Epilog - 60

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Seit der Hochzeit hatten wir alles organisiert und nun hatten wir seit gut einem Monat die Zügel fest in den Händen, Steuern, Löhne, Zinsen und weiteres verliefen reibungslos. Sicher, wir mussten hier und da Entscheidungen treffen und mit anderen Ländern Friedensabkommen einleiten, doch als unser Vertreter im Ausland machte sich Felix wirklich gut. Er verhandelte mit den Leuten, war ein guter Redner und kam bei jedermann überaus sympathisch an. Die elendigen Stunden, die er in Rubinna mit königlichem Unterricht verbracht hatte, zahlten sich reichlich für uns aus. Insbesondere jetzt, wo Kyran weniger und weniger selbst fliegen wollte, von mir ganz zu schweigen.

Jedes Mal wenn Azrael an mir vorbeilief und Kyran bei mir war, klopfte er ihm auf die Schulter und meinte immer etwas in die Richtung von, «Es macht aber so viel Spass», oder, «Jetzt fehlt nur noch der Krieg», was mein Seelengefährte stets nur mit einem Augenrollen abtat. Mir war klar, dass er dem Schwarzhaarigen am liebsten an die Gurgel gegangen wäre, doch hielt er sich wegen mir zurück. Schliesslich konnte ich seine Emotionen bis zu einem gewissen Grad spüren und alles was ich spürte, spürte auch das kleine Lebensbündel in mir.

Sobald er die ersten Herzschläge gehört hatte, war sein Lykaner in einen schützenden Modus übergesprungen, bei dem jedes noch so kleine Ding, was mich unruhig werden liess, beseitigt werden musste. Leider hatte ich mich in den ersten 3 Monaten meiner Schwangerschaft extrem schnell und oft unwohl gefühlt und so wurden an manchen Tagen zuerst alle Kissen aus dem Zimmer entfernt, nur um dann eine gute Stunde später wieder reingebracht zu werden, worauf eine weitere Stunde später das ganze von vorne begann.
Warum genau ich mich so unwohl gefühlt hatte, wussten wir nicht, doch als die vereinten Länder dann komplett stabil waren, hörte es auf. Unsere Vermutung war, dass ich in meinem Zustand das Wohl unseres gemeinsamen Volkes sehr viel stärker spürte, als sonst und daher so unruhig war.

Wieder stoppte ich, wie schon so viele Male heute, und blickte aus dem Fenster. Es schneite. Die warme Hand an meinem unteren Rücken versicherte mir Kyrans Präsenz, eine Sicherheit, welche ich nicht für nötig hielt, ihm jedoch wichtig war.

«Meinst du, ich kann in den Park?», fragend sah ich zu meinem Gefährten, dessen braune Haare inzwischen etwas länger geworden waren.

«Es schneit zwar, aber ich denke schon, ja», meinte er überlegend und damit begaben wir uns zum Eingangsbereich.

Widerwillig liess ich mich von ihm überreden einen Wintermantel umzulegen, ich wollte die Kälte in vollem Ausmass spüren. Sobald wir also aus der Tür waren drehte ich mich glücklich im Kreis, sah in den Himmel hinauf, versuchte die Schneeflocken so weit oben zu sehen wie möglich, bevor sie gute 30 cm vor meinem Gesicht waren.
Wenig später stand ich nur noch und sah weiterhin in den weissen Himmel hinauf, bevor ich mich zu Kyrans Schock rückwärts in den Puderschnee fallen liess. Es war mir wohl bewusst, dass mein Erasthai mich noch vor meinem Aufschlag in dem Schnee fangen würde. Somit war ich kein bisschen überrascht, einen flauschigen, warmen Lykaner unter mir zu finden statt des Schnees.

«Ich wusste, dass du mich fängst», zuckte ich nur mit den Schultern und kuschelte mich in dem dichten Fell ein.

Ein Schnauben, welches man als leicht genervt interpretieren könnte, kam von dem grossen Wesen, bevor er sich um mich herum rollte und mich so vor der eisigen Kälte schützte.
Meine Gedanken wanderten zu der Tatsache, dass ich Zwillinge bekommen sollte und ich fragte mich, wie das Regieren von Rubinna und Saphirna aussehen würde. Ich konnte nur hoffen, dass sich die beiden so gut vertragen würden, wie jetzt in meiner Gebärmutter.
Wenn sie sich nicht ausstehen können würden, könnte es schwierig werden.

❥︎ ❥ ❥︎

«Zwillinge!», schrie ich meinen Ehemann wütend an, der mich nur mit einem Blick voller Liebe ansah, «Alle diese wunderschönen Exemplare von Müttern, die ein Ei und ein Spermium auszutragen haben, und du gibst mir zwei Spermien?», ich wollte ihn umbringen dafür, dass er bei meinen Worten nur noch breiter grinste.

«Grins doch nicht so, du Blödmann! Ich musste diese zwei Kinder austragen, ich! Nicht du», schnauzte ich den Braunhaarigen an, während er mir meine Haare zurückstrich und Azrael einen mitleidigen Blick zuwarf.

Der rubinnische Agent und Spion hatte mir angeboten seine Hand zu halten und dass ich zudrücken durfte, jedoch war das noch im leichten Stadium der Wehen. Inzwischen musste ich seine Hand gebrochen haben, doch verzog er nicht das Gesicht, sondern entzog mir nur seine Rechte und liess mich dann seine linke Hand ergreifen.
Gut ausgebildet.

«Das Erste ist draussen», meinte die Hebamme, doch hörte ich ihren Anweisungen an die Schwester nicht weiter zu, sondern richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Seelengefährten.

«Wenn du noch ein weiteres Kind haben willst, dann sieh gefälligst zu, dass es bei einem Ei und einem Spermium bleibt», keifte ich weiter, «Und nur damit das klar ist, ein weiteres Kind plane ich nicht, das soll gesagt sein», damit kam wieder eine Wehe und ich arbeitete mit unserer lieben Hebamme mit.

«Du machst das gut», die Worte sollten wohl beruhigend sein, hatten jedoch eine andere Wirkung.

Herausfordernd sah ich den Lykaner an, «Es braucht viel Kraft, vielleicht solltest du es mal ausprobieren, wie es ist», ich holte kurz Luft, «zwei Lykanerbabys zu gebären!»

Ich war müde.
Das Schreien half mir, so meinte die Hebamme, meine Atmung beizubehalten, auch wenn sie nicht regelmässig war.
Jemand schob mit ein Kissen unter meinen Kopf und ich war, wem auch immer, dankbar. Durch das leichte Kribbeln auf meinem Kopf spürte ich den Kuss, den mir Kyran auf die Stirn drückte, noch deutlicher. Wie er noch nicht sauer auf mich war, konnte ich mir nicht erklären.
So verging die nächste Zeit mit vielen Atempausen, aufbauendem Streicheln durch meine verschwitzten Haare und kleinen Küssen, die auf meiner Stirn oder meinem Handrücken platziert wurden.

«Und hier hätten wir Säugling Nummer zwei», meinte die Hebamme, welche mein Kind sofort an die Schwester weitergab, welche es einwickelte und die Standarduntersuchungen durchführte.

Nach einer Weile wurden mir zwei Kinder auf die Brust gelegt, welche ich nur träge anlächeln könnte, meine Energie war fürs erste dahin.
Ich wusste, dass Kyran sich gut um die Kleinen kümmern würde, bis ich mich soweit erholt hatte, dass ich ihn unterstützen konnte.

'Ruh dich aus, Liebling. Ich hab alles im Griff ', hörte ich Kyrans sanfte Stimme noch in meinem Kopf, bevor mich die Müdigkeit überkam und ich sie mit offenen Armen empfing.

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now