Teil 13

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Die Orientierungslosigkeit machte mir nach kurzer Zeit bereits zu schaffen, doch der Himmel hellte sich allmählich auf. Durch das ansteigende Licht konnte ich endlich auch mehr von meiner Umgebung erkennen. Aus den zuvor unerkenntlichen Schemen wurden langsam große Bäume, welche mal einzeln, mal dichter aneinandergereiht neben der Straße wuchsen und deren Blätter in der herbstlichen Zeit bereits ihre Farbe verloren und zu welken begonnen hatten. Viele von ihnen waren bereits leblos zu Boden gefallen. Das einzige Geräusch ergab sich aus meinen schlurfenden Schritten, welche mühsam über den laubbedeckten Boden schliffen. Auch das Gras erstrahlte nicht mehr länger in einem frischen, saftigen Grün. Mittlerweile hatte es wie das Laub unter meinen Schuhen dasselbe leblose Braun angenommen. Wie ich bereits vermutete, hatte es in der Nacht wieder geregnet. Die Straße und der aufgeweichte Untergrund waren nass, doch immerhin hatte es fürs erste wieder aufgehört.

Immer noch lag ein schwacher Hauch von Nebel am Boden. Diese Landschaft erschien mir bizarr und surreal, je länger ich hier lief und sie betrachtete. Ich schien wirklich weit weg von zuhause zu sein. Leider waren immer noch keine Häuser zu sehen. Weit und breit war keine Menschenseele.

~

Die einsame Straße verlief nach einer Weile in der Nähe eines Waldes. Er war bewachsen von hohen, dichten Kiefern. Die Bäume sahen jedoch nicht mehr sehr gesund aus. Von den meisten knochigen Stämmen hingen im unteren Bereich vereinzelt kahle Äste, bevor es sich weiter oben zu einem dünnen, dunkelgrünen Dach aus nadelförmigen Blättern formte. Auch zwischen den Bäumen, welche nur einen winzigen Teil des ohnehin schon spärlichen Lichts durchgeben zu vermochte, lag ein Nebelstreif, dieser war jedoch wesentlich dichter. Für einen kurzen Augenblick spielte ich mit dem Gedanken, mich in dem Wald zu verstecken, doch aufgrund der gespenstischen Atmosphäre, welche von diesem ausging, verwarf ich ihn schnell wieder. Zudem könnte ich mich dort zu leicht verlaufen und damit wäre mir jetzt erst recht nicht geholfen. All die Spekulationen, die Angst und meine Unwissenheit, auch was das aufkommende frühe Tageslicht anging, verunsicherten mich in meinem Vorhaben immer mehr, je länger ich darüber nachdachte. Einerseits verschaffte mir das aufgekommene Licht den Vorteil, nicht mehr länger im Dunklen umherzuirren, andererseits würde es so auch schwerer werden, sich zu verstecken, falls er frühzeitig mein Verschwinden bemerkte und sich auf die Suche nach mir begab. Schließlich war das hier nur ein flüchtiger Plan, eine fixe Idee, die ich schnell und undurchdacht einfach umgesetzt hatte. Es war klar, dass er mich zuerst hier, bei der wohl einzigen Straße der Umgebung zuerst suchen würde, da es sonst weit und breit keine fremde Hilfe zu erwarten gab. Nicht umsonst hatte er diesen Ort ausgewählt, um mit mir auf die Entscheidung von Lloyd zu warten. Wahrscheinlich war sein aktueller Aufenthaltsort nicht weit von hier entfernt. Passen würde es, weil es weit und breit keine potentiellen Zeugen gäbe und wenn jemand vor seinen grausamen Machenschaften hier die Flucht ergreifen wollte, wäre diese Person wohl in einer ähnlich verzwickten Lage wie ich jetzt.

Während ich immer weiter darüber nachdachte, stieg die Sonne höher und höher. Sicher war ich natürlich nicht, aber hätte ich schätzen müssen war ich seit 2 oder sogar 3 Stunden unterwegs. Meine Füße schmerzten langsam immer mehr und mein Magen rebellierte. Allmählich wurden meine Schritte schleppender. Jetzt machte sich langsam die Aufregung und all der Stress der letzten Tage bemerkbar. Ich konnte nur hoffen, dass ich bald jemanden finden würde.

Ich lief so gedankenverloren weiter, als ich in der Ferne endlich ein Auto über den nassen Asphalt auf mich zufahren hörte. Ich drehte mich um, voller Hoffnung, doch als ich den Wagen erkannte, wurde mir schlecht. Ich erschauderte und bleib entgegen aller Vernunft wie angewurzelt stehen. Das war Parkers Auto. Ich geriet in Panik, doch für einen ausgeklügelten Plan B, welcher mehr durchdacht wäre als der, den ich bis jetzt verfolgt hatte, fehlte mir die Zeit.
Was sollte ich jetzt tun? Aufgeben und warten, bis er mich wieder einfing oder weiterlaufen?

Ich hielt mich nicht länger an diesen Gedanken auf, da die Angst vollständig von mir Besitz ergriff; Die einzige Möglichkeit, die mir noch blieb, war, mich im Wald zu verstecken, um im Schatten der gigantischen Bäume Schutz zu suchen. Den Versuch war es wert, denn das Auto bremste langsam ab, was mir den Schluss erübrigte, dass er mich schon gesehen hatte. Wenn ich mich jetzt versteckte bestände noch eine geringste Chance, dass er mich wieder aus den Augen verlieren würde. Adrenalin schoss durch meine Adern und alles in mir schrie, ich sollte rennen, also lief ich los, in Richtung der Bäume. Es dauerte nicht lange, bis ich diese erreicht hatte. Erst dann verlangsamte ich mein Tempo ein wenig. Hinter mir konnte ich eine Autotür zufallen hören. Immer noch völlig außer Atem lief ich vom Waldrand aus noch weiter hinein. Auf dem weichen, mit Nadeln übersäten Boden hallten meine Schritte stumpf wider. Der intensive Geruch von Kiefernnadeln lag in der Luft. Ich lief vorerst weiter, immer weiter in den Wald hinein, ohne, mich umzudrehen. Erst als die Straße durch all die Bäume nicht mehr deutlich zu sehen war ließ ich mich erschöpft am Stamm einer alten Kiefer nieder. Ich konnte nur hoffen, dass er mich hier nicht finden würde, auch wenn es nicht das beste Versteck war, denn weiter laufen konnte ich nicht mehr. Ich war völlig fertig und nach dem stundenlangen Marsch und schließlich am Ende meiner Kräfte angelangt.

Vorsichtig lugte ich hinter dem Stamm hervor. Das Auto stand einsam und verlassen am Straßenrand.

Hinter mir konnte ich irgendwo das Knacken eines Astes hören. Erschrocken zuckte ich zusammen und mein Kopf schnellte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Aus einiger Entfernung sah ich meinen Entführer langsam näherkommen.Verängstigt kauerte ich mich enger zusammen und versuchte meinen aufgeregten Atem zu beruhigen, indem ich mir die Hand vor den Mund hielt, was hoffentlich die hastig gehenden Geräusche verstummen ließ. Die Situation schien mehr als nur aussichtslos. Erneut spürte ich Panik in mir aufsteigen. Seine leisen Schritte waren außer dem Gezwitscher der Vögel alles, was ich neben den Hämmern meines Herzens jetzt noch hörte.

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