Kapitel 23

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Es war 01.15 Uhr, als das Klingeln ihres Handys Vic aus ihrem Schlaf riss. Und Sean war noch immer nicht wieder Zuhause. Warum brauchte er so lang. Sie brauchte ein paar Sekunden, bis sie ihr Handy gefunden hatte. Es war Andy. Was wollte die denn um die Zeit? "Andy? Es ist mitten in der Nacht."

"Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe", entschuldigte sie sich. Sie wirkte aufgebracht. "Ich habe vor ein paar Minuten eine Nachricht von Beckett bekommen, dass Ruiz die nächsten Wochen nicht zur Arbeit kommen wird, weil es ihm nicht gut geht. Ich habe ihn angerufen, aber er hat nur gemeint, er könne mir nicht sagen, warum Ruiz nicht zur Arbeit kommen wird. Ich habe auch versucht, Ruiz anzurufen, aber ich habe ihn nicht erreicht. Ich weiß, es geht mich eigentlich auch nichts an, aber die ganze Sache kommt mir seltsam vor. Deswegen wollte ich dich fragen, ob du etwas weißt."

Mit einem Schlag war Vic hellwach. Was konnte passiert sein, dass Theo die nächsten Wochen nicht zur Arbeit kommen konnte? Er würde morgen sicher einen Kater haben, aber das war kein Grund, gleich mehrere Wochen auszufallen. Musste sie sich Sorgen machen, dass Sean Theo verprügelt hatte? Aber das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie vertraute Sean. Würde sie ihm nicht vertrauen, hätte sie ihn niemals Theo allein nach Hause bringen lassen. Aber Tatsache war, dass Sean noch immer nicht wieder zurück war, obwohl er vor über einer Stunde losgefahren war. So weit war es nicht zu Theo und es passte nicht zu Sean, dass er noch irgendeinen Umweg machte. Sie war sich unsicher, was sie Andy sagen sollte. Sie wollte sofort herausfinden, was los war und das würde mit Andy's Hilfe sicher schneller gehen. Trotzdem wollte sie Sean auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen. Egal was er getan hatte, sie wollte zuerst allein mit ihm reden. Doch sie wusste, dass sie Andy vertrauen konnte. Sie war zwar ihr Boss, aber sie war auch ihre Freundin. Und sie musste Andy jetzt vertrauen. Also erzählte sie ihr alles, was sie wusste.

"Verdammt", meinte Andy. "An Sean's Stelle wäre ich wohl ziemlich wütend."

"Ja, aber so schätze ich ihn nicht ein", entgegnete Vic. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Theo verprügelt hat oder so. Niemals." Würde sie das nämlich glauben, wäre sie wahrscheinlich nicht das Risiko eingegangen, Andy davon zu erzählen.

"Aber was anderes ergibt für mich in dem Kontext keinen Sinn", widersprach Andy. "Auch wenn ich Sean eigentlich auch nicht so eingeschätzt hätte." Sie seufzte. "Kannst du ihn vielleicht mal anrufen? Dir würde er doch bestimmt erzählen, was los ist."

"Ich kann es versuchen", erwiderte Vic. "Ich melde mich gleich wieder, nachdem ich mit ihm telefoniert habe." Sie legte auf und wählte Sean's Nummer. Es klingelte. Einmal. Zweimal. Dreimal. Viermal. Fünfmal. Bis sich irgendwann die Mailbox meldete. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie zweifelte eigentlich nicht an Sean, trotzdem fühlte sie sich gerade ein wenig unwohl. Sie schrieb ihm eine Nachricht, dass er sie bitte sofort zurückrufen sollte. Dann rief sie Andy wieder an. "Ich konnte ihn nicht erreichen."

Andy seufzte. "Wir müssen die beiden finden."

"Andy, ich vertraue Sean", versuchte Vic, sie zu beschwichtigen. "Ich würde ihm mein Leben anvertrauen. Ich würde ihm auch Theo's Leben anvertrauen. Jederzeit. Ich bin mir sicher, dass er ihm nichts angetan hat." Ihre Stimme wurde brüchig. Sie hatte gerade einfach keine Erklärung dafür, was passiert sein konnte.

"Und was wenn du falsch liegst?", entgegnete Andy. "Was wenn Ruiz unsere Hilfe braucht?"

Natürlich konnte Vic Andy's Gedanken verstehen. Ganz verdrängen konnte sie diesen Gedanken selbst auch nicht. Aber sie musste Sean einfach vertrauen. Trotzdem fragte sie sich immer mehr, wo er blieb. 

"Ich verstehe, dass du ihm vertrauen willst. Aber ich kann nicht einfach rumsitzen und hoffen, dass alles gut geht. Ich werde die beiden suchen. Kommst du mit oder nicht?"

"Verdammt", fluchte Vic und war schon dabei, sich anzuziehen. "Ich hol dich in zehn Minuten ab."

Zwanzig Minuten später standen die beiden vor Theo's Haustür. Sean's Auto war weit und breit nicht zu sehen. Drinnen brannte kein Licht. Aber das musste nichts heißen. Theo schlief vielleicht schon. Doch auf die Klingel kam keine Reaktion. Auch nicht beim fünften Mal. "Was jetzt?", fragte Vic.

"Wir können die Strecke bis zu eurem Haus noch abfahren", schlug Andy vor. "Aber sonst hab ich echt keine Idee mehr, wo wir noch suchen könnten."

Vic seufzte. Es fühlte sich falsch an, Sean so hinterher zu spionieren. Aber inzwischen machte sie sich auch Sorgen um ihn. Was wenn die beiden einen Unfall gehabt hatten? Vielleicht hatte Theo ihm, so betrunken wie er war, ins Lenkrad gegriffen und sie waren von der Straße abgekommen. "Ja, lass uns den Weg abfahren."

Doch auch da wurden sie nicht fündig. Das Gute daran war, dass sie es wahrscheinlich gesehen hätten, wenn hier jemand einen Unfall gehabt hätte. Das Schlechte daran war allerdings, dass sie noch immer nicht schlauer waren als zuvor. Ganz im Gegenteil. Sie versuchte noch einmal, Sean anzurufen. Erfolglos. Verdammt, wo konnten sie nur sein? Sie konnte es echt nicht fassen. So viele Horrorszenarien spukten durch ihren Kopf. Vielleicht war Theo aufgrund seines Alkoholkonsums absolut unberechenbar gewesen und Sean hatte ihn in Notwehr umgebracht. Wahrscheinlich ging gerade einfach nur ihre Fantasie mit ihr durch. Sie war einfach verzweifelt. "Ich mache mir langsam wirklich Sorgen", gestand sie.

Andy nickte. "Ich versuche, in den umliegenden Krankenhäusern anzurufen." Sie wählte ein paar Nummern, doch es war jedes Mal wieder die gleiche Antwort. Niemand wusste weder von einem Theo Ruiz noch von einem Sean Beckett.

Vic war ein bisschen erleichtert. Dann waren sie wohl auch beide nicht verletzt, oder? Außer sie lagen irgendwo in einem Straßengraben. Aber das ergab keinen Sinn. Sean hatte mit Andy telefoniert, er hätte Hilfe rufen können. Das einzige, was in ihrem Kopf gerade Sinn ergab, war, dass Sean Theo etwas angetan hatte. Und trotzdem konnte sie sich absolut nicht vorstellen, dass das passiert war.

If we have each other - Station 19/Vic x BeckettUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum