sie schauten erst ihn, dann einen der zwei Wesen hinter ihm und wieder ihn an. Es war erdrückend und machte ihn nervös. Sie schauten ihn wie eine Attraktion an, ein exotischer Vogel, den man in einen Käfig sperrt, um sie Kindern und anderen Erwachsenen zur Show zustellen. Remy war inzwischen auf Amias Schulter gesprungen und wedelte, wie ein Hund mit dem langen Schwanz. Durch die großen Fenster in der Steinwand, sah Soran wie der Innenhof an ihnen vorbeizog.

Der Goldäugige wusste nicht an, wie vielen Türen und Fenstern sie vorbei gegangen waren, bis sie endlich nach draußen bogen und durch eine riesige Tür den ersten Teil des Schlosses verließen, um in den über ihnen erstreckenden Palast vor zu dringen. Die Silber glänzende Rüstung der Wachen vor der schweren Stahltür glänzte in der Sonne und reflektierte ihre Strahlen. Für einen kurzen Moment beäugten sie ihn mit Vorsicht, ließen sie dann aber nach einem deutlichen Räuspern Cyrus' Seite aus, durch. Sorans grimmiger Blick schien nicht gut anzukommen, aber dies war wohl sein geringstes Problem. Der Strick um sein Handgelenk begann sich enger zu ziehen und steuerte seine Gelenke wund, bis das erste Blut begann den sandfarbenen Strick rot zu färben. Langsam öffnete sich die Flügeltür und ein wunderschöner Ballsaal erstreckt sich hinter ihr. Das polierte Holz am Boden spiegelte ihre Körper und die schwarzen Wände waren mit aufwändigen Goldstatuen und Mustern verziert. Große Fenster an jeder Seite ließen das Sonnenlicht einfallen und der Kronleuchter hing prunkvoll von der mit Malereien geschmückten Decke. Hohe schwarze Säulen stützten die Bögen der Decke und die große Rundtreppe, die am Ende des Saales sich erstreckte, führte zu jeweiligen Richtungen zu dem oberen Bereich, welches durch ein goldenes Geländer vorm Hinabstürzen schützte. Die letzte Tür, die gerade aus lag, wenn man die Treppe nach oben schritt, war fest verschlossen. Verschiedenste Sternzeichen waren in den grazilen Rahmen der Tür eingearbeitet worden. Unbeeindruckt zog die Wache vor ihm weiter an dem Strick und ließ ihn schmerzhaft zischen. Jeder seine Geräusche kam als Echo zu ihm zurück und seine Schritte waren langsam. Er wollte diesen Raum nicht verlassen, wollte ihn weiter bewundern und erkunden. Es breitete sich schon fast Angst, zu wissen was hinter der Tür liegen könnte, in ihm aus.

Doch er konnte seinem Schicksal nicht entgehen. In seinem bisherigen Leben war er nur vor allen seinen Problemen weggerannt, in der Hoffnung sie würden ihn nie wieder einholen, aber dieses Mal gab es keine Möglichkeit für ihn. Er war umgeben von ihm überlegenen Wesen und war sich sicher: ein Fehltritt und er würde den Pfeil in seiner Schulter spüren, der den Vampir ins Jenseits geschickt hat.

Die Treppe war zwar groß und hoch, aber auch sie fand ihr Ende. Soran atmete tief durch, während er einer neuen Wache vor der Tür übergeben wurde. Schnell verbeugte die alte sich auf die gleiche Weise, wie die ersten denen Soran begegnet waren. Es schien als Stände vor jedem Eingang mehrere Wachen, auch wenn sich hinter ihr nur ein weiterer langer Flur erstreckte, so war es auch bei dieser Tür.
Die Wache, der er übergeben wurde, sah anders aus. Seine Rüstung glänzte Gold und wirkte nicht so steif wie die anderen. Dazu war sein Gesicht nicht von einem Tuch halb oder von dem Helm komplett verdeckt. Fröhlich lächelte er Amias und Cyrus entgegen. Auch sonst schien er sanfter zu sein. Soran stolperte nicht mehr hinter ihm her und konnte gut mit dem Tempo mithalten.
Die Atmosphäre in diesem Teil war, genau wie die Wachen, anders. Jede schwarze Wand war mit Gold verziert und nur ein goldfarbener Samtteppich, welcher durch den ganzen Flur führte, schützte sie vor der Kühle des glatten Steinbodens. Die Fenster schienen noch größer und warf man einen Blick aus ihnen, sah man die hohen Türme des Palastes wie sie sich weiter über eine erstreckten und aus dem Blickfeld verschwanden. Jede der tausend Türen, an denen sie vorbeiliefen, sah gleich aus und Soran war sich sicher das die Bediensteten sich hier nicht nur einmal verliefen.

Crimson Stars [Boyxboy]Where stories live. Discover now