Kapitel 18

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Jacob

Für diesen ersten Stopp unseres heutigen Programms hatte sich meine Hoffnung in Grenzen gehalten. Auf Olivias anfängliches Unverständnis war ich vorbereitet gewesen und dennoch erwischte ich mich bei der Frage, ob ich sie auf Dorothea hätte vorbereiten sollen. Doch sobald das Spiel begann, hatte ich Olivia neben mir komplett ausgeblendet, denn der Zweikampf zwischen Andrew und mir zog sich nun schon über mehrerer Wochen hin, ohne einen eindeutigen Gewinner erkennen zu lassen. Erst als Olivia „Bingo" rief, wurde ich mir ihrer Anwesenheit wieder bewusst. Noch mehr als die Tatsache, dass sie Andrew und mich besiegt hatte, überraschte mich die unbändige Freude auf ihrem Gesicht. Ich wusste nicht, ob es an meiner fehlenden Aufmerksamkeit ihr gegenüber während des letzten Jahres lag, aber ich hatte sie noch nie derart losgelöst erlebt. Konnte es wirklich so einfach sein?

Obwohl Olivia die nächsten Runden nicht gewann, ließ ihr Spaß am Spiel nicht nach und so wurde aus dem Zweikampf zwischen Andrew und mir spontan ein Dreikampf. Andrew konnte zwei Runden für sich entscheiden, während mich das Glück scheinbar komplett verlassen hatte. Ich ging immer gerne zu diesen Bingo-Nachmittagen, nicht nur zuliebe von Andrew und Dorothea, nein, ich hatte hier wirklich Spaß. Aber heute war mit Abstand der beste dieser Nachmittage, trotz meiner enttäuschenden Erfolgsquote.

Nach über einer Stunde wurde der Bingo-Nachmittag für beendet erklärt und wir verabschiedeten uns von Dorothea und Andrew. In Dorotheas Blick lag wieder einmal der mir schon bekannte Schatten, der darauf hindeutete, dass sie kurz davor war, in ihre eigene Welt zu verschwinden und mich nicht mehr erkennen würde. Andrew fragte Olivia zum Abschied, ob sie vorhatte, mich jetzt regelmäßig zu begleiten. „Du bist eine ernstzunehmende Konkurrenz", teilte er ihr mit, was einem Ritterschlag gleich kam. „Und außerdem eine deutlich bessere Verliererin als der junge Mann an deiner Seite."

„Okay, wir müssen jetzt wirklich dringend los", behauptete ich und legte Olivia eine Hand auf den Rücken, um sie zum Ausgang zu schieben. „Hat mich sehr gefreut!", rief sie über ihre Schulter. Ihre zweifelte keine Sekunde an der Aufrichtigkeit dieser Aussage. Draußen angekommen sah sie mich neugierig an.

„Und jetzt?"

Nichts deutete mehr darauf hin, dass sie gerade lieber an jedem anderen Ort wäre, als hier mit mir. „Jetzt haben wir eine etwas längere Fahrt vor uns", sagte ich ihr, denn ich hatte keineswegs vor, ihr unser nächstes Ziel zu verraten. Das schien Olivia schnell zu begreifen. Anstatt mich weiter zu löchern, fragte sie mit einem beinahe frechen Grinsen: „Darf ich fahren?" Überrascht blieb ich neben Noahs Auto stehen. „Ist mein Fahrstil so furchtbar?", fragte ich, obwohl ich eigentlich wusste, dass das nicht der Fall war. Olivia schüttelte den Kopf.

„Nö, ich fahre einfach lieber selbst, als Beifahrerin zu sein."

Interessant.

„Geht mir genauso", hielt ich dagegen. Heute ging es darum, dass Olivia Spaß hatte, rief ich mir in Erinnerung. Also machte ich ihr einen Vorschlag: „Wir könnten uns abwechseln. Vorausgesetzt, Noah hat nichts dagegen." Ich würde sie mit Sicherheit nicht hinter das Steuer seines Autos lassen, ohne ihn vorher zu fragen. Olivia nickte und lehnte sich gegen die Fahrertür. „Dann los, frag ihn um Erlaubnis." Die Selbstsicherheit in ihrem Blick ließ mich darauf schließen, dass sie Noahs Antwort bereits zu kennen glaubte. Ich holte mein Handy aus meiner Hosentasche. Hoffentlich ließ Noah sich nicht allzu viel Zeit mit dem Antworten, denn das Zeitfenster für unseren nächsten Stopp war nicht endlos.

Jacob: Ist es für dich okay, wenn Olivia dein Auto fährt?

„Jetzt heißt es warten", verkündete ich, doch Olivia schüttelte schnaubend den Kopf. „Es ist Noah. Ich kenne niemanden, der schneller antwortet." Wie auf Kommando und um ihr Recht zu geben, vibrierte das Handy in meiner Hand.

won't fall in loveWhere stories live. Discover now