63.: Brandt×Adeyemi

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Genre: drama, cute

Für meine liebe emmaareich

Pov. Julian

Besorgt beobachtete ich Karim, während wir unsere Partnerübungen gemeinsam erledigten. Er wirkte müde, ausgelaugt und irgendwie...komplett fertig. Unter seinen dunklen Augen befanden sich Augenringe und wenn ich so nachdachte, konnte ich mich nicht erinnern, ihn in den letzten Tagen lächeln gesehen zu haben. 
Ohne mit ihm bis jetzt darüber geredet zu haben, konnte ich mir sehr gut vorstellen, was ihn so fertig machte. In den letzten Wochen hatte er so viel mit Hate und schlechten Berichten über ihn zu tun, dass es kein Wunder war, dass er sich jetzt schlecht fühlte. Und mir tat es im Herzen weh, ihn so zu sehen. Immerhin mochte ich ihn; vielleicht auch mehr als ich eigentlich sollte und gerade ich, der auch schon des Öfteren mit Hate zu kämpfen hatte, wusste, wie schlimm sich so etwas anfühlte und wie schwer es ist, ohne Hilfe wieder aus so einem tiefen Loch herauszukommen. Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum ich in diesem Moment beschloss, ihn nach dem Training mal anzusprechen und ihn zu fragen, ob wir mal etwas zusammen machen wollen. Vielleicht komme ich ja so mal etwas an ihn heran und kann ihm etwas helfen.

"Hast du heute Nachmittag eigentlich schon was vor? Oder wollen wir heute irgendwas zusammen machen?"
Irritiert sah Karim mich an, als ich ihm diese Frage stellte, und schien daraufhin kurz zu überlegen. Zwischenzeitlich hatte ich schon Angst, er würde mir einen Korb geben und sich in seiner Wohnung verschanzen, so wie ich es oft getan hatte, aber er nickte dann doch; wenn auch etwas zögerlich. 
"Cool", freute ich mich," Dann fahren wir gleich zu mir? Und dann können wir ja mal schauen, auf was wir so Bock haben. Wenn du willst, zock ich dich auch bei Fortnite ab."
Ein kleines Lächeln bildete sich auf den Lippen des Jüngeren, aber ich war mir ehrlich gesagt nicht wirklich sicher, ob das ernst gemeint war oder nur aus Höflichkeit. Aber gerade war es mir auch egal; ich freute mich einfach nur, dass er meinem Vorschlag zugestimmt hatte. 

"Möchtest du etwas trinken?"
"Ein Wasser bitte." Karims Stimme war leise und hörte sich auch ein bisschen traurig und unsicher an; so wie die letzten Wochen schon. Je länger ich darüber nachdachte, desto mehr Dinge fielen mir ein, die zeigten, dass es Karim nicht so gut ging. Er hatte nur ein großes Talent dafür, das alles zu verstecken und zu überspielen, sodass es einem nur auffiel, wenn man ihn genau beobachtete. 
Mit zwei Gläsern Wasser in der Hand folgte ich meinem Kumpel auf die Couch und setzte mich dort zu ihm, nachdem ich ihm sein Glas gereicht hatte.
Kurz überlegte ich, ob ich ihn gleich darauf ansprechen sollte, überlegte es mir dann aber doch noch anders. Ich wollte nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und erstmal schauen, ob ich nicht doch noch etwas näher an ihn herankomme und ob er sich etwas öffnete. 
"Fortnite?", schlug ich also stattdessen vor, was den Jüngeren wieder zum Nicken brachte.
Wir spielten also einige Runden, in denen ich mich versuchte, so normal wie möglich zu verhalten und hin und wider schaffte ich es sogar, Karim ein kleines Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Während wir spielten überlegte ich immer und immer wieder, wie ich jetzt am besten ein ernsthaftes Gespräch anfangen sollte, doch mir fiel kein passender Anfang ein, weshalb ich mich letztendlich dann doch für den mehr oder weniger direkten Weg entschied.
"Du, Karim?", fragte ich vorsichtig, nachdem ich meinen Controller hatte sinken lassen, und sah meinen Kumpel wachsam von der Seite an. 
auch Karim lenkte seinen Blick irritiert zu mir; anscheinend hatte er nicht damit gerechnet, dass ich jetzt ein so ernsthaftes Gespräch anfange.
"Kann ich dich mal was fragen?"
Verunsichert nickte der Schwarzhaarige. Seine Augen sahen mich so unsicher und traurig an, dass mein Herz sich völlig zusammenzog. Warum hatte ich nicht schon vorher was getan?
"Ich... also ich will dir jetzt nicht zu nahe treten oder so, aber ich habe in letzter Zeit irgendwie das Gefühl, dass es dir schlecht geht und ich mach mir ehrlich gesagt etwas Sorgen um dich."
Vielleicht hörte ich mich an wie ein überbesorgter Vater, aber es war mir wichtig, jetzt für den Jüngeren da zu sein. Immerhin wusste ich nur zu gut, wie man sich in so einer scheiß Phase fühlte und der Fakt, dass Karim meinem Blick nun nahezu beschämt auswich, zeigte mir, dass ich recht hatte und vor allem richtig gehandelt hatte. 
"Ist es wegen dem Hate?", fragte ich vorsichtig weiter, doch von Karim kam keine Antwort; es herrschte unangenehme Stille zwischen uns.
"Du... du musst nicht mit mir reden, wenn du nicht willst", fuhr ich weiter fort und versuchte dabei so einfühlsam wie möglich zu klingen," Ich will nur, dass du weißt, dass ich immer für dich da bin. Du kannst jederzeit mit mir reden oder was auch immer du gerade brauchst. Ich bin für dich da, okay?"
Kaum hatte ich die letzten Worte ausgesprochen, da begann Karims Körper zu beben. Sein ganzer Körper zitterten und seinem Mund entkam ein leises und gedämpftes Schluchzen.
Unsicher rückte ich näher an ihn heran und legte einen Arm um seinen Rücken. Ich wusste gerade selbst nicht mal so richtig, was ich tun sollte oder was Karim gerade brauchte, aber ich wollte für ihn da sein und ihm zeigen, dass er nicht allein war. 
Zitternd richtete der Jüngere seinen Körper auf und sah mich aus roten und verweinten Augen an. Wortlos nahm ich ihn in den Arm. Sofort krallte Karim sich an mich; wie ein Ertrinkender an einen Rettungsring, der ihn vorm Ertrinken rettet.
Behutsam strich ich dem Jüngeren über den Rücken.
"Es ist alles so viel", redete er heulend drauf los," Ich kann das alles nicht mehr. Jeder hat was an mir zu meckern; egal was ich mache, ich mache es falsch. Ich kann das nicht mehr händeln, Jule. Das ist alles zu viel."
"Shhh", versuchte ich ihn zu beruhigen," Alles gut. Es wird alles wieder gut, vertrau mir. Die beruhigen sich alle wieder."
"Ich hab Angst, dass ich das alles nicht aushalte, Jule", gestand er mir ehrlich, nachdem er sich von mir gelöst hatte und mir wieder in die Augen sah.
"ich weiß, wie du dich fühlst und ich weiß, wie aussichtslos das alles aussieht, aber du darfst jetzt nicht aufgeben, Karim. Dann haben die doch erst recht gewonnen und du bist so ein guter Fußballer; du darfst dir deine Leidenschaft nicht von so ein paar Idioten versauen lassen."
"Ich kann das alles nicht, Jule."
Mein Herz schmolz bei seiner Aussage. Es tat mir so weh, zu sehen, wie so ein junger Mensch so verzweifelt sein konnte. Er wollte doch auch nur Fußball spielen und glücklich sein.
Eigentlich sollte ich ihn weiter trösten, aber als seine Augen so nahe an meinen waren und unsere Lippen plötzlich nur noch Zentimeter voneinander entfernt, konnte ich nicht mehr anders als den letzten Abstand zwischen ihnen zu überbrücken und meine Lippen auf seine zu legen. Ich war absolut überrascht wie weich sie waren und noch überraschter war ich von dem Fakt, dass Karim den Kuss sofort erwiderte und seine kühlen Hände an meine Wangen legte.
De Kuss war vorsichtig und forschend, aber dennoch war es der schönste Kuss, den ich je hatte und vor allem noch viel schöner als ich es mir immer vorgestellt hatte.
"So kannst du mich gerne öfter trösten", schmunzelten Karim, nachdem wir uns voneinander gelöst hatten.
"Ach ja?", schmunzelte ich verschmitzt," Dann will ich gleich mal weiter machen mit dem Trösten."

Fußball Oneshots boyxboy  Pt. ||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt