Kapitel 35 | house of cards

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„Von mir aus kann Zayn in seinem Wohnwagen verrecken", zischt Liliana. Ich erstarre bei der Erwähnung meines Namens.

„Aber ich hab doch recht! Ohne Sie hätten wir den ganzen Scheiß nicht am Hals, Sham!"

Sham und Liliana?

„Gott, mach dir nicht so 'nen Kopf. Einen Teil des Problems haben wir doch bereits gelöst, als Vik die Leiche weggeschafft hat."

„Als würde das all unsere Probleme lösen."

Ich schlucke schwer, ein weiterer Blitz leuchtet auf. Mein Kopf pocht vor Schmerz, und es wird nur noch schlimmer, je mehr ich mich bemühe zu konzentrieren um den beiden zuzuhören.

Nach einem kurzen Schweigen setzt Liliana wieder an, doch der Großteil ihres Satzes wird von einem lauten Donner verschluckt. „...gelöst."

Ich mache einen weiteren Schritt zur Seite, verliere fast das Gleichgewicht und pralle gegen den Wagen hinter mir. Sofort ducke ich mich und presse die Lippen aufeinander, doch niemand scheint dem besondere Achtung zu schenken.

„Du weißt, dass das nicht-"

„Bei dir und Lobsterboy ging es doch auch", unterbricht sie ihn.

„Ich hab dir das verdammte Leben gerettet, schon vergessen?!"

Pause. Um mich dreht sich alles immer schneller und Übelkeit macht sich in meinem Magen breit. Erneut erleuchtet ein Blitz die Dunkelheit.

„Das weiß ich doch, Baby."

Die Stimmen verstummen, und das Folgende wird von einem weiteren Donner übertönt. Meine Beine torkeln mehr und mehr, je weiter ich mich vom Wohnwagen bewege, und ich habe Schwierigkeiten aufrecht zu bleiben. Mein Kopf schafft es nicht die Koordination über meinen Körper zu halten, während es gleichzeitig versucht das Gehörte zu verarbeiten.

Womöglich weiß mein Unterbewusstsein, was das alles zu bedeuten hat. Doch ein Nebelschleier durchflutet mein Bewusstsein, trennt  Bewusstsein von Unterbewusstsein. Einzelne Wortfetzen des Gesprächs hallen durch meine Gedanken, doch es ist schwer sie zu einem sinnvollen Ergebnis zusammenzufügen.

Ohne es bewusst zu merken hat sich der Hagel wieder in einen starken Regenschauer verwandelt, welcher meine Sicht trübt und mich weiter durchnässt als ich es ohnehin schon bin und immer wieder von grellen Blitzen durchschossen wird.

Ich muss mich zusammenreißen.

Ich falle.

Es dauert einige Sekunden bis ich bewusst wahrnehme, dass meine Beine unter meinem Gewicht nachgegeben haben und ich mich auf Knien auf dem schlammigen Boden befinde.  Meine Arme haben schneller reagiert als ich denken kann und stützen mich mit den Unterarmen vom Boden ab, während mein Blick starr auf die braune Pfütze unter mir gerichtet ist. Mein Körper zittert vor Kälte, vor Nässe, vor Erschöpfung, und ich versuche mich zu erinnern wie viel Alkohol ich zur Hölle getrunken habe, doch kann mich kaum erinnern. An was ich mich dafür erinnere sind all die Glasscherben, all die von Alkohol durchtränkten Zeichnungen, mein ganzes Leben in Scherben vor mir, das Chaos in meinem Kopf, welches sich einfach nicht ordnen lässt.

Die Übelkeit in meinem Magen steigt mit jeder Sekunde weiter hinauf, und gerade als ich denke, sie nicht mehr zurückhalten zu können, schließe ich die Augen, um mein eigenes Elend nicht mit ansehen zu müssen. Ich höre das Würgen, doch spüre noch immer die Übelkeit in meinem Rachen. Zögernd öffne ich schließlich doch langsam die Augen, um nach wie vor mich bloß auf dem schlammigen Boden kniend vorzufinden.

Langsam hebe ich den Kopf, ein weiterer Blitz schießt durch die Dunkelheit und für den Bruchteil einer Sekunde glaube ich eine Silhouette wenige Meter entfernt von mir vage zu erkennen. Sie ist nach vorne gebeugt, und ihre Beine zittern stark, vermutlich nur kurz davon entfernt nach vorne und damit in ihr eigenes Erbrochene zu fallen.

Irgendwie schaffe ich es mich aufzurichten. Meine Beine machen einen schwankenden Schritt vor den anderen. Der Regen peitscht mir ins Gesicht, doch ich bleibe nicht stehen, laufe weiter auf sie zu.

„Zoe?"

Halluziniere ich?

Ich muss halluzinieren.

„Zoe?"

Sie reagiert nicht. Ein weiterer Blitz lässt mich ihre Silhouette deutlicher erkennen, ein weiteres Mal durchdringt ein Würgen den Regen, wird aber schnell von einem weiteren Donnern überschallt, der viel zu schnell auf den Blitz folgt, was nichts Gutes heißen kann.

Und dann passiert alles ganz schnell.

Ich höre mich noch ihren Namen rufen. Die Silhouette verliert den Halt und ihre Beine geben unter ihrem Gewicht nach, bevor sie wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

A/N: was denkt ihr, wie captured ausgehen wird? mich würde es wirklich interessieren, was eure vermutungen sind, angesichts dessen, dass die geschichte sich immer mehr dem ende neigt :D scheut nicht vor langen kommentaren, dass sind meine lieblingskommentare, haha!

widmung geht an louisweather xo

captured | ✓Where stories live. Discover now