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«Entschuldigen Sie?», perplex sah ich den Braunhaarigen an, «Was willst du hier?», fragte ich forscher als geplant.

«Ich bin noch nicht lange hier», stammelte der Angesprochene vor sich her, «Es sieht so aus, als hätte ich mich verlaufen. Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo ich wohl die Toilette finden kann?»

«Bitte was?», fragte ich, mein Gehirn kam nicht mehr nach.

POV Kyran

Sobald wir die Hubschrauber sauber auf den Boden manövriert hatten, war ich rausgesprungen und auf das rubinninsche Schloss zu gerannt. Während mich Azrael am Tor empfangen hatte, hatten meine Begleiter Hunderte von Rosen aus den Hubschraubern gehieft.
Inzwischen stellten wir die roten Rosen in Reihen auf, überlegten, ob wir einen Durchgang machen sollten oder nicht.

«Kyran», Azrael kam auf mich zu gejoggt, schreien durften wir nicht, sonst wäre die Überraschung zunichte gemacht, «Das sieht hier toll aus, aber wie bleiben die vielen Rosen am Leben?», fragte er und ich verkniff mir ein Lachen.

«Die sind in so Schaum gesteckt, jeweils 6 in einer Reihe», erklärte ich dem Schwarzhaarigen, «Der Schaum kann Wasser aufsaugen und die Pflanzen können dann das Wasser langsam aus dem Schaumstoff herausziehen», ich hielt ihm einen kleinen Teil des grünlichen, saugfähigen Schaumstoffs entgegen.

«Cool, aber ähm Kyran, draussen wütet ein Sturm. Man sieht nichts mehr, wir sind umgeben von einer schwarzen Wolkenmauer», ich verstand nicht, was er mir damit sagen wollte, «Der Thron, auf dem Reagan sitzt, ist verlinkt mit ihren Emotionen. Je nachdem, wie sie sich fühlt, herrscht dementsprechendes Wetter in den Gebieten unmittelbar um das Schloss herum», erklärte mir der Leibwächter meiner Erasthai und ich begann zu begreifen.

«Dann müssen wir sie vor meiner Frage noch irgendwie beruhigen, sonst dreht sie mir den Hals um», meinte ich überlegend und Azrael nickte, bevor er sich nachdenklich an den Rand des Saals setzte.

Wir waren fast genau vor der Tür, die zum Thronsaal führte. Nur 20 Schritte entfernt. Dennoch waren 10 der ursprünglich 30 Wachen vor der Tür geblieben, nur damit Reagan keinen Verdacht schöpfte. Die anderen Wächter hatten bei meinem Eintreten sofort eine Gasse zum Thronsaal gebildet, offenbar waren alle begeistert, dass ich ihre baldige Königin besuchen kam. Es hatte nur noch gefehlt, dass sie mich alle umarmt hätten.
Bald wissen wir, ob sie uns annimmt. Bald wissen wir es.
Voller Freude verliess ich das Schloss wieder, nur um dann zum Hubschrauber zu rennen und noch mehr Rosen zu holen. Vermutlich würde ich für einen Monat oder sogar für ein Jahr keine Rosen mehr sehen können, aber meine Erasthai war mir das wert.
Sie ist es mir wert.

«Ich hab noch mehr Rosen», kündigte ich an und sofort kamen einige Wächter, um mir welche abzunehmen.

Eine Tür knallte zu, «Bitte vergeben Sie mir, Eure Hoheit, ich bitte vielmals um Entschuldigung!», hörte ich noch und sah dann einen Angestellten, wie er hochrot einen Gang entlang rannte.
Was um alles in der Welt ist denn da passiert? Warum hat er sich so sehr entschuldigt?

«Hey, pssst, Azrael», ich winkte den Spion zu mir herüber, «Wie soll ich denn wieder an das wichtigste Element rankommen?», fragte ich und er zog die Augenbrauen hoch.

«Gute Frage, frag Felix oder Sheila, die wissen das besser», meinte er dann nach kurzem und klopfte mir kraftvoll auf den Rücken.

Ich seufzte, «Auf geht's zu Felix und Sheila», suchend sah ich mich im Saal um, die beiden waren nicht zu sehen. Wäre ich nicht bekannt mit Sheilas Verlobtem und Erasthai, hätte ich gedacht sie hätten ein heimliches Rendezvous.

'Hey Sheila, weisst du wo Felix ist?', fragte ich sie über den Mind-Link, der hier zwar schwach war, jedoch dennoch funktionierte.

'Der ist doch bei den Helikoptern und holt mehr Rosen. Ich bin übrigens dabei einen Brief an deinen Vater zu senden, er soll anfangen mit dem geplanten Verhör von Erik', erzählte sie mir.

'Achso, das ist super, ich möchte gern mit euch beiden sprechen. Gut wäre, wenn ihr beide da seid, dann könnt ihr auch miteinander reden', meinte ich, 'Gut, dann bin ich auch gleich beim Empfangssaal.'

Gerade als ich die Verbindung abgebrochen hatte, kam auch schon Felix herein, auf seinen Armen bestimmt zwei Dutzend Rosen. Schnellen Schrittes eilte ich auf ihn zu und nahm ihm zwei der Gestecke ab, die wir dann auf einem kleinen Tisch vorübergehend deponierten.

«Felix, ich brauche deine und Sheilas Hilfe–», fing ich an, «–vielleicht trifft es Unterstützung besser. Wie soll ich den Star der Show von Reagan zurückbekommen? Sonst kann ich dieses ganze Maneuver nicht abziehen», fragte ich den Blondhaarigen und ein nachdenklicher Ausdruck trat in sein Gesicht.

«Oh, ich weiss, du nimmst ihre Hand und machst es so», Sheila demonstrierte es mir und ich konnte nur zustimmen, dankend nickte ich ihr zu und holte dann vom Helikopter die restlichen Rosen.

POV Reagan

Es war unruhig im Schloss, ich wusste, dass meine Wachen alles taten, um mich zu beschützen. Der Angestellte von eben hatte meine Wut etwas verpuffen lassen, doch ich war weiterhin nervös, schliesslich hatte ich noch nie in einem Krieg gekämpft.
Unruhig stand ich vom Thron auf und lief umher, seltsamerweise linderte das die Schmerzen ein wenig und so drehte ich Runde um Runde.
Das Wetter verbesserte sich langsam, die schwarzen Sturmwolken waren verschwunden und stattdessen regnete es nur noch.

'Hey Süsse! Ich hab's geschafft! Ich kann dich jederzeit rausholen, wenn du zum Beispiel angegriffen wirst!', meldete sich meine Tante plötzlich.

'Tante Nicole! Super, dass du es geschafft hast. Momentan geht es noch, aber falls ich flüchten muss, kontaktiere ich dich. Ist das in Ordnung für dich?', fragte ich.

'Natürlich Rea, ich drücke dir bei was auch immer du gerade machst die Daumen. Ich glaub an dich und hab dich lieb. Bis bald Süsse', damit war die Verbindung vorerst abgebrochen.

Zurück im hier und jetzt straffte ich leicht die Schultern und richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Tür, die zum Thronsaal führte, in dem ich allein stand. Denn Schritte näherten sich dieser Tür und somit würde ich wohl bald mit einem Angriff von Kyran konfrontiert werden. Konzentriert nahm ich meine Kampfstellung ein und starrte auf die Tür. Nichts hätte mich auf die nächsten Geschehnisse vorbereiten können.
Die massive Holztür wurde schwungvoll aufgerissen und da stand er in seiner ganzen Pracht.
Kyran.

Reagan -Little Ruler-Where stories live. Discover now