Kapitel 8

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MADELEINE

Nero war wirklich goldig, wenn er dachte, dass er mich überlisten können würde. Ja, er war ein cleverer Junge und war irgendwie damit davongekommen, meinen Liebling zu töten, aber diese Trauernder-Sohn-Nummer kaufte ich ihm nicht eine Sekunde lang ab. Es war kein Unfall gewesen, egal, was er vor Gericht behauptet hatte, Nero hatte Magnus mit Vorbehalt erschossen und mich in die Psychiatrie geschickt und dafür würde er bezahlen müssen. Es war mein Glück gewesen, dass ich schon immer sehr überzeugend sein konnte, nur so hatte ich schließlich aus der Psychiatrie entkommen können, in die Nero mich gebracht hatte. Dieser dumme Krankenpfleger war tatsächlich auf meine Flirterei reingefallen und nun war ich dank ihm und einem großzügigen Schreiben eines Arztes wieder frei. So einfach konnte es sein, wieder freizukommen. Nun beobachtete ich meinen ehemaligen Sohn und meine Tochter, die zur Schule liefen. Sie gaben wirklich ein ganz süßes Paar ab, das musste ich zugeben, aber dieses Happy End konnte ich Nero leider nicht gönnen, das hatte er nicht verdient. Strafe musste nun einmal sein. Und obwohl ich meine Tochter liebte, konnte ich ihr kaum erlauben, weiter mit ihrem Freund Jan zusammen zu sein. Dieser Kerl war nicht gut genug für sie, er war schließlich krank und Fin sollte sich lieber auf einen anständigen Mann konzentrieren. Ich würde ihr helfen, diesen Mann zu finden, darin kannte ich mich schließlich aus und ich wusste ganz genau, was ich zu tun hatte. Nachdem ich Nero eine SMS geschrieben hatte, genoss ich noch einen Moment lang seinen panischen Blick, bevor ich um die Ecke verschwand, um nach Hause zu gehen. In der Schule konnte ich ohnehin nicht dabei sein, außerdem sollte meine Tochter in Ruhe lernen können, diese Ausbildung brauchte sie schließlich. Es ärgerte mich nur, dass Jonas noch nicht zur Schule konnte, er würde so viel verpassen! Ich würde Kiara und Marius umbringen, wenn sie ihm nicht wenigstens angemessenen Heimunterricht gaben! Aber so, wie ich die beiden Rabeneltern kannte, würden sie eher arbeiten, als sich anständig um ihre Kinder zu kümmern. So etwas würde ich nie tun! Die beiden waren keine guten Eltern, sie verdienten es nicht, meine Kinder bei sich zu haben! Ich trat den Weg zu meiner Wohnung an, die sich nur zwei Minuten entfernt vom Haus meiner Kinder befand. Ich konnte das Haus zwar leider nicht sehen, da zu viele Bäume im Weg waren, die mir die Sicht versperrten, aber immerhin hatte ich es nicht weit, wenn ich meine Babys sehen wollte. Und da Kiara und Marius sich nicht um sie kümmerten, musste ich ständig nach dem Rechten sehen. Die Wohnung war zwar klein, aber sie reichte mir und ich verdiente mir das Geld dafür damit, ab und an für ein paar Stunden als Empfangsdame zu arbeiten, bei einer Logopädin in der Stadt. Bei Jans Logopädin, um genau zu sein. Ich arbeitete an den Tagen, an denen er mit Fin zur Therapie kam, doch versteckte mich dann stets im Hinterzimmer, damit Fin mich nicht sah. Meine Kleine würde sich wahrscheinlich erschrecken und ich wollte sie nicht unnötig nervös machen, also hielt ich mich zurück. Aber ich wollte nah an ihr dranbleiben und mich informieren, wie es um ihren Freund stand, nur zur Sicherheit. So konnte ich auch eng an meinen Kindern bleiben. Ich konnte für Nero nur hoffen, dass er keinen Mist anstellte, denn sonst würde ich ihm wehtun und Fin und Jonas gewaltsam zu mir holen müssen. Ich schloss die Tür hinter mir und ging dann in mein Schlafzimmer, in dem ich Bilder von Fin und Jonas aufgehängt hatte. Ich hatte immer mal wieder Bilder meiner Kleinen gemacht und diese dann aufgehängt, sie hatten mich nie dabei bemerkt. Ich brauchte diese Bilder einfach, sonst würde ich nicht schlafen können und müsste mich noch mehr beherrschen, mir Fin und Jonas nicht einfach zu nehmen. Meine ganzen Wände waren gepflastert mit Bildern meiner Zwillinge, die Tapete konnte man kaum noch erkennen, aber mir gefiel es so. Diese Bilder waren schließlich wesentlich schöner als diese hässliche Tapete! Als letztes fiel mein Blick auf das kleine Bild in meiner geöffneten Nachttischschublade. Es war schon sehr zerknittert und alt, sechzehn Jahre alt, um genau zu sein. Es war Neros erstes Bild, das wir jemals gemacht hatten, kurz nachdem wir ihn entführt hatten. Als Baby hatte ich diesen kleinen Wurm geliebt, und ich hatte es nur mit einigen Mühen geschafft, Magnus dazu zu überreden, ihn zu behalten. Eigentlich war der Plan gewesen, Nero zu entführen und dann im Fluss zu ertränken, aber ich hatte mich damals in diesen elenden Bastard verliebt und hatte das Baby nicht abgeben wollen. Jahrelang hatte ich ihn als meinen Sohn großgezogen, er war ein anstrengendes aber süßes Kind gewesen, aber als ich dann Fin und Jonas gesehen hatte, war er mir vollkommen egal geworden. Dieses Mal würde es aber klappen und ich würde meine Kinder endlich wieder bei mir haben und sie so erziehen, wie es richtig war. Und mit dem Ändern ihrer Namen würde ich beginnen. Rosalie und Tyler waren schließlich wesentlich schönere Namen und die würde ich ihnen antrainieren. Irgendwann würden die beiden sie schon annehmen, sie hatten schließlich keine andere Wahl. Und Nero... Den würde ich beseitigen, sobald er seinen Auftrag erledigt hatte. Ich brauchte ihn nicht mehr, ich hatte meine eigenen Kinder, er war ohnehin immer nur ein Notnagel gewesen. Sobald er mir gebracht hatte, was ich wollte, würde ich ihn im Eisack versenken, der Fluss vor meiner Wohnung. Irgendjemand würde ihn vielleicht finden, vielleicht auch nicht, mir war es egal. Das Einzige, das wichtig war, war, dass er tot war und mich nicht länger nerven konnte. Und solange ich Rosalie und Tyler hatte, war ich ohnehin glücklich und brauchte nichts anderes. Dieses Mal würde alles perfekt werden, das hatte ich im Gefühl. Da konnte Nero machen, was er wollte, dieses Mal konnte er nicht gewinnen. Dafür würde ich sorgen.

Südtiroler Problem 7 - Eiskalte Rache Où les histoires vivent. Découvrez maintenant