Kapitel 10

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Olivia

„Hi", meldete ich mich und gab mein Bestes, um meinen Herzschlag halbwegs unter Kontrolle zu bekommen. Zwischen dem Gespräch mit Ella, Jacobs Eingreifen und diesem Anruf, wusste ich nicht mehr wo oben und wo unten war.

„Hi Olivia", erwiderte Finn. Ich hielt mein anderes Ohr zu, um ihn besser verstehen zu können, während ich mir einen Weg zum Treppenhaus bahnte. „Ich hoffe es ist okay, dass ich dich einfach anrufe?"

„Wenn nicht, wäre ich nicht rangegangen", beruhigte ich ihn wahrheitsgemäß. Darin, unbekannte Nummern oder unerwünschte Anrufe wegzudrücken, war ich sehr geübt.

„Wo bist du? Das klingt... laut bei dir."

„Bei uns im Wohnheim ist eine Party, aber ich wollte sowieso gerade gehen", erklärte ich und erreicht nun endlich das deutlich ruhige Treppenhaus. Ich ließ mich auf einer Stufe nieder und gab meinem Puls endlich die Möglichkeit, sich zu beruhigen. Doch die Tatsache, dass ich gerade mit Finn telefonierte, dass er mich angerufen hatte, machte es mir nicht gerade leicht. „Jetzt sollte es leiser sein", murmelte ich mit pochendem Herzen, ohne zu wissen was ich sonst sagen sollte.

„Ist es", bestätigte Finn. „Aber ich wollte dich keineswegs von irgendetwas abhalten. Wenn du zurück auf die Party gehen möchtest-"

„Nein", unterbrach ich ihn schnell. „Möchte ich nicht. Meine Begleitung hat mich sowieso gerade alleine gelassen."

„Deine Begleitung?" Bildete ich mir die veränderte Tonlage nur ein? Wünschte ich sie mir so sehr herbei? Um Missverständnisse gar nicht erst aufkommen zu lassen, erklärte ich: „Meine beste Freundin, Ella. Wir hatten eine kleine Auseinandersetzung... aber das interessiert dich bestimmt nicht. Wieso hast du angerufen?" Erschrocken schob ich hinterher: „Das klang vorwurfsvoller als beabsichtigt, tut mir leid. Ich meinte nur-"

Nun war Finn derjenige, der mich unterbrach. „Hey, Olivia. Atme mal tief durch." Ich folgte seiner Anweisung und er lachte, vermutlich weil er meine tiefen Atemzüge durch die Leitung hören konnte. „Sehr gut", lobte er mich. „Es tut mir leid, dass ihr eine Auseinandersetzung hattet, hoffentlich könnte ihr das schnell wieder klären. Was du sagst, stimmt nicht, es interessiert mich durchaus, ganz einfach weil du mich interessierst. Und das ist auch die Antwort auf deine Frage. Eigentlich wollte ich dir schon viel früher schreiben, denn ich bin absolut nicht der Typ Mann, der eine bestimmte Anzahl an Tagen nach dem Date wartet, bis er sich meldet. Aber das Training ging heute echt lange und danach musste ich einige Dinge erledigen und dann wollte ich dir all das schreiben, bis mir klar geworden ist, dass du bestimmt keinen Roman von mir lesen möchtest. Deshalb rufe ich an."

Für eine Weile war ich sprachlos. Die Geschwindigkeit, mit der Finn gerade gesprochen hatte, erweckte beinahe den Anschein, als sei er nervös. Finn, nervös. Meinetwegen? Nein. Mit Sicherheit war er nur gehetzt. Gehetzt von einem langen, anstrengenden Tag.

„Ich würde einen Roman von dir lesen", sagte ich, als ich meine Sprache wieder gefunden hatte. Finn lachte und es klang immer noch... nervös. Ja, nervös. „Aber ich freue mich auch sehr über deinen Anruf", fügte ich hinzu, um ihm ein wenig dieser Nervosität zu nehmen, die ich so gar nicht nachvollziehen konnte. Wenn jemand Grund hatte, nervös zu sein, dann war das eindeutig ich.

„Hervorragend. Das bestärkt mich definitiv in meinem Vorhaben, dich nach einem zweiten Date zu fragen."

Sofort schoss mein Herzschlag, der sich gerade erst einigermaßen beruhigt hatte, wieder in die Höhe. Finn wollte mich tatsächlich wiedersehen und weiter kennenlernen.

„Hast du das nicht schon gestern Abend gemacht?", fragte ich und dieses Mal war ich diejenige mit einem etwas nervösen Lachen.

Finn stimmte in mein Lachen ein, bevor er sagte: „Nein. Gestern Abend habe ich nur gefragt, ob die Chance auf ein zweites Date besteht. Konkret danach fragen tue ich erst jetzt."

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