Kapitel 32

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Die Wochen strichen ins Land und nun war das Jahr schon fast um.  In wenigen Tagen war Weihnachten und ich hatte absolut keinen Bock auf dieses Fest. Viele lieben Weihnachten, weil es tolle Geschenke gibt, viel kitschige Deko, gutes Essen und die Zeit mit der Familie. Früher war ich wie alle anderen Kinder auch. Jeden Morgen im Dezember stand ich auf und öffnete voller Freude meinen Adventskalender. Ich freute mich unglaublich auf Weihnachten und dekorierte mit Papa immer das ganze Haus. Überall hingen wir bunte Lichterketten in den verschiedensten Farben auf und verteilten weihnachtliche Deko Elemente im ganzen Haus. Ich konnte mich noch genau daran erinnern, wie sehr sich Mama immer aufgeregt hatte, dass wir so übertrieben. Sie sagte immer, dass Weihnachten nicht kunterbunt ist, sondern es sich um ein besinnliches Fest handelte. Doch Papa und ich hatten nur immer die Augen verdreht. Wir als Familie hatten immer ganz viele Plätzchen gebacken, von deren Mengen wir auch noch lange nach Weihnachten zu essen hatten. Für meine Eltern bastelte ich immer etwas als Geschenk. Dabei benutzte ich unglaublich viel Klebeband. 2 Tage vor Weihnachten schmückten wir unseren Weihnachtsbaum mit roten, silbernen und goldenen Kugeln. Und dann kam Heiligabend. Der 24. Dezember auf den alle Kinder drauf hin fieberten. Ich war jedes Mal aufgeregt und hatte mich gefragt, wann denn endlich der Weihnachtsmann kommen würde. Die Geschenke öffnete ich immer mit voller Leidenschaft und erfreute mich daran zu sehen, was sich denn unter dem bunten Papier verbarg. Wir aßen zusammen mit meinen Großeltern zu Abend und während die Erwachsenen redeten, spielte ich mit meinen neuen Sachen.

Wenn ich heute an die damalige Zeit zurückdachte wurde mir ganz schwer ums Herz. Ein dicker Kloß legte sich in meinen Magen und mein Mund wurde ganz trocken. Weihnachten war ein Familienfest, und auch wenn ich mit meinen Brüdern zusammen feiern konnte, bezweifelte ich doch stark, dass sie die gleiche Vorstellung von Weihnachten hatten, wie ich. Also würde ich dieses Jahr mal wieder allein zu Hause sein und mir irgendwelche Filme reinziehen.

Doch heute dachte ich nicht an Weihnachten. Ich hatte zu viel zu tun um an solch unwichtigen Dinge zu denken. Ich befand mich heute im Hauptquartier der Geheimorganisation "White Eagle".  Das Quartier befand sich im Untergrund von Tokyo und war verglichen mit der Größe der Organisation ziemlich klein und befand sich in der Nähe des großen unterirdischen Schrottplatzes, den ich Mikey und Draken gezeigt hatte. Die Organisation bestand zurzeit aus ungefähr 900 Mitgliedern, die überall in Tokyo verteilt waren. Die Aufgabe war es, so viel wie möglich über jegliche Gangs herauszufinden, sprich : Viele Mitglieder agierten getarnt als Gangmitglieder, um Informationen zu beschaffen. Nun stellt sich die Frage : warum war ich hier? 

Das ließe sich ganz einfach beantworten. Ich war die Anführerin dieser gigantischen Organisation. Ich hatte vor 4 Jahren bei einer Prügelei unter Oberschülern eingegriffen und allen gehörig die Fresse poliert. Die Typen waren beeindruckt von meinen Fähigkeiten und wollten mich nicht mehr in Ruhe lassen. Also beschloss ich eine Gang zu gründen. Es waren Anfangs 5 Typen gewesen, die allesamt viel älter waren als ich und sich mir freiwillig unterwarfen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung gehabt, was ich mit dieser Gang eigentlich bezwecken wollte, doch mit der Zeit erkannte ich einen Sinn. In Tokyo wuchsen hunderte von Gangs heran, die alle das Ziel hatten, die größten Japans zu werden. Gleichzeitig verschwanden viele Gangs, da sie sich anderen unterwarfen. Häufig war Drogen- und Alkoholhandel Alltag in Gangs und die Leute agierten immer brutaler. Das führte zu Mord, illegalem Konsum und Handel von Rauschmitteln, Vergewaltigung, Waffengebrauch und Messerstechereien. Manche Gangs handelten so geschickt, dass nicht mal mehr die Polizei was machen konnte. Ich machte mir also zum Ziel, aus meiner kleinen Gang von gerade mal 6 Leuten, eine große Organisation zu bilden, dessen Aufgabe es ist, dafür zu sorgen, dass in die Gangs eine gewisse Ordnung eingeführt würde. Um es genau zu sagen sorgten wir dafür, dass Drogenhandel und andere krummen Dinger eingedämmt wurden.  Und so begannen wir zu wachsen. Wir hängten überall in Tokyo Plakate auf, die kurz und kompakt erklärten, was Sache ist, wie man uns fand und was davon abhängen würde, uns beizutreten. Die ersten Leute kamen zu einen der vielen Gruppentreffen, die wir abhielten um den Leuten genauer zu erklären, was unser Plan sei. Nur wenige traten der Gang nicht bei. So ging es immer weiter. Immer mehr Leute kamen und wollten ihre guten Taten vollbringen. Doch, je größer eine Gang wurde, desto unkontrollierbarer wurde sie. Also entwickelte ich mit meinem Kindheitsfreund Makoto ein System, was für die Sicherheit der Kontrolle innerhalb der Organisation sorgte. Eine genaue Überwachung. Von jedem Mitglied wurde zu Beginn eine Akte angelegt. Dort wurde alles über die Person festgehalten. Familie, Schule, Verbrechen, Aktivitäten und so weiter. Zusätzlich hatte ich in der Organisation einige Leute, die meine Vertrauenspartner waren. Sie hatten unter anderem die Aufgabe, auffällige Mitglieder zu beobachten und Bericht zu erstatten. Ich weiß, das klang wahrscheinlich völlig wahnsinnig, aber nur so funktionierte es. Vor 2 Jahren hatten wir dann Kontakt zur Polizei aufgenommen. Die Aktion damals, war sehr riskant gewesen, doch es lohnte sich. Wir erklärten der Polizei unsere Taten und schlossen ein Bündnis. White Eagle würde Zugriff auf Polizeiliche Daten und Waffen erhalten, wenn als Gegenleistung die Polizei Zugriff auf unser Archiv haben würde. Denn so etwas hatten wir auch. Ein großes Archiv, in dem alle Aktivitäten von Gangs und kriminellen Verbrechern aufgezeichnet wurden. Es war die ultimative Kontrolle, wenn man so wollte. Doch es gab natürlich auch gewisse Haken. Es gab immer wieder Mitglieder, die aus der Reihe tanzten und dann der Polizei ausgeliefert werden musste. Die Organisation hatte all ihre Sitze und Arbeitsorte im Untergrund, dessen Zugänge gut versteckt waren. Viele Leute wussten dass wir existierten, doch niemand hat es je geschafft, uns zu finden. Und das war auch gut so.

Durch die Zeit, durch das LeidWo Geschichten leben. Entdecke jetzt