2 - „Neu hier?"

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Vor fünf Tagen

Arya Sertay, du bist meine Schwester.
Ich habe dich gefunden.
Die Fremde in dem Trenchcoat soll meine Schwester sein. Nach all den Dingen, die ich erlebte, hat das Wort Familie keine Bedeutung mehr für mich. 

Heute war der fünfte Tag der Verfolgung.
Später als gewohnt traf sie am Parkplatz ein. Ein ziemlich schicker Wagen für eine Studentin. Wunderte mich nicht bei so einem wohlhabenden Vater.
Sie war Papas kleine Prinzessin. Seine Schwachstelle.

In dieser Stadt baute er sich sein Imperium auf. Er wurde gemocht und geschätzt. Paradox.
Und nebenbei erlosch er vor 25 Jahren das Leben einer jungen Frau, die er geschwängert zurückließ. Eine Studentin, die einfach ihr Leben aufbauen wollte. Den korrekten Ehrenmann Preis musste er gewinnen, neben all den anderen Kram, wofür er nominiert wurde.

Zögerlich öffnete ich die Autotür nachdem ich mich umschaute. Die Cap zog ich ein wenig tiefer. Die Zielperson visierte ich.
Mit dir habe ich noch ganz tolle Sachen vor Arya. Die Schritte trieben mich voran.
Regel no. 1: Um unentdeckt zu bleiben, verhalte dich ganz normal.

Die Menschenmenge wurde immer dichter.
Ich fluchte vor mich hin, als ich die Zielperson aus dem Auge verlor. Jede zweite trug einen Trenchcoat. Ich drehte mich im Kreis, doch die Prinzessin war nicht in Sicht.

Ein Knall neben mir beanspruchte meine komplette Aufmerksamkeit, weswegen ich mich in die entsprechende Richtung drehte.
Zunächst bemerkte ich Bücher, die zerstreut auf dem Boden lagen.
Dann, Miss Sertay.

Ziemlich viele Bücher.
Und ich stand direkt vor dem Haufen. Meine Existenz blendete sie im Tumult auf, doch ich konnte mich nicht damit abfinden sie anzustarren.
Was' los Vuro? Brauchst du ne Schelle, um zu dir zu kommen?

Das aufgeklaffte Buch auf dem nassen Boden hob ich auf und klappte es zu. Das daneben auch.
Was zur Hölle machte ich?
Genervt sammelte die Reichentochter den Haufen zusammen. Unter Zeitdruck schien sie zu sein.
Ohne etwas zu sagen gab ich die Bücher ihrer Besitzerin und wollte mich so schnell es ging fortmachen.

„Danke!", vernahm ich hinter meinem Rücken. Die Stimme von Miss Sertay war heller als erwartet.
Reglos ging ich weiter und kehrte ins Wageninnere zurück. So ein Fehler durfte mir kein zweites mal passieren.


Ich wollte diesen Ort nicht als mein Zuhause abstempeln, aber das war es vorübergehend. Der Galerist Azad lebte exklusiv. Er war schlichtweg kein Straßenjunge.
In irgendeinen der Räume führte ich meine Geschäfte. Die mit der Kamera geschossenen Fotos druckte ich erst aus.

Arya aus verschiedensten Winkeln.

Den heutigen Tag startete sie auch mit Joggen.
Hat sie morgens nichts besseres zutun?
Richtung 8 Uhr verließ sie ihr Haus.
Das heutige Foto pinnte ich neben der Aufschrift Halb bosnisch. Sie hat dunkelblonde Haare und helle Haut wie ihre Mutter.

Aber die Augen - hat sie definitiv von ihrem Vater. Und als sich unsere Blicke für eine Sekunde trafen, musste ich kurz stehenbleiben und verarbeiten, dass sie dieselben wie meine waren. Nur in heller.

Sogar unsere Brauen ähnelten sich. Ich konnte nicht den Blicken stand halten, doch konnte auch nicht wegschauen. Es war ganz seltsam.
Ich glaube, ich brauchte einfach einen RedBull oder eine Kippe.

Das Feuerzeug auf dem Marmortisch nahm ich beim Vorbeigehen mit.
Die Zigarette glühte. Ich zog den Nikotin ein, den ich im Moment brauchte.

ALS ER KAMWhere stories live. Discover now