Kapitel 20

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Vic war in der 15. Woche, als sie es endlich allen erzählen wollten. Andy wusste bereits, dass sie schwanger war und ließ sie nur noch leichte Aufgaben in der Wache übernehmen. Die anderen dachten wohl, dass es an ihrer Psyche lag und sie momentan deswegen einfach nicht ganz so einsatzfähig war. Grundsätzlich hatte sie auch gar kein Problem damit, den anderen von ihrer Schwangerschaft zu erzählen, aber sie machte sich Sorgen, wie Theo reagieren würde. Die Stimmung zwischen ihnen war nach wie vor sehr angespannt. Deswegen wollte sie, dass er es vor den anderen erfuhr. Und sie hatte sich fest vorgenommen, es ihm heute zu sagen. Sean hatte ihr angeboten, dabei zu sein, aber sie wusste, dass es das nur schlimmer machen würde.

Sie befürchtete schon, dass sich heute gar keine passende Situation mehr ergeben würde. Doch da kam Theo plötzlich zu ihr und Sean in den Umkleideraum geplatzt. "Oh sorry. Ich wollte die beiden Turteltauben nicht stören", meinte er genervt und wollte gerade wieder gehen.

"Theo, warte mal", entgegnete Vic. "Ich wollte sowieso mit dir reden. Bleibst du bitte kurz?" Sie warf Sean einen kurzen Blick zu und er nickte. Er hatte ihren Blick verstanden und machte sich aus dem Staub.

"Vic, ich glaube nicht, dass wir uns noch irgendetwas zu sagen haben", seufzte Theo. Doch er blieb in der Tür stehen. Sie fasste das als Zeichen auf, dass er ihr zuhören würde.

"Es gibt da etwas, was ich euch allen gerne sagen möchte", fing sie an. "Und ich bin der Meinung, dass ich es dir trotz allem schulde, dass du es zuerst erfährst."

Neugierig wandte er ihr seinen Blick zu, auch wenn er immer noch skeptisch wirkte. Doch insgeheim schien er wissen zu wollen, worum es ging.

"Theo, ich bin schwanger", sagte sie gerade heraus. "Sean und ich bekommen ein Baby." Als Theo nichts erwiderte, ging sie einen Schritt näher auf ihn zu. "Und ich weiß nicht, welche Gefühle das bei dir auslöst. Wir haben vor nicht allzu langer Zeit eine schwere Entscheidung getroffen. Und ich will einfach nur sichergehen, dass du okay bist."

Sie konnte Theo's Blick nicht ganz deuten. War das Hass? Wut? Trauer? Schmerz? Vielleicht auch von allem ein bisschen. Sie war sich nicht sicher. "Du lebst dein Leben weiter, ist doch toll", meinet er. "Herzlichen Glückwunsch."

Seine Antwort war okay, aber irgendetwas passte ihr daran nicht. Sie hatte das Gefühl, dass es da noch etwas gab, was er ihr nicht sagen wollte. "Bist du wirklich okay? Ich könnte verstehen, wenn das für dich keine leichte Situation ist."

Er kam ein paar Schritte näher. "Fuck, was willst du denn von mir hören? Freu dich über 'Herzlichen Glückwunsch'. Was netteres wirst du nicht zu hören bekommen."

"Ich will nichts Nettes! Ich will die Wahrheit", entgegnete sie. Sie hatte nicht erwartet, dass er etwas Nettes zu sagen hatte. Und sie waren gerade alles andere als Freunde, aber sie wollte nicht, dass er mit seinen Gefühlen allein war. Sie hatten kaum über die Entscheidung geredet, die Vic getroffen hatte.

"Die Wahrheit?" Er lachte. "Ich glaube nicht, dass du hören willst, dass ich mich frage, warum du ein Kind mit ihm willst, aber nicht mit mir. Ja, ich wollte damals auch nicht unbedingt ein Kind. Und trotzdem tut es weh. Es tut weh, dass er das hat, was ich gerne hätte." Seine Stimme wurde mit jedem Wort ruhiger und auch sein Blick war nun weicher. Sie glaubte sogar, eine Träne in seinem Augenwinkel zu sehen. "Es tut weh, dass die Frau, die ich immer noch liebe, ein Kind mit einem anderen bekommt."

Vic stockte der Atem. Sie hätte viel erwartet, aber das nicht. Er liebte sie immer noch? Wirklich? "Wenn du mich liebst, warum warst du dann so ein Arschloch? Warum hast du mit Kate gevögelt?"

Bedrückt sah er zu Boden. "Ich weiß es nicht. Ich war ein Vollidiot und das weiß ich jetzt. Mir war auch einfach alles zu viel. Aber mir ist natürlich klar, dass das keine Entschuldigung ist. Es tut mir wirklich leid, Vic. Ich würde es rückgängig machen, wenn ich es könnte."

Sie wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Es tat immer noch weh, wenn sie daran dachte, wie Theo sie behandelt hatte. Aber sie würde es nicht rückgängig machen wollen. Denn dann wäre sie jetzt wahrscheinlich nicht mit Sean zusammen. "Danke, dass du dich entschuldigt hast." Sie seufzte. "Ich wünsche dir, dass du glücklich wirst, Theo. Wirklich."

"Danke", antwortete er leise. "Auch wenn es wehtut, freue ich mich für dich und Sean. Denn eigentlich will ich auch nur, dass du glücklich bist. Alles andere ist nicht so wichtig."

Auch wenn das Gespräch nicht ganz so verlief, wie sie erwartet hatte, war sie froh, dass sie sich endlich ausgesprochen hatten. Aus einem Impuls heraus schloss sie Theo in die Arme. "Danke für die schöne Zeit, die wir hatten." Vermutlich lag es an ihren Schwangerschaftsgefühlen, aber es tat ihr richtig weh, ihn so leiden zu sehen. "Mach's gut, Theo." Sie ließ ihn los und verließ die Umkleide.

Sean wartete bereits auf sie. "Und? Können wir es jetzt allen sagen?", fragte er grinsend.

"Gib mir noch eine Minute", erwiderte sie. Sie freute sich darauf, ihre Schwangerschaft zu verkünden. Aber nach dem Gespräch mit Theo musste sie kurz durchatmen. Seit sie schwanger war, war es, als würden ihre Gefühle Achterbahn fahren. "Ich wollte Theo nicht wehtun", meinte sie kleinlaut.

Sean streckte die Arme nach ihr aus und zog sie an sich. "Ich weiß. Und ich bin mir sehr sicher, dass Theo das auch weiß." Er strich ihr über die Wange. "Du hast es ihm vor den anderen gesagt und ihm dadurch die Chance gegeben, dass er seine Reaktion vor den anderen besser kontrollieren kann. Ich glaube, dass er das sehr zu schätzen weiß."

Vic nickte. Wahrscheinlich hatte er recht. "Ich glaub, ich bin soweit", meinte sie lächelnd. "Lass es uns den anderen sagen."

Sean nahm ihre Hand. "Alles klar. Ich werde alle zusammen trommeln. In fünf Minuten in der Küche?"

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Ich möchte an dieser Stelle gerne noch ein paar Worte an alle Leser richten. Ich bin sehr dankbar, dass ihr so fleißig meine Geschichte lest und hoffe sehr, dass sie euch gefällt. Es macht mir wahnsinnig Spaß, über Vic und Beckett zu schreiben, glaube aber, dass die Geschichte langsam auserzählt ist. Auf Dauer wäre es wahrscheinlich eher langweilig, nur noch über deren glückliche Beziehung zu erzählen und ich möchte die beiden auch nicht dauernd traumatische Ereignisse erleben lassen. Irgendwann muss auch mal gut sein. Ich bin jedoch noch sehr unschlüssig, wie ich das Ende gestalten werde. Einerseits hätte ich sehr gerne ein Happy End, andererseits wäre es kein Spin Off von Grey's Anatomy, wenn nicht noch irgendwas Heftiges passieren würde. Deswegen dachte ich, ich mache mir hier ein kurzes Meinungsbild und lasse euch auch zu Wort kommen. Lieber Drama oder Happy End?

SPOILER: 

Und an alle, die die neueste Folge schon gesehen haben: Ich habe dieses Kapitel vor allem wegen den Entwicklungen in der neuen Folge eingebaut. Bisher habe ich Theo sehr negativ dargestellt, weil es mich verdammt wütend gemacht hat, wie er Vic behandelt hat. Dennoch schien er sich in der aktuellen Folge wirklich große Sorgen um sie zu machen. Deswegen habe ich es nicht übers Herz gebracht, ihn in so einem schlechten Licht stehen zu lassen.

If we have each other - Station 19/Vic x BeckettKde žijí příběhy. Začni objevovat