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«Du Felix?», mein Cousin sah mich fragend an, seine blonden Haare wehten im Wind.

«Die Person, die mich damals entführt hat, war deine Mutter», überrascht sah er mich an.

«Ich nehme an, dass sie wollte, dass du den Thron statt mir besteigst», meinte ich und er nickte, «Ich wusste schon immer, dass es komisch war, dass mein Vater einfach so starb. Wenig später sind wir ja dann bei euch eingezogen, naja, ich bin froh, dass du wieder da bist. Meine Mutter werde ich zum Glück in nächster Zeit nicht sehen müssen», er lachte und zog mich in eine enge Umarmung.

«Wir werden uns wiedersehen, aber bis dahin: Auf Wiedersehen!», damit löste er sich von mir und winkte mir zu, während er den Helikopter bestieg und sich vor meinen Augen in die Luft erhob, nur um dann immer weiter weg zu fliegen.

Jetzt ist auch er weg. Hoffentlich kommt er mit einem Friedensvertrag zurück, noch besser mit einem Verbündnis.
Ich sendete mich vom Abflugplatz ab, drehte mich zum Schloss und ging wieder in mein Büro, um den Papierkram weiter abzuarbeiten.

Gerade wollte ich um die Ecke biegen und in den Teil des Schlosses einbiegen, in dem grundsätzlich nur Akten, Order und Dokumente, die für das Regieren von Rubinna wichtig waren, gelagert wurden. Als mich jemand von der Seite ansprang. Mit der Hektik, die von der Person ausging, konnte ich nicht erkennen wer es war, selbst wenn ich es gewollt hätte. Denn sie hatte mir ein Tuch vor die Augen gehalten, sodass ich nur auf mein Gehör und meinen Geruchssinn vertrauen musste.
Wir rollten über den Boden, durch den Gang. Abwechselnd waren wir übereinander, hatten die Kontrolle über den Kampf. Wenn ich unten war, wich ich Schlägen und Versuchen mich zu packen aus. Sobald ich wieder die Oberhand hatte, würde ich versuchen meinen Gegner am Boden festzunageln.
Immer wieder schafften wir es einander in Position zu halten, nur leider nicht lange genug, da sich der jeweils andere immer wieder befreite.
Jetzt bleib doch mal auf dem Boden, du Mistkerl! Ich brauche dich liegend, damit ich dich fixieren kann und diese verdammte Augenbinde von meinen Augen nehmen kann, ohne in Gefahr zu laufen noch ernsthafter verletzt zu werden, während ich beschäftigt bin.
Wir rauften uns noch sicherlich eine gute Viertelstunde lang, bis ich meinen Gegner endlich so erschöpft hatte, dass ich ihn am Boden halten konnte. Beide atmeten wir schwer, immerhin hatten wir beide quasi gerade ein ganzes Kampftraining durchgeführt. Ausser Atem setzte ich mich mit meinem gesamten Gewicht und meiner Lykanerkraft auf die Brust meines Gegners und befreite mich von der Augenbinde. Wen ich unter mir erblickte, überraschte mich.

«Du?», fragte ich überrascht und gleichzeitig etwas sauer.

«Wie kannst du es wagen, die zukünftige Königin von Rubinna anzugreifen?», gespieltes Entsetzen trat in sein Gesicht und Belustigung blitzte in seinen blauen Augen auf.

«Verzeihen Sie mir, werte Dame, für meinen Ungehorsam», er verneigte sich tief, «Aber es hat Spass gemacht, oder etwa nicht?», grinste er mich an und wollte meine Hand ergreifen, wahrscheinlich um sie übermütig zu küssen.

«Du Mistkerl! Hast mir einen grossen Schreck eingejagt mit deiner Aktion, ich wusste ja nicht, wer mich da angreift!», beschwerte ich mich weiter, während der Dunkelhaarige nur grinsen konnte.

«Ich meine es ernst! Sowas machst du nicht nochmal, verstanden?», meinte ich eher streng und er nickte mit dem Kopf.

«Ja, verstanden. Tut mir leid Prinzessin», entschuldigte er sich, hatte jedoch einen scherzenden Unterton.

«Du bist unglaublich!», meinte ich immer noch etwas sauer, machte eine wegwerfende Handbewegung in seine Richtung und stand auf, um zu meinem kleinen Büro zurückzukehren.

Bereit weiter zu arbeiten drehte ich mich weg von Azrael, der sich auch langsam aufrappelte, und ging festen Schrittes den Gang entlang zu meinem Arbeitszimmer, «He, warte!», rief mir der Schwarzhaarige hinterher, doch ich schüttelte nur den Kopf, «Prinzessin!»

❥︎ ❥ ❥︎

POV Felix

Sobald wir mit dem Helikopter ausser Sichtweite des Schlosses waren, nahmen wir eine komplett andere Route, als diejenige die wir vorgegeben hatten zu nehmen. Geradeaus nach Saphirna. Zum Feindesland. Und zum Erasthai meiner Cousine.

«Sir, sind Sie sich sicher, dass wir Ihre königliche Majestät so hintergehen können?», fragte mein Pilot zaghaft und ich grinste.

«Wovor hast du denn Angst? Du springst doch sowieso mit einem Fallschirm vor der Grenze ab. Würdest du lieber das Ego der derzeitigen Königin ankratzen, oder der zukünftigen Hoheit geradezu das Leben retten?», mein Pilot schluckte und nickte nur wissend, dass er meine Meinung nicht ändern können würde.

Unsere Reise dauerte nicht allzu lange, war sehr viel schneller, als sie mit einem Flugzeug gewesen wäre. Gute 4 Stunden später waren wir unterwegs, natürlich die meiste Zeit auf Höchstgeschwindigkeit.
Als die Grenze endlich in Sicht kam, riss ich meinen Piloten beinahe vom Steuer und drückte ihm einen Fallschirm in den Arm.

«Danke für deine gute Arbeit, mein Lieber. Ich übernehme jetzt, viel Spass beim Fallschirmspringen!», damit übernahm ich die Kontrolle und hielt den Hubschrauber an, sodass er in der Luft stehen blieb.

«Ich hoffe Sie wissen, was Sie machen, Eure Hoheit», meinte mein Pilot noch zum Abschied, bevor er sich aus dem Helikopter stürzte und ich die Luke mithilfe des automatischen Schliessmechanismus' hinter ihm schloss.

Auf geht's nach Saphirna. Mal sehen wie weit ich komme.
Mit voller Kraft voraus flog ich zum Schloss, bis ich nur wenige hundert Meter vor dem privaten Landeplatz vom saphirnischen Militär umzingelt wurde. Die Absichten waren klar, ich musste landen, jetzt gleich auf der Stelle, also tat ich das. Langsam liess ich mich immer tiefer herabsinken, bis ich schliesslich auf festem Boden stand und den Motor ausschalten musste. Sobald auch das getan war, öffnet ich meine Luke für die Soldaten, die sie gerade aufbrechen oder schmelzen wollten, und kam ihnen mit erhobenen Händen entgegen. Ich wollte auf alle Fälle jeglichen Konflikt vermeiden, damit ich einigermassen nett behandelt werden würde.

«Ich würde gerne König Kyran sehen, wenn möglich», meinte ich in einem möglichst freundlichen Ton, «Und wer bist du, dass uns das interessiert?», fragte einer der Wachen unwirsch.

«Felix Quietwater von Rubinna», antwortete ich nur, da ich wusste, dass sie sich den Namen sehr wohl gemerkt hatten, schliesslich würden sie Kyran später Bericht erstatten.

Reagan -Little Ruler-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt