Kapitel 23

106 1 0
                                    

Ich fiel genau auf Mikey. Und das nur, weil ich zu blöd war einen Fuß vor den anderen zu setzen. Es geschah so schnell, doch mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Während wir fielen, legte Mikey seinen einen arm um mich, den anderen an meinen Kopf. Ganz so, als wollte er zu einer schützenden Kugel werden, die mich vor allerlei Gefahren schützen sollte. Wir fielen der Länge nach zu Boden und blieben einfach nur liegen. Obwohl mich Mikey schützte und ich ja eigentlich 'weich' gelandet war, spürte ich einen brennenden Schmerz an meinen Händen. Ich musste mir wohl meine Hände aufgeschürft haben. Unser beider Atem ging hektisch und stoßweise. Ich spürte Mikeys wilden Herzschlag, weil mein Kopf genau auf seiner Brust gelandet war. "Alles gut?" fragte er noch immer außer Atem. Langsam nickte ich. "Ich denke schon...Danke." murmelte ich. Ich spürte wie er nickte, doch er machte keine Anstalten, mich aufrichten zu lassen. "Du kannst mich wieder loslassen..." sagte ich verlegen. Und als wäre das der größte Trigger der Welt gewesen, ließ er sofort von mir ab. Ich stand schnell auf, und während er sich auch aufrichtete spürte ich, wie heiß meine Wangen geworden sind. Auch Mikey blickte mit hochrotem Kopf verlegen zur Seite. In dem vergeblichem Versuch mich von dieser extrem unangenehmen Situation abzulenken, versuchte ich vorsichtig den Dreck von meinen blutigen Händen zu streichen. Mikey bemerkte das natürlich, packte meine Handgelenke und sah sich meine Hände ganz genau an. "Das muss verarztet werden. Nicht, dass sich was entzündet." sagte er. Ich zuckte mit den Schultern. "Der Dreck ist draußen. Es wird sich nichts entzünden." er schüttelte den Kopf und zog mich auf sein Bike. "Egal. Das muss trotzdem verarztet werden." meinte er nur und startete die Maschine. Als wir wenig später bei ihm ankamen, wurden wir freundlich von Ema und Mikeys Opa begrüßt. Ich wusch mir gründlich die Hände und ließ mir dann von Ema die Hände verbinden. Mikey protestierte erst, dass er dass eigentlich machen wollte, doch Ema meinte nur, das Jungs für sowas kein Gefühlt hätten. Also saß er nun schmollend neben Ema und beobachtete ihr Tun an meinen Händen ganz genau. Al sie ihr Werk beendet hatten, waren meine Hände vollständig bandagiert. Das bewegen meiner Finger fiel mir schwer, und so auch das späte Abendessen, zu welchem mich Mikeys Opa eingeladen hatte. Ich brauchte ewig um fertig zu werden. Wir unterhielten uns sehr viel und Mikeys Opa begann mich auszufragen. Diese Fragen beschäftigten sich meistens mit der Gang oder aber auch mit der Schule. Als ich erwähnte, dass ich Klassenbeste sei, stieß Mikey einen beeindruckenden Pfiff aus. Als Strafe dafür, fing er sich böse Blicke von seinem Opa und Ema ein. "Das ist wirklich sehr beeindruckend. Es wäre schön, wenn sich Manjiro ein paar Scheiben von dir abschneiden würde. Ich bin wirklich froh, wenn er irgendwie durchkommt." sein Opa lachte und Mikey verdrehte die Augen. Es war ihm sichtlich unangenehm, dass sein Opa ihn vor mir mit seinem vollen Namen ansprach. Doch ich fand, dass 'Manjiro' ein wirklich schöner Name ist. Jedenfalls unterhielten wir uns noch eine Weile und gingen dann schlafen. Voller Freude zeigte mir Ema ihr Zimmer und meinte, dass wir ruhig zusammen in ihrem Bett schlafen könnten. Zuerst fand ich die Vorstellung, mit einer anderen Person das Bett zu teilen, ziemlich merkwürdig. Doch als wir dann so nebeneinander lagen und die Decke anstarrten, war es gar nicht so unangenehm, wie ich erst vermutet hatte. "Sag mal, wie ist das mit dir und Mikey?" ich war eigentlich davon ausgegangen, dass Ema schon schlief, doch dem scheint nicht so zu sein. "Wie meinst du das?" fragte ich genauso leise. Sie zuckte mit den Schultern. "Na, wie ihr zueinander steht. Bist du in ihn verknallt?" wow. Sie nahm echt kein Blatt vor den Mund. Ich musste eine Weile über ihre Frage nachdenken. Ich dachte wirklich unheimlich viel an Mikey. Ich dachte darüber nach, was er tat, wenn ich nicht bei ihm war. Und mir kam dieses Herzrasen und meine roten Wangen in den Sinn, welches ich immer bekam, sobald ich ihn sah. Ich war schon so oft vor Mikey verlegen und peinlich berührt gewesen, wie es noch nie bei einer Person war. "Schläfst du?" flüsterte Ema, weil ich ihr ganze 10 Minuten keine Antwort gegeben hatte. Ohne auf ihre Frage einzugehen, sprach ich. "Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich in Mikey verliebt bin. Ich bekam bisher immer Herzklopfen wenn ich ihn sah. Und so ein seltsames Gefühl im Bauch. Tatsächlich meinten schon mehrere Leute zu mir, dass Mikey auf mich stehen würde. Ich fand diese Theorie irgendwie vollkommen abwegig. Dass es auf dieser Welt wirklich jemanden gab, der mich mag oder gar lieben würde, ist unvorstellbar für mich. Und trotzdem habe ich mich in Mikeys Nähe immer wohl und sicher gefühlt..." ich legte eine Pause ein. Vor lauter Erzählen, wusste ich selbst nicht mehr, wo mir der Kopf stand. Ema dachte ebenfalls nach. "Ich weiß nicht, ob es sich wirklich um liebe handelt... Aber ich mag Mikey sehr. Und ich denke wirklich viel an ihn. Viel mehr, als ich an Draken oder dich denke. Er spukt immer in meinem Kopf..." "Weißt du, die Liebe ist unberechenbar. Manchmal denkst du, es ist das beste was dir je passieren konnte. Auf der anderen Seite jedoch, kann sie dich zerstören. Wenn man jemanden liebt, ist man bereit für diese Person alles zu geben. Manche sind so krass drauf, dass sie für ihre Liebsten ihr Leben riskieren. Ich weiß nicht, wie du darüber denkst. Aber von dem, was du gerade erzählt hast, lässt sich auf jeden Fall schließen, dass er dir wirklich sehr am Herzen liegt." sagte Ema leise. Ich gab ihr keine Antwort mehr darauf. Schließlich viel später, lag ich noch immer wach. Doch ich war zu einem Schluss gekommen. "Ich glaube...ich bin wirklich in Mikey verliebt..." flüsterte ich leise. Zu meiner großen Überraschung, erhielt ich sogar eine Antwort. "Dann solltest du es ihm bald sagen. Sonst kann es sein, dass dir jemand zuvor kommt. Du bist wirklich ein wunderbarer Mensch, Yuna. Wenn ihr beide wirklich zusammen kommt, habt ihr meinen Segen." sagte Ema leise und schlief dann endgültig ein. Ich dachte noch eine Weile über das ganze nach, ehe der Schlaf auch mich einholte.

Durch die Zeit, durch das LeidWhere stories live. Discover now