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Jedes Mal, wenn ich abdriftete, erklang Kyrans raues Lachen und holte mich wieder in die Realität zurück. Es tat weh meinen Erasthai lachen zu hören, wenn es ein anderes Mädchen war, dass ihm dies entlockte. Ein anderes Mädchen, das meine Rivalin war, wenn es um meinen Seelengefährten ging.
Warum lasse ich das eigentlich mit meinen Gefühlen machen? Kyran spielt hier rum und weiss es höchstwahrscheinlich sogar, also höre ich an dieser Stelle auf. Ich bleibe nur hier, weil ich mehr über die Kriegsstrategie von Saphirna herausfinden will.
Entschlossen und zufrieden mit meiner Entscheidung schloss ich meine Augen und blendete die Geräusche aus.
Ein Klopfen riss mich jedoch kurz darauf aus meiner Stille. In der Tür standen Zora und Minna, beide mit einem besorgten Blick in den Augen.

Ich setzte ein Lächeln auf und verdrehte die Augen, «Es geht mir gut und wie ich sehe, habt ihr beiden euch angefreundet?», ich stand vom Bett auf und ging aus der Tür, da ich annahm, dass sie mich fürs Abendessen holen sollten.

«Du änderst jetzt nicht einfach das Thema Andrea! Wir sind für dich da», hielt mich Zora am Arm zurück, «Kyran verhält sich wie der letzte Idiot», flüsterte sie anschliessend.

Ich schenkte der schwarzhaarigen Elfe einen amüsierten Blick, die daraufhin nur mit den Schultern zuckte. Ihre kurzen Haare berührten dabei  ihre Schultern kurz.

«Ihr beiden müsst nicht in meinem Zimmer warten. Geht ruhig auf eure eigenen Zimmer und ruht euch aus, meine Badewanne kann ich auch alleine füllen», sagte ich, doch sowohl die Fee, als auch die Elfe schüttelten den Kopf.

Meine Freunde wollten unter allen Umständen auf mich in meinen Gemächern warten. Warum war mir ein Rätsel.
Dennoch liess ich mich nicht beirren und schritt die Treppe hinab, betrat den Essaal und nahm Platz.
Es war schwer das Geflüster von Kyran und Sheila zu ignorieren, doch ich schaffte es.
Den ganzen Abend lang redeten die beiden miteinander und da niemand sonst ein Wort sprach, war es ein unangenehmes Hintergrundgeräusch. Lykaner lernten natürlich so leise zu sprechen, dass nur der Gegenüber sie gerade noch hörte. Dementsprechend verstand ich nicht, über was sie sich unterhielten. Nur das Lachen, dass immer wieder den Raum erfüllte, liess mich wissen, dass die Unterhaltung wahnsinnig lustig sein musste.

Ich sah zu Alexej, den es freuen sollte, dass sein Sohn sich mit einer Adligen unterhielt und nicht mit einem einfachen Mädchen unterhielt. Doch zu meiner Überraschung sah er grimmig drein.
Warum freut es ihn nicht? Er will mich doch loshaben.
Sein Blick glitt zu mir und er deutete mit seinem Kopf in Richtung Ausgang. Er wollte mit mir alleine reden. Doch warum? So leise wie es mir möglich war, stand ich auf und entschuldigte mich mit einem kleinen Lächeln von Erik und Calandra, ehe ich aus dem Raum schlich. König Alexej folgte mir wenig später und führte mich in einen Raum, von dem ich annahm, dass es sein Büro war.

Erst als die Tür geschlossen war und wir allein waren, sprach er, «Warum spricht mein Sohn kein einziges Wort mit dir?», es so zu hören tat definitiv mehr weh.

Traurig liess ich den Kopf hängen, «Ich weiss es nicht, aber war das nicht Ihr Ziel? Dass Euer Sohn mir keine Beachtung schenkt und ich vom Hof gehe?», fragte ich leise und wagte es nicht aufzublicken.

Ein kurzes Lachen ertönte, «Nein, das war nicht mein Plan. Ich wollte nur erst sehen, ob du meinem Sohn schaden würdest, doch das tust du ganz offensichtlich nicht», er hielt mir sein Handy vor die Nase und neugierig nahm ich es vorsichtig in die Hände.

Was der Bildschirm mir zeigte, war ein Bild. Ein Bild von Kyran und mir, wie wir in der Luft hingen, ich schlafend und Kyran mit einem Lächeln im Gesicht, der ebenfalls schlief.
Ungläubig sah ich zu Alexej auf, der mich sanft anlächelte. Er wollte nur seinen Sohn schützen, den er seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte.

«Kyran ignoriert mich seit dem Vorfall. Er verbringt seine Zeit mit Sheila oder in seinem Büro», erklärte ich dem König, der nachdenklich nickte.

«Mal sehen, was ich da machen kann.»

❥︎ ❥︎ ❥︎

«Heute gibt es eine Party meine Lieben. Und wir werden da hingehen!», hörte ich meine beste Freundin sagen und nickte begeistert. Woher sie die Information hatte, war mir in dem Moment egal.

«Wir ziehen uns alle etwas schickes an und dann auf geht's», beschloss ich und so standen wir wenig später draussen vor dem Schloss, Zora rief ein Taxi und James richtete seinen Kragen.

Minna hatte sich gegen die Party entschieden, würde im Schloss bleiben und uns gegebenenfalls ins Schloss schleusen, sollte das Haupttor bei unserer Rückkehr abgeschlossen sein.
Ein Hupen, dann winkte uns ein Junge vom Fahrersitz aus zu und schon stiegen wir ein, unsere Mitfahrgelegenheit war gekommen.
Fröhlich wippten wir zur Musik, die im Radio lief und brachten damit auch das Auto ins Schaukeln. Schliesslich hielten wir vor einer grossen Villa an und Zora gab uns zu verstehen, dass wir aussteigen sollten.

Staunend standen wir vor dem Gebäude, «Woher weisst du immer, wo die ganzen Partys stattfinden?», fragte ich, doch sie grinste nur.

«Ich hab da meine Quellen, und jetzt rein mit uns!», damit zog sie uns geradezu über die Türschwelle und ins Haus.

Drinnen war es laut. Überall standen Menschen, Feen, Kobolde, Elfen, Drachen, alles mögliche. Viele hatten eine Art von Getränk in der Hand, manche hatten eindeutige schon zu viel getrunken. Mein Blick glitt über den Raum, wie viele Leute waren wir wohl? Als ich am Rand der Menge, am Eingang eine Gruppe sah, beschleunigte sich mein Puls.
Dieser tropfenförmiger Rubin an ihren Ohren, diese Ohrringe hat nur eine Gruppe, nur Jemand.
Ich bahnte mir einen Weg zur Bar, wo ich mir irgendein Getränk holte, nur um das Glas in ein paar wenigen Zügen zu leeren. Mein Leben lang hatte ich mich von Alkohol ferngehalten, doch heute musste es sein. Hinter mir hörte ich meine Freunde nach mir rufen und gleich darauf standen sie auch schon neben mir.

«Rea», sprach mich James an und bei dem Spitznamen drehte ich mich zu ihm um.

«Heute nicht, bitte. Heute bin ich einfach Andrea, ein Mädchen, das ganz normal ist», er verstand, was ich meinte.

«Deine Boys sind übrigens da», meinte er und ich sah ihn an.

«Ich weiss.»

Reagan -Little Ruler-Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon