Kapitel 33

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Von jetzt auf gleich standen Mikey und ich wie Zinnsoldaten vor Ema, die uns mit verschränkten Armen vor der Brust abschätzig musterte. Möglichst unauffällig versuchten wir beide unsere verrutschten Kleider und unsere Haare einigermaßen zu richten. "Du siehst echt hübsch aus, Schwesterchen." murmelte Mikey und versuchte vergebenes vom eigentlichem Thema abzulenken. Ema schüttelte den Kopf. "Meine Fresse, also wirklich. Ihr könnt von Glück reden, dass Opa jetzt nicht hier ist. Dann wär die Kacke aber am dampfen. Wenn ihr rummachen wollt, verzieht euch in Mikeys Zimmer." sagte sie im strengen Große-Schwester-Ton. Bei dem Wort 'rummachen' zogen Mikey und ich sofort die hochroten Köpfe ein. Dann verbeugten wir uns gleichzeitig. "Es tut uns leid! Es wir nicht wieder vorkommen!" riefen wir beide. Damit schien Ema fürs erste zufrieden zu sein und ich erlaubte mir kurz durchzuatmen. Kaum hatten wir uns wieder aufgerichtet, zog Ema Mikey am Ohr. "Hey! Lass das!" rief er und verzog das Gesicht. "Mensch Mikey. Hab ich dir denn gar nichts beigebracht? Wenn du Mädchen verführen willst, musst du deinen Grips benutzen! Du kannst nicht einfach loslegen wie es dir passt! Ich sage es dir immer wieder : benutz zum Denken deinen Kopf! Das ist diese runde Kugel nen halben Meter über deinem Arsch!" nach einem weiterem kräftigen Zug, ließ sie ihn endlich los und wandte sich an mich. Ich machte mich schon auf das schlimmste gefasst, als sie zu lächeln begann. "Wenn mein Bruder wieder so ne idiotische Aktion vornimmt, sag's mir. Ich werd ihn dann schön in den Arsch treten. Und mach du das auch! Zeig diesem Vollidioten, dass du nicht so einfach zu haben bist, okay?" "Okay. Versprochen." sagte ich und musste mit aller Macht das Lachen unterdrücken. Mikey sah mich fassungslos an, schüttelte dann aber ergeben den Kopf. Zum Glück wurden wir aus dieser unangenehmen Situation schnell gerettet, als es an der Tür klingelte und Ema wieder total am durchdrehen war. "Ahhhhhh! Er ist da! Er ist da! Er ist da! Yuna hilf mir! Sitzt meine Frisur? Sehe ich nicht doch schlecht aus? Soll ich mich nochmal umziehen? Nein, dass schaff ich nicht mehr!" rief sie panisch und klammerte sich an mir fest. Beruhigend streichelte ich ihre Schulter. "Ganz ruhig Ema. Du siehst zauberhaft aus. Jetzt geh einfach und hab Spaß, ok?" sie sah mich ängstlich an, nickte dann aber und ging entschlossen zur Tür. Mikey hatte Draken schon die Tür aufgemacht und als zweiterer Ema sah, war es seeehr deutlich anzumerken, dass er für einen Moment sprachlos war. Seine Augen weiteten sich und eine leichte Röte breitete sich auf seinem Gesicht aus. Dann räusperte er sich und wandte den Blick ab. "Können wir los?" fragte er. Ema war kurz deprimiert. Hatte sie seine Reaktion allen ernstes nicht bemerkt? Sie sah mich an und ich zeigte ihr beide Daumen nach oben. Sie nickte mir zu und zog ihre hohen schwarzen Stiefel an. "Ja. Wir können los." antwortete sie und ging mit ihm nach draußen. Mikey und ich blieben im Türrahmen stehen und sahen belustigt dabei zu, wie die beiden auf Drakens Bike aufsaßen und sich Ema unsicher an seiner Jacke festhielt. "Dann bis später." sagte sie mir und fuhr dann auch schon mit ihrem Schwarm davon. "Meine Güte. Die beiden sind echt verklemmt." meinte Mikey und schloss die Tür wieder. "Ach komm. Bei uns wird es nicht anders gewesen sein. Man selbst merkt doch gar nicht, wie sehr man verunsichert ist, bei so was." sagte ich und folgte ihm in seine Zimmer. Oben angekommen staunte ich. "Was ist?" fragte Mikey. Ich grinste. "Das ist das unordentlichste Zimmer, was ich je gesehen habe." Er sah sich schnell um und es wirkte so, als würde ihm selbst erst jetzt das Ganze Chaos auffallen. "Fuck. Ähh. Warte kurz, ja?" bat er und schloss vor meiner Nase die Tür. Noch immer schmunzelnd lehnte ich mich an die gegenüberliegende Wand und lauschte den Rumpelgeräuschen die sich in Mikeys Zimmer abspielten. Nach 10 Minuten durfte ich sein Zimmer betreten. Es war blitzblank aufgeräumt. "Wow. Das hast du gut gemacht." lobte ich. "Jaja. Setz dich." er deutete auf sein Bett und ich setzte mich. Er setzte sich neben mich und lehnte seinen Kopf an meine Schulter. "Hast du auch Lust auf nen Date?" fragte er nach einer Weile. "Klar, wieso nicht? Was schwebt dir denn da so vor?" fragte ich. "Ich hab gehört, da soll nen neues Meeresaquarium geöffnet haben. Wollen wir es uns ansehen?" Von einem neuen Meeresaquarium hatte ich auch schon gehört. Ich hatte tatsächlich schon überlegt meine Brüder zu fragen, doch den Gedanken hatte ich schnell wieder verworfen. Als ob die großen Haitani-Brüder mit ihrer kleinen Schwester Fische angucken gehen würden. Mikey sprang auf und packte eilig ein paar Sachen in seine Tasche. "Na dann los gehts!" rief er begeistert. "Was, jetzt gleich?" fragte ich perplex. Er nickte eifrig. "Ja! Es macht in ner halben Stunde auf. Die ersten hundert Besucher dürfen kostenlos rein. Also Beeilung!" er zog mich auf die Beine und raste mit mir nach draußen zu seinem Bike. Ich hatte nicht mal genug Zeit gehabt mir meine Jacke richtig anzuziehen. In Windeseile rasten wir durch die Straßen. "Mach doch mal langsamer. Hier ist 50 und nicht 100!" rief ich ihm über den Fahrtwind zu. "Wenn wir langsamer fahren, schaffen wir es nicht rechtzeitig!" brüllte er zurück. Ich klammerte mich an ihm fest. Wenn ich selbst Motorrad fuhr, toppte ich auf der Autobahn auch gerne mal die 180 Stundenkilometer. Allerdings war das ein ganz anderes Gefühl, als bei jemand anderem mitzufahren. Wenn man alleine fuhr, hatte man viel mehr Kontrolle und wussten, wo die Grenzen waren. Wie erwartet, waren wir in Rekordzeit angekommen und wir musterten beide skeptisch das Gebäude. Bis auf die dunkelblaue Schrift "Meeresaquarium" gab es rein gar nichts an diesem grauen Gebäude, was auf eine solche Attraktion hindeutete. Na gut. Bis auf die großen Menschenansammlungen, die sich vor dem Eingang häuften. Mikey nahm meine Hand und bahnte uns einen Weg durch die Masse.

Durch die Zeit, durch das LeidWhere stories live. Discover now