14 - „Er wird mich umbringen!"

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Es fühlte sich schon fast heimisch an in einem Wagen zu sitzen und irgendwo hinzufahren, unwissend dessen, wohin die Reise ging.
Ich mochte es nicht unnötige Hintergrundmusik im Auto anzumachen. Autofahrten baten mir die Stille, die ich zum Nachdenken brauchte.

Die letzten Tagen ließ ich mir durch den Kopf gehen. Da stellte ich fest, dass ich sehr emotional handelte.
Ich musste mich aufrappeln! Vuro war kein Softie! Er war ein kaltblütiger Hintermann.
Mein ganzer Plan stellte sich auf den Kopf. Denn ich bemerkte schnell, dass ich meine Rache nicht über Arya schmieden. Sinan ist mein Gegner. Ich muss mich ihm nähern.

Fest umschlossen meine Hände das Lenkrad. Ich war angespannt.
Ein Blick auf die aufgeschlürften Knöchel warf ich. Als ich Batu Klemm besuchte passierte es.
Eine neue Aufnahme startete ich.

„Wir sind selbst von unserem Schicksal verantwortlich. Niemand erlebt eine Sache grundlos.", machte ich einen Start.
„Nicht umsonst hat es Arya mit Batu zutun. Sie hat ihn nämlich höchstpersönlich aufgesucht und beantragt! Du fragst dich wofür? War mir auch nicht klar."
An dem Grenzschild passierte ich vorbei. Nun war ich in Frankreich.

„Batu ist nebenbei Ghostwriter. Er hat die Semesterarbeit für Arya geschrieben. Harmlos an sich. Aber als Batu das Geld knapp wurde, begann er Arya zu bestechen. Um nicht exmatrikuliert zu werden, hat sie die Bestechung in Kauf genommen..."
Was ein Arschloch. Erst verlangt er zwei tausend Euro für das dämliche Dokument. Dann erhöht er die Summe Monat zu Monat. Und weil Arya einen Crush auf den Assistenten des Dozenten hat, zahlt sie hoffnungslos die Summe.

Also alles passiert wegen scheiß Gefühlen, die du für irgendjemanden hast!
Sinan entwickelte auch Gefühle für eine Frau und daraus resultierte ich.
Nimm deine Gefühle und steck sie sonst wo ein. Hauptsache du lässt sie nicht zu.


Nach elf Stunden Autofahrt war ich erst mal platt.
N' schickes Hotel buchte ich mir. Einfach so. Weil ich es konnte.
Eine gigantische Aussicht hatte das Hotelzimmer.
Die Sonne ging unter. Vuro, in der Suite, mit der Kippe in seiner Hand - das hat seinen Vibe.

Ich habe nie Urlaub gemacht. Beziehungsweise habe ich es mir nie gegönnt.
Und wenn ich am Meer war, dann für irgendwelche Spionagearbeiten.
Einmal nahm ich sogar an einem Tauchkurs Teil, um an Informationen zu kommen.

Im Team kommst du schneller voran. Allein kannst du hingegen sicherer arbeiten.

Nachdem ich mich ausruhte machte ich mich auf den Weg nach draußen. Ein Polohemd und eine Stoffhose zog ich an.
Klassisch, wie ein Galerist, der einfach nur Urlaub machte.
Meine Cartier Brille setzte ich mir auf.
Den Duft von Tom Ford.
Ne Uhr am Handgelenk.
Und fertig war ich.
Ach, gar nicht so schlecht.

Vor dem Aufzug stand bereits eine junge Dame. Kurz warf sie einen Blick auf mich.
Es klingelte, die Metalltüren schoben sich auf. Mit einer Handgeste gab ich ihr Vorrang. Lächelnd trat sie rein.
Ich musste zum Place des Lices. Der Gewürzladen Saidi befand sich dort.

„Wie lange bleibst du hier?", fragte die schick gekleidete Braunharige neben mir auf einmal.
Woher verstand sie, dass ich deutsch sprach?
„Pardon?", antwortete ich auf französisch. Woher fand sie das Recht mich anzusprechen? Da endeten auch meine Kenntnisse neben Croissant und s'il te plaît.

„Habe das Datum auf deinem Bildschirm gesehen.", deutete sie daraufhin auf mein Handy.
Okay? Ein Auge für Details hat sie. Da gibt es wohl schnellere Menschen als Vuro.
„Gut", drehte ich mich wieder zur Metalltür. Kein Bock auf die Brünette jetzt.
„Wie lange bist du hier, habe ich gefragt.", wiederholte sie und setzte die Dior Tasche auf.

„Für'n Tag. Warum?"
Etwas verwirrt lächelte sie mich an.
„Nur so. Bin heute auch noch hier."
Endlich kamen wir unten an. Die Dame ging vor. Ihr Kleid glitzerte. Womöglich ging sie aus.
Regel no. 3: keine One Night Stands während Missionen. Außerdem gefiel sie mir nicht.

ALS ER KAMWhere stories live. Discover now