Chapter 63

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Wir sitzen in einen Club. Niemand ist mehr nüchtern und obwohl niemand versucht hat, mich zu drängen, spüre ich, dass es Ran nervt, dass ich bei Cola und Wasser bleibe. Ich habe vergessen, dass es wohl keine Selbstverständlichkeit ist nicht zu trinken und gleichzeitig eine der jüngsten Mitglieder zu sein. Doch dass ich gerade mal mit meinen fünfzehn Jahren in einen Club sitze, interessiert keinen meiner Begleiter. Es ist weniger die Angst, selbst die Kontrolle zu verlieren. Ich sehe einfach keinen Sinn darin, mir freiwillig Alkohol zuzuführen. Es ist kein Geheimnis, dass in unseren Kreisen keine Gelegenheit ausgelassen wird, um mit einem möglichst großen Schein eine Linie Koks zu ziehen. Doch immerhin tut Ran es heute nicht. Zumindest nicht vor meinen Augen. Vielleicht hat er es getan, bevor ich hergefahren bin. Ich bin mir nicht sicher. Es ist schummrig, seine Pupillen können auch deshalb weit sein. Ich kann nicht darüber nachdenken, wenn ich weiter ruhig bleiben möchte. Eigentlich waren wir nur hier um nochmal die letzten Pläne für den bevorstehenden Kampf zu planen, der morgen ansteht. Doch an den meisten Gesprächen kann ich mich nicht beteiligen, weil sie Insiderwitze beinhalten, aber Ran gibt sich große Mühe, mir möglichst viel davon zu erklären. Zumindest zu Beginn des Abends. Das Tenjikus Mitglieder sich hier versammelt haben, um sich zu betrinken und zu begnügen wird mir viel zu spät klar. Inzwischen liegt Rans Hand auf meinen Oberschenkel und wandert immer weiter nach oben. Ich schlage die Beine übereinander, aber er nimmt sie nicht weg. Stattdessen spüre ich seine andere in meinen Nacken.
Mein Puls steigt, als er mich ansieht. Er ist attraktiv, das steht außer Frage. Und wenn er mich so küsst wie jetzt, reagiert mein Körper. Weil Ran weiß, was er tut. Seine Hand an meinen Hinterkopf, sein Mund, der meine Lippen nur streift.
„Du siehst heiß aus heute ", raunt er an Meine Seite. Ich bekomme eine Gänsehaut, weil das alles nicht richtig ist. Seine Hand streicht über meine Hüpfte. Ich weiche leicht zurück und räuspere mich.
„Wollen wir kurz raus?"
Ein erstaunte Ausdruck tritt in Rans Augen. Anstatt zu antworten, küsst er mich nochmal und greift nach meiner Hand. Die Musik wird leise, als wir in die dunkel Nacht treten und die Tür hinter uns zufällt. Ich öffne den Mund, doch noch bevor ich ein Wort sagen kann, liegt Rans auf meinem.
O-okay? Ich fürchte, er hat das falsch verstanden
Für ein paar Sekunden bin ich zu überfordert, um etwas dagegen zu unternehmen, dass er meinen Kopf zu sich zieht und mich mit seinen Körper gegen die Wand drückt. Ich spüre den kalten Stein durch meinen Pulli und einen leichten Anflug von Panik, weil ich mir seiner Kraft plötzlich nur allzu bewusst bin.
„Ran", sage ich zwischen zwei Küssen. Er reagiert nicht. Ich Schiebe ihn etwas von mir, im gleichen Moment, in dem sich die Tür zum Club öffnet. Kazutora tritt nach draußen. Sein Blick wandert sofort suchend die Straße entlang und bleibt an uns kleben. Mein Puls beruhigt sich wieder etwas, als mir klar wird, dass er uns auf dem Schirm hat.
„Was? ", fragt Ran und schaut kurz zur Seite.
„Ich wollte mit dir reden", beginne ich.
„Reden", wiederholt er sarkastisch.
„Es ist für mich kein Thema, dass du's noch nie gemacht hast ", erklärt er.
Und ich sage nichts.
Ich sage einfach nichts.
Ich brauche geschlagene drei Sekunden, bis ich überhaupt verstehe, was er meint. Und dann drei weitere, während Fassungslosigkeit und Wut in mir aufsteigen.
„Oh, wie schön, dass es für dich kein Thema ist. "
Mein Gefühlsumschwung scheint Ran tatsächlich zu irritieren. Er öffnet den Mund und zieht die Augenbrauen leicht zusammen. „War das nicht das, was du hören wolltest?"
Ich lache freudlos auf. „Nein, Ran. Scheiße.... Sagst du Dinge nur, weil du glaubst, ich will sie hören?" Als er nicht antwortet, fahre ich mir mit beiden Händen übers Gesicht und atme tief durch.
„Was ist dann das Problem? " Seine Stimme klingt kühl, sein Blick ist betrunken. Alkohol setzt die Selbstbeherrschung herab. Das ist kein Geheimnis.
„Y/n", sagt er eindringlicher.
„Ist nicht so wichtig. "
Wow. Ich hätte mir eine bessere Lüge einfallen können. Rans Augen werden schmaler, während er mich mustert.
„Sag", beharrt er.
„Ran... "
„Du hast ein schlechtes Gewissen", sagt er. „Ist es das? Du bist schon den ganzen Abend so seltsam."
Ran macht einen Schritt auf mich. „Kneifst du?"
„Nein", entgegne ich sofort, doch meine Stimme klingt etwas höher als sonst.
„Verarsch mich nicht. "
„Ran, ich glaube, es ist besser, wenn wir in Ruhe darüber reden." Ich schaue kurz zur Seite und dämpfemeine Stimme leicht.
„Du sagst mir jetzt sofort, was los ist ", knurrt Ran. Ich rieche den Alkohol in seinem Atem.
„Ich möchte das lieber mit dir besprechen, wenn du nüchtern bist. "
„Und ich will es verfickt nochmal jetzt
wissen."
„Ran",sage ich leise.
„Y/n, hör auf mit den Bullshit!"
„Alles okay da drüben?" Kazutora steht immernoch am Eingang, hält sein Telefon an sein Ohr, schaut aber in unsere Richtung.
„Ja, alles okay? ", wiederholt Ran. „Gute Frage, Kazu. Ich habe auch eine für dich. Mit wen aus Toman hatte alles Y/n etwas am laufen? "
Ich spüre, wie mir das gesamte Blut in die Beine sackt. Kazutora öffnet den Mund, aber Ran lässt ihn nicht zu Wort kommen. „Ist sicher für den allzuguten Teamgeist, oder?"
„Ran, alter geh pennen! " Wie kann Kazutora nur so ruhig bleiben? Vielleicht ist er klüger als ich und weiß, dass es nur nach hinten losgehen kann, sich auf Rans Provokationen einzulassen. „Du bist rotzevoll. "
„Und wie rechtfertigst Du das von Dir selbst? ", fragt Ran
„Ran...", meine Stimme zittert.
„Ran, hör auf", flehe ich leise.
„Womit, Womit, hm? Ich bin wenigstens nicht so leicht zu beeinflussen, wie du es bist. "
Er kommt einen schnellen Schritt auf mich zu. Als ich reflexartig zurückweiche und die Wand im Rücken spüre, beginnt mein Herz zu Rasen. Er steht so dicht vor mir, dass ich mich nicht mehr bewegen kann. Ich spüre seinen Atem an meinen Mund und seine Hand auf meiner Schulter. „Schau mir verdammt nochmal ins Gesicht! "
Ich tue es, und ich habe Angst vor diesem Mann. Er ist so anders, als wie ich ihn sonst kenne.
Es ist das schlimmste Gefühl auf der ganzen Welt, aber ich wage es nicht, mich ihm zu widersetzen. Er ist größer als ich, stärker, er drückt mich gegen den kalten Stein, und meine Gedanken stehen still. Er beugt sich zu mir, bis seine Lippen an meinem rechten Ohr sind.
„Fahr zur Hölle, Y/n n/n! "zischt er. Ich schließe die Augen, ich kann nicht mehr atmen. Er lässt mich los. Ich drehe mich sofort weg, auch wenn ich das Gefühl habe, jeden Moment vor ihm zu Boden zu gehen. Meine Beine setzten sich in Bewegung. Ich will mir die Ohren zuhalten, während ich von ihm weglaufen und er mir Beschimpfungen hinterherruft, die ich niemals vergessen werde.
Erinnerungen zerstören mich.

Remember - Tokyo RevengersWhere stories live. Discover now