Kapitel 1

303 7 7
                                    

Frühling. Meine liebste Jahreszeit. Wenn es warm wird, der letzte Schnee schmilzt und das Leben wieder aufblüht. Scheiße ist es nur für alle mit ner Pollenallergie. Aber zu denen gehöre ich zum Glück nicht dazu. Mein Name lautet Yuna Yoshioka. Ich bin 15 Jahre alt und gehe auf die Mittelschule. Ich habe keinen Freund und will auch keinen. Wieso sollte ich eine Beziehung wollen? Wenn ich Hunger hab, hol ich mir was zu essen. Wenn ich was unternehmen will, mach ich das. Wenn ich kuscheln will, geh ich ins Bett und vergrab mein Gesicht unter der Decke. Und ich krieg alles alleine hin! Also scheiß auf Beziehungen.

Als die Klingel ertönte, sprangen alle von ihren Plätzen auf, suchten ihr Zeug zusammen und verließen so schnell wie möglich die Schule. Heute war der letzte Tag vor den Frühlingsferien und jeder, wirklich jeder freute sich schon das ganze Schuljahr darauf. Dieses Jahr fand das Frühlingsfest genau in den Ferien statt. Das war ein großes Ereignis. Alle versammelten sich rund um den großen Schrein auf dem Sanidin-Berg abseits der Stadt und bewunderten das große Feuerwerk. Jeder trägt an diesem Tag Kimono, und überall sind Stände aufgebaut. Aber was soll ich da? Die letzten Jahre bin ich nur wegen dem Essen und dem Feuerwerk dorthin gegangen. Aber alleine ist es doof und macht keinen Spaß.

Ich war mal wieder die letzte, die den Raum verließ. Ich war so sehr in Gedanken versunken, dass die Schule schon fast komplett leer war. Also lief ich ganz entspannt nach draußen, wo mir sofort der warme Wind ins Gesicht pustete. Überall standen Kirschbäume und der Wind ließ die Blüten durch die Luft tanzen. Ein wunderschöner Anblick. Ich holte meine Kopfhörer raus und hörte Musik, während ich nach Hause lief.

Irgendwann kam ich an einem Park vorbei. Normalerweise interessierte ich mich nicht weiter für Parks, aber heute war ganz schön viel los. Locker 30 Mittel- und Oberschüler standen in einem Kreis. In der Mitte stach besonders ein Oberschüler hervor. Kurz geschorenes schwarzes Haar, eine winzige Narbe in der Augenbraue und eine Zigarette im Mund. Er stand nicht im Kreis sondern etwas weiter in der Mitte. In dieser wiederum stand, oder eher kniete ein Mittelschüler. Blondes Haar, blaue Augen und einen herausfordenden Blick. Allerdings hatte er überall Wunden und Prellungen, und blutete sowohl an der Stirn, als auch aus der Nase.
Der hat echt Mut, sich mit nem Oberschüler anzulegen, dachte ich mir. Kannte ich den nicht irgendwoher?

Durch die Zeit, durch das LeidWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu