18 - „Keine Sorge, ich überlebe unter allen Bedingungen."

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Erst nachdem ich aufstand bemerkte ich den Schmerz in meinem Körper.
Mit einer Armschlinge kam ich aus dem Behandlungszimmer heraus.
Ne Schürfwunde mit Verstauchung. Nicht so schlimm. Mein Arm lebte noch.

Ich verstand die alte Frau vor mir nicht, doch sie müsste sich auf italienisch bei Gott bedanken, ihrer Geste nach.
„Du hast meinen Luca rettet! Vielen vielen Dank! Grazie!"
Sie bedankte sich locker zum 20. Mal.
„Prego (Bitte), Frau Valerio.", entgegnete ich zur Gewissheit, dass es mir gut ging.

Ängstlich saß der Kleine, der nur einen Kratzer abbekam auf dem Stuhl. Betrübt hatte er sich an seine Mutter geklammert, die besorgt aussah, doch ihrem Sohn trotzdem Trost spendete.
Auch sie Sprach ein Dankeschön aus.
„Zum Glück waren Sie da, Herr Duman.", sagte ihr Mann.

„Ich-ich hatte so Angst!", stotterte Luca ängstlich und ließ die Hand seiner Mutter los. Er sprang vom Stuhl runter, der für Erwachsene vorgesehen war.
„A-aber er war da und hat mich aufgefangen, wie Spiderman!", zeigte er mit seinem Finger auf mich und brachte seine Familie letztendlich zum lachen.

„Mache das nicht noch einmal, Luca! Immer schön auf die Straße achten!", bat seine Mutter. Wie ich erfuhr, kamen die Jungs ihre Großeltern besuchen.
Mit einem Nicken gab er sein Versprechen.
„Jetzt hast du aber ein Aua!", sah mich Luca bemitleidet an.

„Ist nichts Schlimmes.", sagte ich.
Mit einem Schmollmund stierte mich der Junge an. Seine großen Augen spiegelten Angst wieder.
Auf einmal umschlang er seine kleinen Arme um mich. Ich versteinerte.


IMRAN

Die frühen Morgenstunden waren die besten. Wenige Menschen, die Welt war ruhig und der Tag begann von neu.
In zwei Minuten müssten Edin und Nadim vor dem Stadion erscheinen. Ich hatte keine Zeit zu verlieren.

Den ersten sah ich schon herkommen. Müde gähnte er vor sich hin und blinzelte mehrmals.
Der zweite ließ sich auch zeigen.
Nach einem harten Spiel war es ihnen schwergefallen früh aufzustehen, aber das war mir egal. Meine Autorität genoss ich ein Stück weit. So baute sich Disziplin auf.

„Na? Fit ihr zwei?", ging ich los, bevor sie mich erreichten. Die Eingangstür schloss ich auf.
„Es ist arschkalt! Was machen wir um diese Uhrzeit hier?", sah mich Edin an.
„Dir wünsche ich auch einen guten Morgen.", antwortete ich.
„Trägst du Jogginghose, oder sehe ich falsch?", bemerkte Nadim verwirrt.


Mit dem Aufwärmen fing das Training an. Im Stadion joggten wir unsere Runden.
„Ich bin kaputt vom Spiel. Wie lange geht das noch?", hörte ich eine müde Stimme hinter mir.
„Wir haben noch neu angefangen.", drehte ich mich ihnen. Mit einer Handbewegung signalisierte ich, dass sie rückwärts joggen sollten.

Nach einer guten Viertelstunde waren wir aufgewärmt. Die Jungs schienen hellwach geworden zu sein.
„Passt euch den Ball zu, während ihr durch die Hüte im Slalom geht.", warf ich Edin den Ball zu.
Seufzend starteten sie die Einheit.
Der Nebel löste sich mit der warmen Sonne langsam auf.

„Passe doch gescheit!", ärgerte sich Nadim, als der Ball an ihn vorbeirollte.
„Sei doch schneller!"
Sie waren immer noch wütend aufeinander.
„Das Spiel gestern habt ihr nicht umsonst verloren.", machte ich sie auf die Niederlage aufmerksam.
„Ihr dürft nicht vergessen, dass Streitigkeiten den Teamgeist beeinflussen... Warum habt ihr in der Umkleide gestritten?", fing ich den Ball auf.

Strenge Blicke warfen sie einander zu.
Dann kamen sie zur Rede.
Wegen einem Mädchen stritten sie sich.
„Merkt euch eins: wenn ein Mann seine Gefühle nicht unter Kontrolle hat, verliert er."
Stumm erwiderten die Jungs meine Blicke.
Sie schienen die Nachricht nicht verstanden zu haben.

ALS ER KAMWhere stories live. Discover now