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Ich betrat das Grundstück der Collingwoods mit dem Gefühl eines Steins im Magen. Die Sonne glühte über dem Garten, als ich Albert fand - umgeben von Blumen und einem Hauch von Arroganz. "Lord Collingwood", begann ich formell, "ich muss mit Euch reden."

Er drehte sich langsam um, ein unergründlicher Ausdruck in seinen Augen. "Miss Lancaster", erwiderte er kühl. "Welch Überraschung! Was führt Sie zu mir?"

"Ich weiß, dass Ihr etwas damit zu tun habt", sagte ich und spürte, wie meine Wut langsam hochkochte. "Mit Henrys Verhaftung. Sie haben ihn beschuldigt, die Taschenuhr gestohlen zu haben."

Alberts Gesicht blieb regungslos, als er antwortete. "Die Taschenuhr wurde in seinem Besitz gefunden, mit dem Namen Lancaster eingraviert. Und gestern habe ich mit Ihrem Vater, dem Grafen, gesprochen. Er wusste nicht, dass sie entwendet wurde."

Ich schluckte meine Empörung hinunter. "Aber ich habe ihm die Uhr gegeben", protestierte ich, doch seine Miene blieb unverändert.

"Miss Lancaster", sagte er ruhig, "seien Sie vernünftig. Vergessen Sie diesen Mann und lassen Sie die Sache ruhen. Sonst müssen Sie wohl Ihrem Vater erklären, dass dieser Mann Ihre Ehre beinahe beraubt hätte. Und wir wissen beide, was das bedeuten würde."

Seine Worte trafen mich wie ein eiskalter Schauer. Natürlich wusste ich das. Mein Vater würde dafür sorgen, dass Henry die Todesstrafe bekommen würde. Albert erpresste mich und das konnte ich nicht zulassen. "Ich lasse mich von Euch nicht erpressen", presste ich mit fester Stimme hervor.

Doch Albert trat näher, seine grünen Augen funkelten gefährlich. "Sie geben besser nach, Elizabeth", sagte er und griff nach meinem Arm, seine Finger fest umschlossen.

"Lassen Sie mich los, Lord Collingwood", zischte ich laut. Ich riss mich los und starrte ihn wütend an. Aber er lachte nur und drängte mich weiter zurück, bis ich gegen eine Wand stieß und ihm hilflos ausgeliefert war.

Seine Finger strichen über meine Wange und ich spürte gleichzeitig Ekel und Angst in mir aufsteigen. "Elizabeth", flüsterte er plötzlich ganz sanft. "Sie müssen sich für mich entscheiden. Sie werden es bereuen, wenn Sie sich gegen mich wehren."

Ich schluckte schwer und kämpfte gegen die Tränen an, die mir in die Augen stiegen. Doch ich konnte mich nicht bewegen. Ich war wie erstarrt vor Schock, als seine Hand unter mein Kleid glitt und meine Haut berührte. Seine Lippen waren so dicht an meinen, dass ich seinen warmen Atem spüren konnte, während er mit düsterer Stimme sprach. "Ich wiederhole: Seien Sie vernünftig."

Bevor er noch weitergehen konnte, wurde er ruckartig von mir weggerissen. William war plötzlich da, sein Gesicht verzerrt vor Zorn. Er schlug Albert nieder und ich konnte kaum begreifen, was passierte. Aber ich war dankbar für meinen Bruder und seine schnelle Reaktion. Ich zitterte wie Espenlaub und ich schaffte es nicht, ruhig zu atmen.

Während die beiden Männer sich prügelten, fühlte ich mich wie in Trance, unfähig zu handeln. Doch dann kam Victoria angerannt und sie zog mich in eine feste Umarmung. Ich ließ mich in ihre Arme sinken, dankbar für ihre Nähe und die Sicherheit, die sie mir bot. Tränen flossen unaufhaltsam aus meinen Augen. Die Welt schien für einen Moment stillzustehen, während ich mich wie an einen Anker an sie klammerte. Als das Bewusstsein langsam zurückkehrte, realisierte ich, dass ich gerade einem Albtraum entkommen war, der beinahe Realität geworden wäre.

♕♕♕

Als wir endlich zu Hause ankamen, war ich immer noch zitternd und von dem Vorfall mit Lord Collingwood zutiefst erschüttert. Jedes Mal, wenn ich versuchte, die Bilder aus meinem Kopf zu verbannen, kehrten sie mit noch größerer Intensität zurück. Mein Herz hämmerte so laut in meiner Brust, dass ich dachte, es würde die ganze Welt hören können.

Royal Escape (ONC 2024)Where stories live. Discover now