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Zielstrebig ging ich auf die Gruppe Jungs zu. Alle waren grossteils sie in schwarz gekleidet, jedoch mit Variation.
Die meisten trugen schwarze Hosen und dazu ein graues oder weisses Hemd, darüber irgendeine Form von Jacke. Jacketts und Colledge Jacken wurden getragen.
Sie alle hatten entweder einen Ohrring, der einen Anhänger als tropfenförmigen Rubin hatte, oder ein Armband mit einem Anhänger als ebendiesen Rubin.

«Hi Jungs», ging ich auf den einzigen zu, der ein schwarzes Hemd trug, sofort sah er zu mir herab.

«Wer bist du?», fragte er in einem freundlichen und zugleich neugierigen Ton.

«Das wollte ich dich eigentlich fragen», grinste ich ihn an und ging einen Schritt auf ihn zu, während er an die Wand gelehnt blieb.

«Azrael», stellte er sich amüsiert über meine Annäherung vor und scheuchte mit einer kurzen Handbewegung seine Jungs und Mitarbeiter weg.

«Ich sehe du bist vom Heimatland», inzwischen stand ich unmittelbar neben ihm.

«Heimatland?», fragte er und ich holte meinen Anhänger aus dem Ausschnitt meines Kleides hervor, mit Absicht hatte ich ihn versteckt.

«Nimm ihn in die Handflächen und schirme ihn von Licht ab, er leuchtet im Dunkeln», immer noch verstand er nicht, dennoch folgte er meiner Anweisung.

Sachte nahm er den Anhänger in die Hand und formte mit seinen Händen eine kleine Höhle, liess nur ein kleines Loch, um hineinzusehen und den leuchtenden Edelstein zu betrachten. Jedoch hob er nach wenigen Sekunden überrascht den Kopf und sah mich verwirrt an.

«Er kann sich tarnen», sagte ich nur und er nickte, «Nur wenn keiner vom Feind im Zimmer ist oder ihn sehen kann, zeigt er seine wahre Farbe.»

«Und was bringt dich hier her», er schwenkte den Kopf und sah mich fragend an, «Andrea», er nickte.

«Andrea. Was bringt dich her?», Interesse spiegelte sich in seinen Augen.

«Arbeit. Nein, nicht ganz. Ich wurde hierher geschleppt und jetzt bin ich hier und sammle Information», die wichtigen Details liess ich aus, ich konnte nicht riskieren, dass er meine Tante benachrichtigte.

«Oh, schön deine Bekanntschaft zu machen. Du bist eine Lykanerin, das merke ich dir an. Mate schon gefunden?», ich nickte mit dem Kopf, «Leider ist er ein Blödmann. Wir streiten bisher meistens», erzählte ich ihm.

Entschuldigend sah er mich an, «Wenigstens steckst du hier nicht fest. Ich muss hier bleiben, wegen der Arbeit», er zuckte mit den Schultern.

«Wie geht es unserer Heimat?», fragte ich und er sah mich überrascht an.

«König Alex regiert seit dem Verschwinden seines Sohnes gut, jedoch ist er traurig und immer noch auf der Suche. Er hofft, dass sein Sohn irgendwann einfach wieder auftaucht», er verdrehte die Geschlechter, verwendete den Spitznamen meiner Mutter, um uns nicht auffliegen zu lassen.

«Und seine Schwester Rina?», fragte ich, fast niemand kannte den Namen meiner Tante ausserhalb unseres Königreiches, dafür machte sie zu wenige Auftritte.

«Nutzt die Situation aus und beeinflusst Alex», sagte er zähneknirschend.

«Nun, da das geklärt ist, darf ich dich den Abend an deiner Seite verbringen?»

«Solange du nicht einen auf Gentleman vom mir verlangst.»

Mit seiner Aussage behielt er recht, der Schwarzhaarige war eher der Badboy Typ. Den ganzen Abend durch flirtete er mit diversen Mädels und liess mich immer wieder irgendwo stehen. Doch das machte mir nichts aus. Ich mochte die Freiheit, die ich dadurch hatte. 

❥︎ ❥︎ ❥︎

Spät in der Nacht, der Mond schien hell am Himmel, verliessen Azrael und ich die Hausparty, Zora und James benachrichtigte ich davor noch kurz. Als wir zum Auto des Schwarzhaarigen liefen, spürte ich erst, wie kühl es doch war.
In kleinen Wölkchen stand mein Atem in der Luft und ich war froh, als wir sein Auto erreichten und einstiegen. Sofort machte er die Heitzung an, ehe wir losfuhren. Zwar hatte ich nicht die geringste Ahnung wohin es ging, doch ich vertraute ihm, so ironisch es auch klang.

«Hast du eigentlich deinen Gefährten oder deine Gefährtin schon gefunden?», fragte ich und durchbrach die Stille, die schon zu lange herrschte.

«Nein», er drehte den Schlüssel im Schloss und öffnete die Wohnungstür.

«Wo wohnen deine Kumpel?», ich wollte niemandem den Platz wegnehmen.

«Wohnungen nebenan», also hatte jeder seine eigene kleine Unterkunft.

Höflich bot Azrael mir an, eine Luftmatratze aufzublasen, doch ich lehnte ab. Stattdessen nahm ich das Sofa, auf dem es sich überraschend bequem liegen liess.

«Und dein Erasthai wird sich keine Sorgen machen?»

Ich lachte leise und freudlos auf, «Er weiss nicht einmal, dass ich kein Mensch bin», flüsterte ich und drehte mich um, betete, dass er den Bruch meiner Stimme entweder nicht gehört hatte oder ignorieren würde.

«Wie ist er bitte so dumm? Bleib hier so lange du willst, I've got your back, okay?», fragte er und ich nickte.

«Mhm», summte ich.

«Nur unter uns, sagst du mir, wer er ist?», an seinem Ton konnte ich erkennen, dass er mich nicht verraten würde.

«Prinz Kyran Stormcastle von Saphirna», flüsterte ich.

«Da hast du dir aber eine Knacknuss ausgesucht, Prinzessin», murmelte er.

Dann drehte er sich in seinem Bett so, dass er zu mir sah, da das Sofa direkt neben seinem Bett stand.
Schweigend sahen wir einander an.

«Wie soll ich die Nuss denn knacken, wenn er seine Sheila im Schloss hat?», wisperte ich und seine Augen wurden gross.

«Deswegen ist morgen also dieser Ball», ihm ging anscheinend ein Licht auf, «Das ist ja unerhört. Dieses Fiech ins Schloss zu bringen. Du bleibst morgen erstmal noch ein Weilchen hier und erzählst mir die ganze Geschichte. Dann kannst du wieder zurück und ich sehe zu, wie ich dir helfen kann», beschloss er und ich war froh, dass er sich jetzt schon wie ein langjähriger Freund verhielt, wo wir uns doch erst seit wenigen Stunden kannten.

«So und jetzt wird geschlafen, es ist schon weit nach Mitternacht. Sonst siehst du morgen aus wie eine Kartoffel, die viel zu wenig Schlaf bekommen hat», damit hatte er recht.
Warte Mal! Eine Kartoffel? Was zum Geier?
Doch ich sagte nichts, sondern bettete meinen Kopf aufs Kissen und schloss die Augen. Ich war wirklich müde. Sanft hörte ich Azraels regelmässig ruhigen Atem drei Meter von mir entfernt und träumte mich ins Traumland.

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now