Teil 14

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„Cassy", hörte ich ihn plötzlich nach mir rufen. Ich war tatsächlich überrascht, dass er überhaupt wusste, wie ich hieß. Soweit ich mich erinnern konnte, hatte ich es ihm nie gesagt und er hatte auch nie gefragt.

„Komm raus und hör auf mit dem Versteckspiel" rief er durch den Wald, etwas ziellos, scheinbar wusste er nicht recht, auf welche Richtung er sich konzentrieren sollte. Allmählich spürte ich die Panik wieder in mir aufsteigen. Sie hielt mich fest in ihrem eiskalten Griff. Mutlos vergrub den Kopf in meinen Händen. Ein beengendes Gefühl machte sich langsam in meiner Brust breit und mir wurde schwindelig. Verzweifelt rang ich nach Luft, als es mir immer schwerer fiel, zu atmen.

Irgendjemand musste mir doch helfen.
Ich hätte laufen sollen. Ich hätte kämpfen müssen, aber ich war wie gelähmt. Während er weiter nach mir suchte, kauerte ich einfach nur hier, die Augen geschlossen, unfähig, mich zu bewegen oder sonst irgendetwas zu tun.

Lass mich gehen. Bitte!
Ich konnte seine Schritte hören, war aber nicht in der Lage deren genaue Richtung zu bestimmen. In meinem Kopf schwirrten tausend Gedanken umher, gleichzeitig fühlte er sich aber auch zum ersten Mal seit den vergangenen Tagen komplett leer an. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen und nur noch hoffen, dass er mich nicht entdecken würde, auch wenn ich die Chance dazu als sehr ging betrachtete. Das hier war die Hölle. Leise begann ich zu weinen. Die Tränen liefen unaufhörlich über meine Wangen; Ich weinte viel zu oft in letzter Zeit. Mein ganzer Körper zitterte, während ich mich bemühte, mich wieder einzukriegen. Ich war völlig am Ende. Plötzlich hörte ich ein Geräusch hinter mir.

„Hab ich dich!"

Ich schrie erschrocken auf, als mich auf einmal eine Hand am Arm packte und ich ruckartig vom Boden hochgezerrt wurde. Mir blieb nicht viel Zeit, um mich zu ordnen, unbeholfen stolperte ich nach vorn als Parker mich grob zu sich zog und ich wusste, dass die Illusion meiner Freiheit hiermit wohl endgültig beendet wäre, da ich es in diesem kurzen Zeitraum nicht einmal schaffte, mich noch länger auf den Beinen zu halten und schließlich nur durch seinen Griff aufrecht gehalten wurde, was ihm sicherlich nicht entging. Vor ihm wegzulaufen, würde nichts bringen. Dennoch versuchte ich mich noch einmal von ihm loszureißen. Ich taumelte ein paar Schritte rückwärts, als er mich überraschenderweise genau dann losließ, allerdings nur damit meine erschöpften Beine schließlich aufgaben und ich seiner Absicht nach unsanft hinfiel. Ein leicht amüsierter Ton entwich ihm. Mein Körper verkrampfte sich gegen jede weitere Bewegung, die ich verzweifelt zu unternehmen versuchte. Vielleicht hätte es sich gelohnt, es weiter zu versuchen, um in Sicherheit sein zu können, aber das plötzliche Auftreten der Verkrampfungen in meinen Muskeln hielt mich augenblicklich davon ab. Es verstärkte meine Angst nur, denn ich befürchtete, aufgrund von dem ganzen Stress in Verbindung mit der körperlichen Erschöpfung in einen Anfall überzugehen, da dies schon häufige Ursachen dafür gewesen waren. Dissoziative Anfälle. Ein körperliches Defizit, welches mir schon seit Jahren das Leben erschwerte. Diese Anfälle wurden vor allem psychisch als automatische Reaktion auf bestimmte innere sowie äußere Reize hervorgerufen, welche in krampfende Kontraktionen in den Muskeln endete. Während des Anfalls wäre meine Kontrolle über meinen Körper stark vermindert, wenn nicht sogar vollständig eingeschränkt. Das hätte meine Situation nur noch verschlimmert. Die damit einhergehende Schwäche führte nicht selten zur Bewusstlosigkeit, welche Lähmungserscheinungen zum Nachklang haben konnte. Die Gefahr, bewusstlos zu werden oder mich später an nichts erinnern zu können, wollte nicht eingehen. Zudem bezweifelte ich, dass Parker die Initiative der Erste-Hilfe-Leistung ergriffen hätte. Daher blieb ich erschöpft liegen, in dem Wissen, dass es aussichtslos war und unsicher, mit was ich nun zu rechen hatte.

Battleside - depths of despair Where stories live. Discover now