Teil 24

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Es war von Anfang an eine schlichtweg dumme Idee gewesen. Ich wollte nicht hier sein, wollte nicht hier in London sein. Das alles fing als Einsatz an, aber jetzt hatte Mr. Gonthier, mein Chef, mich im Stich gelassen.
Das Ganze lief schon viel zu lange. Ich sollte nicht länger als ein paar Tage hier sein, jetzt waren es schon weit über zwei Wochen. Er hatte jegliche Kontrolle über das Ausmaß verloren. Die Überwachung durch unser Team, welches ebenfalls an der Mission beteiligt war, lief noch. Auch die Mitarbeiterin aus dem Hauptquartier, welche von uns in einem monatelangen Verfahren in „London" eingeschleust wurde, war noch hier. Sie hieß Alice. Ursprünglich war sie als Unterstützung für mich gedacht gewesen, aber so wie die Dinge jetzt standen waren ihr die Hände gebunden. Mr. Gonthier hatte mir deutlich gemacht, dass er mich hier nicht rausholen würde, bis ich ihm die gewünschten Ergebnisse lieferte. Ursprünglich schickte er mich für einige Akten und Daten her, um Beweise über Lloyds illegales Vorgehen und die unzähligen Opfer seiner Organisation zu sammeln. Ohne sie durfte ich diesen Ort nicht wieder verlassen. Das Risiko dieses Einsatzes war mir von Anfang an klar gewesen, das war auch der Hauptgrund, weshalb ich nicht freiwillig hier war. Als mein Chef mit den Papieren für diesen Einsatz auf mich zukam hatte ich abgelehnt; Gebracht hat es mir offensichtlich nichts. Es war in jedem Sinne der Anfang vom Ende gewesen. Der Anfang vom Ende einer Illusion von Sicherheit, welche mir dieser Mann bisher immer gegeben hatte. Eine Illusion, welche nicht länger aufrecht gehalten werden konnte.
Warum ausgerechnet ich? Diese Frage stellte ich mir dabei unzählige Male. Wenn man den Vertrag berücksichtigte, welcher mich auf bestimmte Zeit an meinen Arbeitgeber gebunden hat, war es mein gutes Recht gewesen, den Einsatz in London abzulehnen, doch was interessierte ihn schon das Gesetz oder ein Stück Papier? Mein „Ungehorsam", wie er es nannte, gefiel ihm nicht und er hatte ihn bestraft. 5 Tage lang blieb ich eingesperrt und allein. So lange, bis ich nachgab und selbst dann hörte er nicht mehr auf, mir weh zu tun. Es war das erste Mal gewesen, dass ich von ihm bestraft wurde und es war falsch. Alles daran war falsch. Er war jetzt nicht mehr länger mein Chef, ich nicht mehr nur seine Angestellte. Er war der Täter und ich das Opfer eines gestörten Narzissten, welcher seine Machtposition ausnutze, um seine sadistischen Gedanken an meinem Körper zu befriedigen. Anfangs war es vor allem eins gewesen: Verstörend. Ich hätte ihm so eine Brutalität nie zugetraut. Wir kannten uns seit Jahren, er hatte mich und meinen Bruder damals ins Hauptquartier aufgenommen und selbst mit zu Agenten ausgebildet. All das wurde einfach von ihm verworfen. Mir würde das niemand Glauben, selbst der Gedanke daran, jemanden von dem Missbrauch zu erzählen war gefährlich. Wir alle kannten ihn als netten Mann und vertrauenswürdigen Chef. Unseren Leiter. Unseren Arbeitgeber. Nur für mich nicht mehr. Für mich war dieser Mann vor zwei Wochen zum persönlichen Bösen geworden und der Ort, den ich bisher für mein Zuhause gehalten hatte, zu einem Ort der Verdammnis.

Battleside - depths of despair Where stories live. Discover now