Kapitel 4

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Olivia

Daran, dass es Jacob mit seinen blonden Haaren, braunen Augen und der immer guten Laune alles anderes als schwer fiel, Frauen von sich zu überzeugen, hatte ich nie gezweifelt. Aber was Ruby mir nun erzählte, überraschte mich. Anscheinend gab es auf dem Campus die ein oder andere Person, die es als erstrebenswert erachtete, Jacob „zu erobern und zu zähmen" - ihre Worte, nicht meine. Inwieweit das Jacobs Absicht, eine feste Partnerin zu finden, im Wege stand oder seine Chancen vielleicht sogar verbesserte, vermochte ich nicht einzuschätzen. Für mich zählte in diesem Augenblick nur, dass ich jemanden gefunden hatte, der bereit war, sich auf ein Date mit Jacob einzulassen, wohlwissend, dass ihm ein gewisser Ruf voraus eilte.

Die Suche nach Jacobs Date hatte meine Gedanken den ganzen Tag über so sehr eingenommen, dass ich erst am nächsten Morgen realisierte, was mir am Abend bevorstand. Obwohl ich meine Hoffnungen nach wie vor er erfolgreich auf einem Minimum hielt, konnte ich die im Laufe des Tages steigende Aufregung nicht leugnen. Selbst wenn ich davon ausging, dass Jacob keinerlei Mühe und Überlegung in die Auswahl meines Dates gesteckt hatte, musste dies nicht bedeuten, dass mir kein unterhaltsamer Abend bevorstand.

Als ich pünktlich um sieben Uhr abends am vereinbarten Treffpunkt stand, schlug mir das Herz bis zum Hals. Mehr denn je bereute ich, Jacob nicht mit der nötigen Hartnäckigkeit davon überzeugt zu haben, mir wenigstens ein Foto von meinem Date zu zeigen. Woher sollte ich denn nun wissen, auf wen ich wartete? Es war Freitagabend und das Restaurant in meinem Rücken war gut besucht. Immer wieder traten kleine Gruppen, Pärchen oder auch Einzelpersonen durch die Tür, aber niemand machte den Anschein, auf der Suche nach mir zu sein. Vielleicht hätte ich Jacob ein Doppeldate vorschlagen sollen. Aber vermutlich hätte das die ganze Situation nur noch unangenehmer gemacht.

Um nicht herumstehen wie bestellt und nicht abgeholt, nahm ich mein Handy aus meiner Tasche und sendete eine Nachricht in den Gruppenchat mit Hailey und Ella.

Olivia: Ab wie vielen Minuten Verspätung ist es legitim, einfach wieder zu gehen?

Ella: Es ist Punkt Sieben. Ein paar Sekunden solltest du ihm noch geben.

Etwas missmutig begann ich, eine weitere Nachricht zu tippen, als plötzlich ein Schatten auf mein Handy fiel.

„Oh Mist, bin ich zu spät?"

Ich hob den Kopf und vergaß für einen kurzen Moment, wie man atmete. Die Person, die direkt vor mir stand, war groß. Groß und gutaussehend. Verdammt gutaussehend. Shit. Dunkle Locken fielen in ein leicht gebräuntes Gesicht. Grüne Augen musterten mich entschuldigend. Wie in Zeitlupe schüttelte ich den Kopf.

„Nein, du bist perfekt." Kaum sichtbar weiteten sich die grünen Augen, während die Mundwinkel der makellos geformten Lippen sich hoben. Moment. Was hatte ich gerade gesagt? „Pünktlich", verbesserte ich mich hastig. „Du bist pünktlich."

„Ich bin Finn", stellte sich der Junge vor, ohne auf meine sonderbare Aussage einzugehen, was ich ihm sehr hoch anrechnete. „Und du musst Olivia sein. Oder ich blamiere mich gerade komplett und eigentlich wartest du auf deinen Freund." Er hielt mir eine Hand hin, die ich nach kurzem Zögern schüttelte. Ich konnte nur hoffen, dass meine eigene Hand nicht schweißnass war. „Olivia", bestätigte ich, woraufhin aus den leicht gehobenen Mundwinkeln ein breites Lächeln wurde. Wo zur Hölle hatte Jacob diesen Kerl aufgetrieben und wie um alles in der Welt kam er auf den Gedanken, er könnte ein passender Partner für mich sein? Finn spielte in einer ganz anderen Liga als ich, das war auf den ersten Blick ersichtlich. Ich verfügte über genug Selbstbewusstsein, um behaupten zu können, dass ich nicht schlecht aussah, aber diese Gleichung ging einfach nicht auf.

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