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Mein Herz hämmerte wild gegen meine Rippen, als ich die Haustür hinter mir schloss und mich in Richtung meines Vaters begab. Mein Kopf war voller Gedanken und die Angst um Henry ließ mich nicht los. Ich musste meinen Vater um einen weiteren Gefallen bitten, auch wenn ich wusste, dass ich ihn damit belasten würde. Den ersten hatte er entschlossen abgelehnt, doch dieses Mal musste er mir einfach helfen.

Als ich in sein Arbeitszimmer trat, saß er an seinem Schreibtisch und blätterte durch einige Papiere. Er hob den Blick und lächelte mir warmherzig entgegen. "Elizabeth, mein Liebling, was führt dich zu mir?"

Ich setzte mich auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und rang nach Worten. "Es geht um Henry Jefferson, Vater", begann ich zögerlich. "Er wurde verhaftet und ich mache mir Sorgen um ihn. Bitte, könnten Sie Ihre Kontakte spielen lassen und herausfinden, was passiert ist?"

Mein Vater legte die Papiere beiseite und betrachtete mich nachdenklich. "Warum interessierst du dich so sehr für diesen jungen Mann, Elizabeth? Er scheint nicht aus unserer Gesellschaftsschicht zu stammen."

Ich seufzte und senkte den Blick. "Ich weiß, Vater, aber ich kann nicht anders. Ich kann ihn nicht einfach im Stich lassen, besonders nicht jetzt, wo er in Schwierigkeiten steckt."

"Was ist denn überhaupt passiert?", fragte er und strich sich durch sein kurzes graues Haar. Ich konnte ihm nicht alles erzählen. Die Anziehung zu ihm verheimlichte ich, ebenso den Beinahe-Kuss. Er wäre durchgedreht, hätte er davon erfahren. Zumal es der Grund war, weshalb Albert Collingwood nicht um meine Hand angehalten hatte. Doch ich sagte ihm, dass ich gehört habe, er würde im Gefängnis sitzen und dass ich nicht wusste, was passiert war.

Nach einem Moment des Schweigens nickte mein Vater schließlich. "Gut, ich werde sehen, was ich herausfinden kann. Aber versprich mir, dass du mich das machen lässt, Elizabeth. Du weißt nie, welche Kreise solche Angelegenheiten ziehen können."

Ich dankte meinem Vater erleichtert und verließ sein Arbeitszimmer. Doch die Zeit verging langsam, während er sich um Henry Jefferson bemühte. Als ich in meinem Gemach saß und auf Neuigkeiten wartete, kreisten sich meine Gedanken immer nur um das eine. Henry, der verhaftet wurde. Ich konnte mir nur vage vorstellen, wie schrecklich es dort für ihn sein musste. Die engen Zellen, das karge Essen und die Gefahr, die von den anderen Insassen ausging - all das ließ mein Herz vor Sorge schneller schlagen. Ich konnte nur hoffen, dass mein Vater bald etwas herausfinden würde und dass es Henry gut ging.

Ein leises Klopfen an meiner Tür riss mich aus meinen düsteren Gedanken. Emily, unsere treue Zofe, trat ein und hielt ein wunderschönes neues Kleid in den Händen. "Miss Elizabeth, das neue Kleid ist angekommen. Möchtet Ihr es anprobieren?"

Ich zwang mich zu einem schwachen Lächeln und nickte. "Ja, Emily, ich komme gleich." Doch als ich aufstand, spürte ich die Tränen erneut in meinen Augen brennen.

Emily sah sofort die Verzweiflung in meinem Blick und legte das Kleid beiseite. Sie trat näher und nahm meine Hand in ihre. "Was ist los, Miss Lancaster? Ihr wirkt so betrübt."

Die Wärme ihrer Berührung und ihre besorgten Worte brachen alle Dämme in mir. Mit einem erstickten Schluchzen ließ ich mich auf das Bett sinken und ließ meine Tränen ungehindert fließen. Emily setzte sich neben mich und strich mir fürsorglich über den Rücken. "Möchtet Ihr darüber sprechen, Miss Lancaster?"

Ich zögerte einen Moment, bevor ich mit brüchiger Stimme antwortete. "Ich kann nicht. Es tut mir leid, Emily."

Emily legte einen Arm um meine Schultern und drückte mich sanft an sich. "Ich bin sicher, Ihr werdet einen Weg finden. Ihr seid nicht alleine. Ihre Familie wird immer an Eurer Seite sein."

Royal Escape (ONC 2024)Where stories live. Discover now